MTB-Zubehör im DauereinsatzKaufen oder lieber doch nicht?

FREERIDE Magazin

 · 24.08.2024

Rockshox Vivid Coil Ultimate
Foto: Adrian Reiber
Die Freeride-Tester sind ständig im Einsatz und lassen bei ihren Missionen die Teile erzittern. Soll man das MTB-Zubehör kaufen oder besser nicht? Wir haben wieder 8 Produkte erbarmungslos in die Mangen genommen.

Wenn wir davon sprechen, dass die von uns getesteten Bikes einiges aushalten müssen, meinen wir natürlich im speziellen die einzelnen Komponenten. Und da es sich nun mal nicht lohnt, sich immer ein neues Rad zu kaufen, wenn mal etwas kaputt geht, haben wir verschieden Bike-Komponenten genauer unter die Lupe genommen und auf eine Kaufempfehlung geprüft. Das gleiche haben wir natürlich für die Ausrüstung des Riders getan, da auch diese unter Umständen in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Welche Produkte sind den Kauf wert?

MTB-Zubehör: Bike-Komponenten

Beruhigungsmittel: Dämpfer Rockshox Vivid Coil Ultimate

MTB-Zubehör: Rockshox Vivid Coil UltimateFoto: Adrian ReiberMTB-Zubehör: Rockshox Vivid Coil Ultimate

Letztes Jahr legte Rockshox den Downhill-Dämpfer Vivid neu auf, jetzt schieben die Amerikaner die Stahlfeder-Variante hinterher. Der neue Vivid Coil erbt das Gros der Technik vom bereits bekannten Vivid-Air-Dämpfer. Hier kannst du die Druckstufe, getrennt in High- und Lowspeed, analog zum Charger-3-Dämpfer von der Mittelposition aus in je zwei Klicks härter oder weicher einstellen. Die Zugstufe (15 Klicks) trennt nicht nach High- und Lowspeed.

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Der Zugstufenversteller dient gleichzeitig auch als 3er-Inbus um die nur per Werkzeug verstellbare Highspeed-Druckstufe und den Hydraulic Bottom Out zu justieren. Nachteil der Stahlfeder: Auf die Progression gibt’s wenig Einfluss. Passt der Sag nicht, muss eine neue Feder her (44 Euro). Passt die Feder, kannst du die Federvorspannung und damit die Härte über die Rändelschrauben feinjustieren, groß ist die Wirkung jedoch nicht.

Besonderheit von diesem Dämpfer: Die Endprogression ist über die sogenannte Hydraulic-Bottom-Out-Einstellung ebenfalls verstellbar. Dreht man hier den Versteller in Richtung des Pluszeichens, wirkt eine starke Dämpfung in den letzten 20 Prozent des Federwegs, die harte Durchschläge verhindert, aber eventuell die Ausnutzung des Federwegs beeinträchtigen kann. Außerdem kommen die Vivid-Dämpfer (Coil & Air) mit der Touchdown-Technik. Dabei wird die Dämpfung des Hauptkolbens in den ersten 10 Prozent des Hubs für ein feinfühligeres Ansprechverhalten vollständig umgangen.

Trotz eher straffem Set-up begeistert der Vivid Coil in unserem Testbike Canyon Strive:ON mit einem supersensiblen Ansprechverhalten und tastet gerade rund um den Sag-Bereich den Untergrund extrem feinfühlig ab. Das bringt dem Canyon eine starke Traktion. Auch in der Abfahrt überzeugte der Dämpfer. Er ließ nie Kontrolle vermissen und ermutigte den Fahrer zu: Bremsen auf! Die Dämpfung arbeitet insgesamt recht plüschig – wer die Druckstufenregler etwas schließt, bekommt einen guten Gegendruck, ohne dass sich der Dämpfer dadurch harsch anfühlt. Kritikpunkte bislang: Fehlanzeige. Gewicht: 1049 Gramm (ohne Buchsen mit 450er Feder). Preis: ab 699 Euro >> z. B. bei Maciag Offroad oder Tradeinn erhältlich.



Fazit zum Rockshox Vivid Coil Ultimate

Der Vivid Coil Ultimate ist teuer und schwer, gleicht das aber mit fantastischer Performance aus. Sprich: Starkes Tuning-Teil für Ballerboliden, bei denen es aufs Gewicht nicht ankommt und die mit linear arbeitenden Stahlfederdämpfern harmonieren.

Stärken und Schwächen des Dämpfers

  • Plus: Ansprechverhalten, Traktion, Hydraulic-Bottom-Out-Funktion
  • Minus: Gewicht (!), Preis
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Adrian KaetherFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Adrian Kaether

Kabelkiller: Magura Vyron 170 mm Hub Variosattelstütze

MTB-Zubehör: Magura Vyron 170 mm HubFoto: Laurin LehnerMTB-Zubehör: Magura Vyron 170 mm Hub

Vor gut einem Jahr stellten die Schwaben ihre elektronische Teleskopstütze Vyron vor. Es ist die dritte Evolutionsstufe. Jetzt will Magura alle Kinderkrankheiten weggetüftelt haben. Der Akku soll ein ganzes Jahr halten, dabei rechnen die Entwickler mit rund 9000 Hüben (hoch und runter). Das wollte ich natürlich überprüfen und mitzählen. Doch der Reihe nach. Vor zehn Monaten montierte ich die Stütze. Das gelang easy. Anders als bei anderen E‑Stützen muss man die Vyron anschalten. Daran musste ich mich erst gewöhnen, vergaß es immer mal wieder. Mit meinen 1,90 Meter Körpergröße wählte ich die Stütze mit 170-Millimeter-Hub und kam gut damit zurecht. Der Remote-Hebel drückt sich angenehm und sendet via Bluetooth blitzschnell das Signal an die Stütze.

Während der zehn Einsatzmonate verrichtete die Stütze ihre Arbeit stoisch und verlässlich – und das auch bei Regen und Schmodder. Super! Nach neun Monaten, 2550 Kilometern und viel Hoch und Runter (bin beim Zählen durcheinandergekommen) endete mein Test dann aber doch abrupt. Die Stütze sackte im ausgefahrenen Zustand ein bis zwei Zentimeter ein und zeigte etwas seitliches Spiel, was jedoch kaum störte. Beides aber ein Fall für die zweijährige Gewährleistung.

Ach ja, und die Batterie: Die hielt bis zum Schluss, obwohl ich mich als Vielfahrer bezeichne und davon ausging, die Batterie schon in den ersten acht Monaten leer zu kriegen. Wer seiner Stütze nach längerer Einsatzzeit einen Gefallen tun will, schickt sie in den Service, ähnlich wie bei Federelementen, Kostenpunkt: 139 €. Verfügbare Hub-Längen: 100, 125, 150, 175 Millimeter. Gewicht: 717 Gramm (170er Hub). Remote-Hebel: 55 Gramm, Preis: 580 Euro >> bei Boc24 erhältlich.

Fazit zur Magura Vyron 170 mm Hub

Die beste Variostütze, die ich bisher hatte. Nach zehn Monaten gab es einen Defekt. Dank Garantie aber kein großes Ding. Die einfache Montage und das cleane Cockpit sind für mich die stärksten Argumente für die Magura Vyron.

Stärken und Schwächen der Variostütze

  • Plus: Funktion, Hub-Vielfalt, Einfache Montage, Langlebige Batterie, Cleanes Cockpit, weil keine Züge
  • Minus: Preis, Defekt nach neun Monaten
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Hans VoglsamerFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Hans Voglsamer

Wilde Nummer: Fahrradreifen Michelin Wild Enduro Kombi

MTB-Zubehör: Michelin Wild Enduro KombiFoto: Tim FolchertMTB-Zubehör: Michelin Wild Enduro Kombi

Vorne Grip, hinten schnell – so muss das sein! Die Neuauflage der Kombi Wild Enduro ist gelungen. Die angeschlitzten Stollen an der Front und das weiche Gummi sorgen für viel Grip und kündigen ein Rutschen früh an. Der Hinterreifen ähnelt einem Semislick. Die Stollen auf der Lauffläche sind flach und für geringen Rollwiderstand ausgelegt. Die weichen Seitenstollen sorgen schon bei geringer Kurvenlage für massig Grip.

An das hohe Grip-Niveau musste ich mich erst gewöhnen. Während die Seitenstollen schon nach kurzer Zeit sichtliche Abnutzungen aufweisen, zeigen sich die flachen Stollen in der Mitte wenig beeindruckt. In den sechs Monaten Testphase, gespickt mit Rennen und Park-Einsätzen, hatte ich keinen Platten. Bei Nässe setzt sich der Vorderreifen schnell zu. Das kann der Maxxis Assegai besser. Mit 1244 Gramm pro Reifen (29 Zoll, 2.40) zwar kein Leichtgewicht, doch dafür extrarobust. Preis: 77 Euro (pro Reifen) >> z. B. bei Bike-Components erhältlich .

Fazit zur Michelin Wild Enduro Kombi

Gelungene Reifenkombi aus Grip an der Front und schnell rollend am Heck.

Stärken und Schwächen der Reifen

  • Plus: Grip/Kurven-Traktion, Pannensicher
  • Minus: Selbstreinigungseigenschaften Vorderreifen, Gewicht
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Tim FolchertFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Tim Folchert


MTB-Zubehör: Bike-Ausrüstung

Zwitter: Leatt Enduro 3.0 Helm

MTB-Zubehör: Leatt Enduro 3.0 HelmFoto: Tim FolchertMTB-Zubehör: Leatt Enduro 3.0 Helm

Ich war Kombi-Helmen gegenüber skeptisch, weil sie unstylish sind. Der Leatt Enduro 3.0 bekommt jedoch meinen Style-Segen, denn er sieht auch im Downhill-Set-up gut aus. Mittels Haken und groß dimensionierter Druckknöpfe lässt sich der Multifunktions-Helm nicht nur von Halbschale in einen Fullface-Helm, sondern kann sich mittels Ohren-Pads auch in einen Trailhelm (Jethelm) à la 50/01-Crew verwandeln. Statt mit Mips statten die Südafrikaner den Helm mit dem hauseigenen Rotationsschutz “Turbine 360” aus.

Der Verstellmechanismus funktioniert tadellos und der Fidlock-Verschluss ist ein Genuss. Das Gewicht als Halbschale ist hoch (466 g), das Gewicht als Fullface niedrig (726 g). Der Kinnbügel wirkt solide, für den Hardcore-Downhill-Einsatz gibt’s jedoch solidere. Einen Labor-Crashtest haben wir zwar nicht gemacht, doch zumindest auf dem Papier besitzt der Helm alle notwendigen Zertifikate. Preis: 269 Euro >> z. B. bei Rosebikes reduziert erhältlich.

Fazit zum Leatt Enduro 3.0 Helm

Wandelbarer Kombi-Helm mit viel Funktion. Hohes Gewicht als Halbschale. Sonst top.

Stärken und Schwächen des Kombi-Helms

  • Plus: Funktion 3 in 1, Verarbeitung, Optik
  • Minus: Gewicht Halbschale, Nix für groben DH-Einsatz
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Tim FolchertFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Tim Folchert

Flaschenträger: Hipbag Evoc Hip Pouch Pro

MTB-Zubehör: Evoc Hip Pouch ProFoto: Lars ScharlMTB-Zubehör: Evoc Hip Pouch Pro

“Rucksäcke waren gestern!” Ich sage: Für kurze Trail-Touren reicht auch ein Hipbag. Der Evoc Hip Pouch Pro hat einen Flaschenhalter plus Flasche für alle Trinkblasen-Verweigerer. Dass die Flasche direkt auf der Wirbelsäule sitzt, empfanden einige Tester als gewöhnungsbedürftig. Die breiten Hüftgurte gefielen dagegen allen sehr gut.

Die Aufteilungen im Haupt- und Werkzeugfach und die Bedienbarkeit sind bei anderen Hipbags besser umgesetzt, zum Beispiel beim Evoc Hip Pack Pro 3. Gewöhnt man sich jedoch daran, sind Smartphone, Schlauch, Tool und Riegel gut und schnell verstaut. Der flexible Gurt sitzt bequem und solide am Rücken, selbst auf ruppigen Passagen. Grundsätzlich gilt hier wie bei allen Hipbags: Je mehr Zuladung, desto mehr neigt der Gürtel zum Springen. Dezente, reflektierende Elemente für den Ride vom Trail nach Hause wären schön gewesen. Gewicht: 273 Gramm (mit leerer Flasche). Preis: 90 Euro >> z. B. bei Bike-Components oder Rosebikes reduziert erhältlich.

Fazit zum Evoc Hip Pouch Pro

Komfortabler Hipbag mit Flasche statt Trinkblase.

Stärken und Schwächen des Hipbags

  • Plus: Rücklichthalter, Flasche statt Trinkblase, Tragekomfort
  • Minus: Manche Tester störte die Positionierung der Trinkflasche.
Die Kaufempfehlung unseres Test-TeamsFoto: FreerideDie Kaufempfehlung unseres Test-Teams

Senkelverweigerer: Fox Union Boa MTB-Schuhe

MTB-Zubehör: Fox Union BoaFoto: Laurin LehnerMTB-Zubehör: Fox Union Boa

Mit dem Union ist Fox ein erstklassiger MTB-Schuh gelungen, der sich auf Augenhöhe mit dem Big Player Five Ten messen kann. Ich hatte den Union bereits letztes Jahr getestet und war mit Tragekomfort, Grip und Ausstattung sehr zufrieden. Nun wollte ich das Modell mit dem Zurr-System Boa ausprobieren. Denn das besaß bisher nur der Klickschuh.

Das Prinzip ist einfach: Reinschlüpfen, zwei Rädchen drehen und so den Fuß im Schuh fixieren. Ein Druck auf die beiden Rädchen, und schon löst sich das System und man kann rausschlüpfen. Das funktioniert super. Teurer Luxus oder Must-have? Irgendwann beides! Denn teuer ist der Schuh, doch man gewöhnt sich so an den Schnellverschluss, dass man keine Senkel mehr binden will. Top: Hat man sich beim Sturz eines der Drehrädchen abrasiert, also im Eigenverschulden, ist Boa äußerst kulant und schickt kostenlos Ersatzmaterial (Wechsel klappt mit YouTube-Anleitung gut) oder man darf die Schuhe einschicken. Gewicht: 892 Gramm (Größe 45), Preis: 225 Euro >> z. B. bei Maciag Offroad oder Bike Components erhältlich.



Fazit zum Fox Union Boa

Bewährter MTB-Schuh mit allen notwendigen Features und gutem Grip. Das Boa-System funktioniert einwandfrei, keine Defekte.

Stärken und Schwächen des MTB-Schuhs

  • Plus: erstklassiger Schuh, Funktion Boa-Verschluss, Boa-Service bei Defekt
  • Minus: teuer, anfälliger für Defekte als die Senkel-Variante
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Laurin LehnerFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Laurin Lehner

Rote Engel: Tubeless Reparatur-Set - WTB Rocket Tire Plug Kit

MTB-Zubehör: WTB Rocket Tire Plug KitFoto: Stefan FreyMTB-Zubehör: WTB Rocket Tire Plug Kit

In dieser Alu-Hülse des WTB Rocket Reparatur-Sets befinden sich ein Einstechwerkzeug, Tubeless-Würstchen sowie sogenannte Rocket-Anker. Die kleinen Spitzen werden zusammen mit den Stopfen in den Reifen gedrückt und sollen ein Ausreißen der Plugs verhindern. Ein Dorn in der Rückseite des Tools verhindert, dass Luft verloren geht, während man die Plugs vorbereitet. Preis: 45 Euro >> z. B. bei Tradeinn und Bike-Components reduziert erhältlich .

Fazit zum WTB Rocket Tire Plug Kit

Tire Plug 2.0. Der WTB Rocket Tire Plug besitzt sinnige Features für die schnelle Reparatur

Stärken und Schwächen des Tubeless-Repair Kit

  • Plus: Funktion, Packmaß, Rocket-Anker (wiederverwendbar)
  • Minus: Rocket-Anker-Montage etwas friemelig
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Stefan FreyFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Stefan Frey

Handlanger: YT Gravity Glove Uni Fahrradhandschuhe

MTB-Zubehör: YT Gravity Glove UniFoto: Laurin LehnerMTB-Zubehör: YT Gravity Glove Uni

Raffiniert! Bei den Klamotten lässt sich YT von den besten Produkten auf dem Markt inspirieren. Der Gravity-Glove erinnerte an den Fox Defend. Das ist gut, denn der Fahrradhandschuh rockt. Top-Passform, Schaumpolster an Knöcheln und Ballen, hochwertige Verarbeitung – der Handschuh von YT macht alles richtig zum fairen Preis. 29,90 Euro.

Fazit zum YT Gravity Glove Uni

Kauftipp, hochwertiger Handschuh mit sinnvollen Features zu fairem Preis.

Stärken und Schwächen des Handschuhs

  • Plus: Passform, Schutz, Verarbeitung
  • Minus: Reinschlüpfen friemelig
Die Kaufempfehlung von unserem Tester, Dimi LehnerFoto: FreerideDie Kaufempfehlung von unserem Tester, Dimi Lehner

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