Exped ist Camping-Enthusiasten schon lange ein Begriff. Der Schweizer Outdoor-Experte steht für hochwertiges und sehr leichtes Equipment – das aber auch oft seinen Preis hat. Für das kleine oder größere Bikepacking-Abenteuer haben wir uns ein 1-Personen-Zelt, einen Sommerschlafsack und eine Isomatte für warme Temperaturen zum Testen geholt und uns auf den Weg gemacht. Der kurze Ausbruch aus dem Alltag: Freitagabend, Bike packen, bis zum übernächsten Campingplatz am See fahren und dort eine hoffentlich friedliche Nacht verbringen. Entscheidend für so einen Kurztrip ist, wie unkompliziert die Ausrüstung funktioniert. Und das ist unser Ergebnis:
Das Exped Mira HL ist ein sehr leichtes Zelt für eine Person mit dem klassischen zusammenhängenden Stangenset. Die Stangenelemente haben eine Länge von 42,5 cm, was für die meisten Gravellenker zu breit ist, aber in viele Arschrakete passen sollte. Oder sie lassen sich mit Straps am Oberrohr befestigen. Der Aufbau ist schnell gemacht: Das Innenzelt, das auch ohne die Außenhülle genutzt werden kann, stand bei unserem ersten Test in 7:52 Minuten, der komplette Aufbau war in 14:24 Minuten erledigt. Dabei helfen die schnellen Verschlussschnallen und Halter, die Außenhaut und Innenzelt verbinden. Das Ganze ist vom Konzept her sehr ähnlich dem von uns getesteten Big Agnes Bikepacking-Zelt, zumal das Gestänge vom gleichen Zulieferer, nämlich DAC, kommt. Nur dass die Stangenelement bei Big Agnes deutlich kürzer sind: 30,5 cm statt 42,5. Die Heringe sind leicht, aber im direkten Vergleich auch nicht ganz so filigran, was bei der Benutzung aber ein Vorteil ist.
Das Innenzelt besteht zu einem Teil aus einem feinmaschigen Moskitonetz. Im unteren Drittel sorgt dichteres Ripstop-Nylon für den Schutz gegen Wind oder Blicke von außen. Das Außenzelt reicht recht weit bis zum Boden, sodass das Innere gut gegen spritzenden Regen geschützt ist.
Mit einer Höhe von einem Meter bietet das Mira HL viel Kopffreiheit. Das Zelt hat eine große Apside zur großen Fronttür hin. Eine zweite Tür, allerdings ohne Moskitonetz, führt zur anderen Seite hinaus. Der dort gebotene Raum zwischen Innenzelt und Außenwand ist minimal und kaum nutzbar.
Zwar macht das Material einen ziemlich robusten Eindruck, obwohl es sehr fein und dünn ist. Exped empfiehlt daher eine Plane („Footprint“) als Schutz für den Boden des Zeltes. So könnte man das Außenzelt auch in Kombination mit dem Footprint als Regenschutz nutzen. Preis: 500 Euro >> z. B. bei Bergfreunde oder Bergzeit reduziert erhältlich.
In puncto Gewicht kommt das Exped Mira I HL schon ziemlich leicht daher mit knapp 1200 Gramm. Dafür ist innen verhältnismäßig viel Platz, vor allem kann man recht gut darin sitzen und hat Platz, beispielsweise zum Umziehen. Mit 500 Euro ist es kein Schnapper, aber bei Exped ist die Erfahrung des Autors, dass das Equipment recht langlebig ist, wenn man es pflegt und beim Umgang darauf achtgibt.
Zum Vergleich: Vergangenen Sommer haben wir bereits Bikepacking-Zelte getestet: Diese 3 leichten Zelte mit kleinem Packmaß passen gut ans Fahrrad. Für Referenzen bei Schlafsäcken und Isomatten kannst du hier schauen:
Angabe | Wert |
Saison | 3 |
Min. Gewicht | 870 g |
Max. Gewicht (inkl. Hülle, Heringe, Gestänge) | 1173 g (eigene Messung) |
Personen | 1 |
Liegefläche innen | 200 x 100 x 65 (L X H x B, eigene Messung) |
Absidenfläche | 1.1 m2 |
Innenhöhe | 100 cm |
Abmessung | 215 x 70 cm |
Packmaß | 44 x 12 cm (eigene Messung) |
Preis | 500 Euro (UVP) >> hier erhältlich* |
Beim Schlafsäcken ist eines sehr schwierig zu bewerten: das Komfortempfinden bei unterschiedlichen Temperaturen. Wo eine Person bei 15 Grad schon beginnt zu frieren, freut sich eine andere, dass es für den Schlaf gerade angenehm wird. Der Exped-Sommerschlafsack Trekkinglite Summer hat eine Komfortzone von 10 °C – bei der der Autor allerdings nicht mehr ohne Hose und Socken die Nacht verbracht hätte. Bei 16 Grad war es angenehm, 14 wären sicher auch ok. Subjektive Wahrnehmung eben.
Der Exped-Schlafsack kann auch als Decke genutzt werden, da er einen umlaufenden Reißverschluss hat. Der Hersteller empfiehlt ihn wegen seines geringen Volumens sogar als Innenschlafsack für bessere Isolation bei sehr niedrigen Temperaturen. Von Vorteil ist auf jeden Fall, dass der Trekkinglite nicht mit einer vorgeformten Kapuze kommt, sondern sich diese erst mit einem Kordelzug zusammenziehen lässt. So kann man den Schlafsack problemlos mit einem Kissen nutzen, das weder unter dem Schlafsack nachts wegrutscht noch irgendwie in die Kapuze gequetscht werden muss. Ein großes Plus!
Da man meist auch Hautkontakt zum Material aufnimmt, ist es wichtig, dass laut Exped das Außen- sowie Innenmaterial PFC-frei sind und für die Füllung ausschließlich RDS-zertifizierte Daunen verwendet werden.
Der Exped Trekkinglite Schlafsack ist mit 647 Gramm und 200 Euro recht leicht und mit Blick auf den tatsächlichen Ladenpreis auch günstig. Im Vergleich zum Big Agnes Fly Creek, den wir zuletzt getestet haben: Für 500 Euro und gut 50 Gramm mehr gibt es einen ISO-Komfort von 2 °C statt 10 °C.
Bei unserem Test schlief es sich aber sehr gut im Exped. Das Material ist angenehm weich, leise – vor allem in Verbindung mit der Exped-Isomatte – nur der Platz im Schlafsack mit Größe M ist für breiter gebaute Menschen vielleicht zu knapp; gerade im Hinblick auf die Nutzung als Sommerschlafsack, bei dem es nicht so auf die Isolierung ankommt. Das Packmaß von 33 x 18 x 15 cm ist durch den Packsack vorgegeben, lässt sich aber durch Kompression, zum Beispiel mit Straps oder in einer Satteltasche, sicher noch deutlich verkleinern. Exped gibt 23 x 12 x 13 cm an.
Angabe | Wert |
Komfort Temperatur | 10 °C |
Limit Temperatur | 5 °C |
Extrem Temperatur | -7 °C |
Füllgewicht | 255 g |
Gewicht | 647 g (inkl. Hülle, eigene Messung) |
Bis Körpergröße | 180 cm |
Länge | 203 cm |
Schulterweite | 150 cm |
Fußweite | 97 cm |
Packmaß | 33 x 18 x 15 cm (eigene Messung) |
Preis | 270 Euro (derzeit reduziert 200 Euro) |
Die Ultra 1R Mummy Schlafmatte von Exped hat den Begriff „Mummy“ im Namen, weil sie nicht rechteckig ist, sondern abgerundet und nach unten hin schmaler werdend. Das spart Material, somit Packmaß und Gewicht - konkret sind das 390 Gramm inklusive Hülle in einer etwa 18 x 9,5 cm Rolle. Zudem ist sie für wärmere Temperaturen konzipiert (R-Wert 1,3). Trotzdem liegt man auf den 7 cm eingeschlossener Luft komfortabel. Erhöhte Seitenkammern halten einen mittig auf der Matte. Wie schon beim Schlafsack erwähnt, funktionieren die verwendeten Materialien optimal miteinander in puncto Geräusch- bzw. Geraschel-Entwicklung. Nichts quietscht und die Reibung von Schlafsack und Matte klingt „seidig“ leise.
Aufgepumpt wird die Ultra 1R Mummy Matte mit dem sogenannten „Schnozzel Pumpbag“ – vielleicht wegen des kleinen Rüssels?! Feststeht, dass das Pumpen damit schnell, effizient und feuchtigkeitsfrei vonstattengeht. Etwa 4–5 Füllungen sind nötig, bis die Isomatte stramm genug ist. Außerdem – typisch Exped – hat die Ultra 1R zwei Ventile: eines zum Aufblasen, eines zum Ablassen, was den Vorgang einfach und vor allem beim späteren Zusammenpacken ebenfalls effizient macht. Einfach Stöpsel ziehen und von hinten aufrollen. Preis: 150 Euro >> bei Bergzeit oder Bergfreunde reduziert erhältlich.
150 Euro für eine Isomatte klingen viel – knapp 400 Gramm und die Haptik der Isomatte Exped Ultra 1R sind jedoch den Preis wert. Die Dicke der Matte mit 7 cm ist sicher nur für warme Nächte geeignet. Was den Liegekomfort angeht, könnte sie bei sehr schweren Menschen an ihre Grenzen stoßen. Im direkten Vergleich zum wenig funktionellen Ventilsystem bei Big Agnes, sei das etablierte und mit dem Pumpsack perfekt funktionierende System von Exped noch einmal positiv hervorgehoben.
Angabe | Wert |
Saison | Sommer |
R-Value (ASTM) | 1,3 |
Temperatur | 10 °C |
Gewicht (Größe M) | 390 g (inkl. Hülle, eigene Messung) |
Dicke | 7 cm |
Breite (Größe M) | 52 cm |
Länge (Größe M) | 183 cm |
Breite Fußende (Größe M) | 35 cm |
Packmaß (Größe M) | 18 x 9.5 cm (eigene Messung) |
Lieferumfang | Schlafmatte, Packsack, Schnozzel Pumpbag, UL Repair Kit |
Preis | 150 Euro (UVP) >> hier erhältlich* |