Marc Strucken
· 08.06.2023
Zugegeben, die Radlerin in einer kompletten Montur aus Luftpolsterfolie sieht witzig aus, aber der Slogan, den Evoc für die Werbeaktion gewählt hatte, stimmt schon: “Nicht schön, nicht sicher”. Und unpraktisch ist die knisternde Schutzrüstung allemal. Mit dieser skurrilen Aktion, will Evoc auf seinen Airbag-Rucksack Commute A.I.R. PRO 18 aufmerksam machen. Nebenbei reagiert der Münchner Hersteller auch scherzhaft auf die Kritik aus der Social-Media-Community, wo ein User als Rezension des Rucksacks schreibt: “Da kann ich mich ja auch in Luftpolsterfolie einwickeln.” Los geht’s beim Evoc-Firmensitz.
Mit zwei E-Bikes mit Monitoraufbauten will Evoc Aufmerksamkeit im Straßenverkehr erzeugen. Hinter den auffälligen, rollenden Fernsehern folgt zum einen die arme, in Luftpolsterfolie verpackte Sarah und Wolfgang, der froh über seine sichere Ausstattung mit dem Airbag-Fahrradrucksack ist. Gefolgt von einem Tross Evoc-Mitarbeitende, die filmen oder anderweitig die Aktion unterstützen. So ging es den Tag über quer durch München. Eine kuriose Aktion, die nicht nur als Werbemaßnahme für den Rucksack gesehen werden kann, sondern auch ein wenig mehr Bewusstsein schaffen soll für die Sicherheit im Radverkehr - sowohl auf der Straße als auch im Gelände.
Wir wollen Fahrradfahren sicherer machen. Beim Auto ist der Airbag seit Jahrzehnten Standard und hat seit seiner Einführung die Schwere der Verletzungen für Autofahrerende signifikant reduziert. Aus unserer Erfahrung aus der Lawinen-Airbag-Forschung und unserem Know-How im Bereich Protektion heraus haben wir ein Produkt entworfen, das Radfahrerinnen und Radfahrer beim Sturz umfassender schützt und damit das Pendeln mit dem Rad sicherer macht. – Holger Feist, Co-Owner und Managing Director Product bei Evoc
Evoc hatte eigentlich schon auf der Eurobike 2022 seinen Airbag-Rucksack mit einer Demonstration des laut knallenden Airbags vorgestellt und ihn bereits 2021 angekündigt. Im Handel ist der Commute A.I.R. PRO 18 aber erst seit diesem März. In der Zwischenzeit mussten die Entwickler von Evoc diverse TÜV-Zertifikate einsammeln. Die Herausforderung hier war, dass es diese zwar für Lawinenrucksäcke mit Airbag gibt, aber nicht für einen solchen für den Straßenverkehr, bei dem der Luftsack viel schneller ausgelöste werden muss - nämlich in dem kurzen Moment - in dem Fall innerhalb von 0,2 Sekunden - zwischen Fallen und auf Aufprallen. Aber vor allem auch, weil den entscheidenden Impuls dafür eine Sensoreinheit gibt und nicht der Mensch.
Die Aktivierung und Deaktivierung des Airbag-Systems (gemeinsam mit der MINERVA-AS GmbH entwickelt) erfolgt durch das Schließen der magnetischen Fidlock-Schnalle am Brustgurt. Eine via USB aufladbare Sensorik analysiert dann bis zu 1.100-mal pro Sekunde die Position und Lage des Rucksacks. Kommt der Airbag tatsächlich zum Einsatz, schützt das große Luftpolster Nacken, Schultern, Schlüsselbeine und Brustbereich - also genau die Bereiche, die beim Radfahren besonders oft bei Stürzen verletzt werden. Dazu breitet sich der Luftsack blitzschnell vom mittleren oberen Rand des Rucksacks über die Schultergurte rund um den Oberkörper aus. Dort sind Reißverschlüsse, die an der Austrittsstelle mit einem Klett-Strap verschlossen sind und sich durch die Wucht des austretenden Gases im Airbag öffnen.
Zusätzlich schützt der Evoc Commute A.I.R. PRO 18 die Wirbelsäule durch einen in den Rucksack integrierten Rückenprotektor (EN 1621-2; Level 2). Dadurch können laut Evoc bis zu 80 % der beim Sturz auftretenden Aufprallkräfte reduziert werden. Einen Helm sollten Radfahrerinnen und Radfahrer aber unbedingt zusätzlich tragen, da nur er den besten Schutz für den Kopf bietet.
Der Evoc Airbag-Rucksack besteht aus recyceltem Polyester und bietet neben der Schutztechnik viel Platz für alles, was transportiert werden soll: Er taugt genauso für die Tour am Wochenende wie für die Fahrt zur Arbeit. Zahlreiche Organisationsfächer sowie ein gepolstertes Laptop-Fach machen den Airbag-Rucksack zu einem guten Allrounder.
Ebenfalls sinnvoll ist, dass der Evoc Airbag-Rucksack auch nach einem Unfall wiederverwendbar bleibt - lediglich der Inflator mit der Gaspatrone muss ausgetauscht werden. Dazu hat Evoc auf seiner Webseite ein Austauschangebot inklusive Recycling der ausgelösten Kartuscheneinheit. Hat der entnehmbare Rückenprotektor nach einem Unfall sichtbare Schäden, wird er im Zuge des kostenlosen Crash Replacements ersetzt.
Der Airbag selbst wird - insofern er keinen Schaden beim Sturz genommen hat - einfach wieder entlang der aufgedruckten Linien zusammengefaltet und zurück in den Rucksack gesteckt.
Den Evoc Commute A.I.R. PRO 18 kann man sich live bei Sport Schuster in München anschauen. Bis zum 17. Juni 2023 gibt es dort eine Informations- und Verkaufsfläche für den Airbag-Rucksack.