Gebrauchtkauf & ReparaturNachhaltige Bekleidung - spart Geld und schont Umwelt

Lukas Niebuhr

 · 23.11.2023

In den Repairweeks von Ortlieb gibt es 40% Rabatt auf Reparaturen.
Foto: Ortlieb
Funktionsbekleidung fürs Fahrradfahren unterliegt hohen Belastungen. Wie kann ich verhindern, dass das Material zu schnell verschleißt? Was kann ich tun, wenn die Softshelljacke einreißt? Und wenn doch etwas Neues her soll: Muss es gerade frisch hergestellt worden sein? Wir zeigen, wie facettenreich nachhaltige Radbekleidung sein kann.

Seit Jahren kämpft der Trend der Nachhaltigkeit gegen den Massenkonsum an. Durch Unternehmen wie Amazon oder Zalando wird immer mehr bestellt - und das häufig ohne wirklichen Grund. Der Outdoor-Ausrüster Bergzeit spricht von durchschnittlich 40 % unserer Bekleidung, die ungetragen im Schrank hängt. Das macht den Massenkonsum nicht nur teuer und belastet die Umwelt, sondern ist auch in großem Maße überflüssig.

Wenn die Radbekleidung mal einreißt oder gröbere Gebrauchsspuren aufweist, gibt es günstigere und vor allem umweltfreundlichere Lösungen, als sofort das nächste Produkt in den Online-Warenkorb zu werfen. Viele Marken und Unternehmen haben erkannt, dass auch sie von einer Kreislaufwirtschaft profitieren können, wenn sie das richtige Angebot schaffen.



Norronas RE-Initiative

Der norwegische Outdoor-Spezialist Norrona bietet in seinem neuen Flagship-Store in Oslo seinen ersten markeneigenen Secondhandshop REuse. Norronas sogenannte RE-Initiative wurde in viele Bereiche des Unternehmens integriert: Besucher des Norrona-House können ihre Produkte im REpair reparieren lassen, zum REduced Preis Outlet-Klamotten shoppen und diese, falls nötig, im REfit auf die eigenen Größen anpassen lassen.

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Die RE-Initiative durchzieht die Marke.Foto: NorronaDie RE-Initiative durchzieht die Marke.

Nicht mehr genutzte Produkte können REcycelt, die Ausrüstung für die kommende Saison REfresht und neue Sachen vor dem Kauf im REntal-Shop sogar ausprobiert werden. Das Konzept durchzieht die Marke und werde einen Teil zu den nachhaltigen Zielen zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2029 beitragen. “Um Zero Waste zu erreichen, müssen wir auf einen Kreislaufwirtschaftsansatz setzen, der ein faszinierendes Geschäftsmodell darstellt”, erklärt der CEO von Norrona, Jorgen Jorgensen, in einer Pressemitteilung.



Ortliebs Reparaturservice

Ortlieb bietet schon seit Firmengründung einen Reparaturservice an. Nach dem Motto “Reparieren statt neu kaufen” versucht der Hersteller ebenfalls, seinen Teil zur Kreislaufwirtschaft beizutragen. Ersatzteile für ihre Produkte finden Kunden auf der Homepage. Das Service-Angebot soll sich zudem stets vergrößern: Nach eigenen Aussagen werden die Partner des Herstellers mittlerweile zu Reparaturprofis geschult, damit neben den Fachhändlern auch diese weltweit in der Lage seien, Defekte vor Ort zu reparieren und so Lieferwege zu sparen.

Ortlieb bietet seit Firmengründung einen Reparaturservice an.Foto: OrtliebOrtlieb bietet seit Firmengründung einen Reparaturservice an.

Mit den Repairweeks will Ortlieb ein zusätzliches Zeichen setzen und bietet in diesem Jahr 40 % Rabatt auf Reparaturen in allen teilnehmenden Servicepoints. Noch bis zum 26. November 2023 profitieren Kunden in Deutschland bei den Servicehändlern vom Reparaturrabatt. Wer keine Zeit hat, sein defektes Produkt zu einem Servicehändler zu bringen, kann auch ein Online-Formular ausfüllen und es mit der Post verschicken.

Übrigens: Der Grund für die Einführung der Repairweeks war das starke Bedürfnis bei Ortlieb, dem aus den USA herübergeschwappten Phänomen Black Friday etwas entgegenzusetzen. Der Tag, an dem der Einzelhandel mit schwindelerregenden Rabattschlachten das Weihnachtsgeschäft einläutet, steht schließlich sinnbildlich für ungezügelten Massenkonsum.

Nachhaltigkeits-Tipps von Bergzeit

Auch der Outdoor-Ausrüster Bergzeit versucht, durch Fakten und Tipps auf das Nachhaltigkeitsproblem aufmerksam zu machen und zu zeigen, wie einfach es ist, durch bewusste Kauf- bzw. Reparaturentscheidungen im Bereich Bekleidung die Umwelt zu schonen. Der jährlich stattfindende “Tag der gebrauchten Kleidung” macht auf den enormen Textil-Konsum aufmerksam und will zu mehr Second-Hand-Käufen aufrufen. Auch Bergzeit plädiert für Secondhandware und sagt, dass die Generation Z als Vorbild gelte, von der in einer von der Marke durchgeführten Studie über die Hälfte der unter 20-jährigen angab, Online-Secondhandshops für Berg- und Outdoorsportartikel zu nutzen.

Der Secondhandkauf kurbelt eine Kreislaufwirtschaft an, die neben preislichen Vorteilen für die Endverbraucher vor allem ökologische mit sich bringt. Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie viele Tonnen CO2 durch die Textilindustrie verursacht werden. Die Zahlen schwanken in verschiedenen Berichten, werden aber teilweise auf bis zu 10 % der gesamten weltweiten Emissionen geschätzt. Bergzeit spricht außerdem davon, dass durchschnittlich 40 % der Klamotten in , die ungetragen im Kleiderschrank hängen...

Um den Trend Secondhand weiter zu unterstützen, bietet Bergzeit seit dem letzten Sommer eine eigene Online-Plattform an. Über die Bergzeit RE-USE Plattform können Outdoor-Sportlerinnen und -Sportler gebrauchte Teile finden und eigene verkaufen. Auch Hersteller können die Plattform nutzen, um ihre retournierten Artikel zu verkaufen.

Richtig recyceln: pflegen & schonen, dann reparieren - zum Schluss zurück in den Kreislauf

Übrigens: Die richtige Pflege der Radbekleidung ist auch nachhaltig. Schließlich hat man dann länger etwas von ihnen. Beispiel: Merinowolle. Wäsche aus der Naturfaser darf keinesfalls mit Waschmitteln gewaschen werden, die das Enzym Protease enthalten; es spaltet das in der Merinowolle enthaltene Keratin auf und führt zum löcherbildenden Wollfraß. Vermeiden sollte man auch Weichspüler, er schadet der Imprägnierung von Funktionsbekleidung. Pulverwaschmittel sind beim Waschen von Hosen und Jacken mit Membran genauso tabu wie der Schleudergang. Eine Hightech-Jacke ist schließlich keine Baum­wollsocke.

Etwas mehr Fürsorge ist bei der Wäsche qualitativ hochwertiger Funktionsbekleidung also angeraten, dann hält sie auch besonders lange. Und wenn auch mal etwas kaputt geht, der Reißverschluss zickt oder eine Naht einreißt: halb so wild, so etwas lässt sich reparieren. Erst zum guten Schluss, wenn die ehemalige Funktionsmembran nur noch als Staub aus dem Innenfutter rieselt und wirklich nichts mehr geht, gehört ein Kleidungsstück ins Recycling. Die Materialien sind viel zu wertvoll, um sie einfach in den Müll zu werfen.



Repair Cafés & Nachhaltigkeitstipps vom DAV

Die drei oben präsentierten Beispiele zeigen verschiedene Lösungsansätze, um die Umwelt in Bezug auf den Konsum von Bekleidung zu schonen. Es gibt jedoch noch weitere Anbieter von Reparaturdienstleistungen oder ähnlichem, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen.

Ein bekanntes Beispiel sind die sogenannten Repair Cafés. In Deutschland soll es über 1000 Stück davon geben. Repair Cafés sind Selbsthilfewerkstätten, in denen man eigene Produkte mit der fachkundigen Hilfe von Ehrenamtlichen selbst reparieren kann. Das Angebot ist kostenlos und wird durch Spenden finanziert.

Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) setzt sich für das Thema Nachhaltigkeit ein und informiert zum Thema funktionale Bekleidung unter anderem über die Stoffe und Chemikalien, die zur Herstellung der Funktionsbekleidung verwendet werden. Oftmals sind diese umweltschädlich, weshalb der DAV auch klar für Recycling plädiert und die Vorreiter der Branche auch benennt.

Umweltfreundlicher und nachhaltiger handeln kann auch, wer bei der Wahl von Pflege- und Reinigungsmitteln achtsam ist. Vor allem auf polyfluorierte Chemikalien (PFC) sollte man dringend verzichten. Diese werden für die Imprägnierung von Bekleidung verwendet und sind nicht nur umwelt-, sondern auch gesundheitsschädlich. Bestimmte Siegel gelten als Indiz für faire und nachhaltige Radbekleidung, darunter Bluesign, Fairtrade, OEKO-TEX Made in Green oder Global Organic Textile Standard (GOTS). Mehr Informationen zur Öko-Bilanz von Sportbekleidung und zur Bedeutung der Siegel gibt es in unserem Artikel hier: Wie grün ist Bike-Bekleidung?

Zahlreiche weitere Hersteller bieten einen Reparatur-Service an - eine Auswahl:

  • Rapha: Die Marke bietet einen kostenlosen Reparaturservice über die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte. Nur der Kaufnachweis muss mitgebracht werden. Rapha behält sich dabei jedoch vor, Reparaturen abzulehnen und in solchen Fällen nach Möglichkeit alternative Lösungen anzubieten.
  • Patagonia: Nach dem Motto “If it´s broke fix it” setzt sich die Marke für Reparaturen ein. Dabei wird derzeit ein kostenloser Reparaturservice angeboten, Video-Tutorials für die selbstständige Reparatur sind online verfügbar und auch sonstige Fragen rund ums Thema werden auf der Homepage beantwortet.
  • Ryzon: Die Marke bietet einen Reparaturservice für Produkte, deren Kauf bereits 60 Tage und länger zurückliegt, aber im Regelfall nicht vor dem 01.06.2021 stattgefunden hat. Ist der Kauf länger her, kann dennoch eine Reparatur angefragt werden. Falls es sich um einen Produktfehler handelt, ist die Reparatur kostenlos. Falls es sich um Eigenverschulden handelt, kommen Kosten von 10-20 Euro auf einen zu. Auch das Crash Replacement ist ein interessantes Angebot.
  • Apidura: Für unterschiedliche Produkte gibt es auf der Homepage der Marke Video-Tutorials für selbstständige Reparaturen. Außerdem hat die Marke ein eigenes Reparatur-Team.


Fazit nachhaltige Radbekleidung

Nachhaltige Radbekleidung ist immer mehr im Kommen. Viele Marken und Organisationen zeigen, wie es geht und geben durch bestimmte Aktionen Anreize, über den eigenen Textil-Konsum nachzudenken. So muss es nicht immer ein Neuteil sein, das ein Kleidungsstück ersetzt, das in den Mülleimer gewandert ist. Reparaturen oder Second-Hand-Käufe schonen die Umwelt und das Portemonnaie gleichermaßen. Und wenn es doch etwas ganz Neues sein soll, lässt sich mit Bekleidung und Zubehör aus Recycling-Materialien auch zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen. Die hier vorgestellten Marken und Organisationen sind nur einige Beispiele von vielen weiteren, die sich für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen.

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