So kürzt man den Carbon-Lenker am Mountainbike

Stefan Frey

 · 21.02.2019

So kürzt man den Carbon-Lenker am MountainbikeFoto: Robert Niedring
So kürzt man den Carbon-Lenker am Mountainbike

Der Mythos: Carbon-Lenker kann man einfach abschneiden – genauso wie Alu-Lenker! Stimmt oder stimmt nicht? Experte Florian Ohnesorg klärt auf...


Das Problem

Carbon-Teile übertreffen – vorausgesetzt, Qualität und Verarbeitung stimmen – Alu-Komponenten in Sachen Gewicht, aber auch Haltbarkeit. Der große Nachteil: Die fast ausschließlich per Hand gebauten Kohlefaser-Teile sind teuer und reagieren empfindlich auf Fehlgebrauch. Was also tun, wenn der edle Carbon-Lenker doch ein paar Zentimeter zu breit oder die Sattelstütze einfach zu lang ist? Da Carbon-Komponenten im Gegensatz zu Metallteilen aus feinen Carbon-Fasern bestehen, ist beim Kürzen Vorsicht geboten. Wer will schon, dass sein Lenker ausfasert wie ein Blumenstrauß?

Um möglichst schonend mit dem Carbon-Bauteil umzugehen, gibt es daher zwei Grundregeln:


1. Finger weg vom Rohrschneider: Was bei Metallrohren noch wunderbar funktioniert, ist für Carbon absolut ungeeignet und beschädigt das Bauteil.


2. Wer kein spezielles Carbon-Sägeblatt besitzt, sollte ausschließlich eine fein verzahnte Metallsäge benutzen. Ein grobe Holzsäge würde zu sehr an den Carbon-Fasern reißen und die Schnittkanten ausfasern. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich ein spezielles Carbon-Sägeblatt zulegen. Dieses sehr fein verzahnte Sägeblatt gibt es bereits für zirka 10 Euro und macht besonders saubere Schnittkanten möglich.


ACHTUNG: Da beim Sägen von Carbon feinster Staub entsteht, sollte unbedingt eine Atemschutzmaske und Einweghandschuhe gegen Carbon-Splitter getragen werden.


WIE KÜRZT MAN CARBON-LENKER?

  1. Schnittfläche abkleben: Bevor ich loslege, klebe ich die Schnittstelle mit Kreppband ab (anderes Klebeband geht auch). Das verringert das Ausfransen und sorgt für eine schöne Schnittkante. Da feine Carbon-Splitter nicht ungefährlich sind und in die Haut eindringen können, sind für die nächsten Schritte Handschuhe empfehlenswert. Carbon-Splitter lassen sich nur schwer rückstandslos aus der Haut entfernen.Foto: Robert Niedring
1. Schnittfläche abkleben: Bevor ich loslege, klebe ich die Schnittstelle mit Kreppband ab (anderes Klebeband geht auch). Das verringert das Ausfransen und sorgt für eine schöne Schnittkante. Da feine Carbon-Splitter nicht ungefährlich sind und in die Haut eindringen können, sind für die nächsten Schritte Handschuhe empfehlenswert. Carbon-Splitter lassen sich nur schwer rückstandslos aus der Haut entfernen.
  2. Sägen und schleifen: Eine Bügelsäge mit Metall- oder besser Carbon-Sägeblatt ist die erste Wahl. Beim Sägen mit wenig Druck und einer Schneideführung arbeiten. Zur Not tut es auch ein alter Vorbau als Führung. ACHTUNG: Der Staub ist extrem ungesund und sollte daher auf keinen Fall eingeatmet werden! Mit etwas Wasser binde ich den Staub, sodass dieser leichter weggewischt werden kann. Am besten eine Feinstaubmaske tragen. Im Anschluss entgrate ich die Schnittkante vorsichtig mit einem feinkörnigen Schleifpapier. Foto: Robert Niedring
2. Sägen und schleifen: Eine Bügelsäge mit Metall- oder besser Carbon-Sägeblatt ist die erste Wahl. Beim Sägen mit wenig Druck und einer Schneideführung arbeiten. Zur Not tut es auch ein alter Vorbau als Führung. ACHTUNG: Der Staub ist extrem ungesund und sollte daher auf keinen Fall eingeatmet werden! Mit etwas Wasser binde ich den Staub, sodass dieser leichter weggewischt werden kann. Am besten eine Feinstaubmaske tragen. Im Anschluss entgrate ich die Schnittkante vorsichtig mit einem feinkörnigen Schleifpapier. 
  3. Schnittkanten versiegeln: Als Schutzschicht versiegle ich die Schnittkante nach dem Entgraten noch mit Sekundenkleber. Den hat jeder zu Hause, und man kann ihn präzise auftragen. So ist die Schnittkante bestens vor Feuchtigkeit und unerwünschten Ablösungen geschützt. Etwas Sprühlack tut es auch, ideal wäre natürlich auch Epoxidharz.Foto: Robert Niedring
3. Schnittkanten versiegeln: Als Schutzschicht versiegle ich die Schnittkante nach dem Entgraten noch mit Sekundenkleber. Den hat jeder zu Hause, und man kann ihn präzise auftragen. So ist die Schnittkante bestens vor Feuchtigkeit und unerwünschten Ablösungen geschützt. Etwas Sprühlack tut es auch, ideal wäre natürlich auch Epoxidharz.
  Schrauber-Experte Florian Ohnesorg: Der Zweirad-Mechatroniker war bereits Schrauber-Europameister und besitzt einen Bikeshop in Ingenried bei Schongau. Es gibt kaum ein Bike-Problem, das er nicht lösen kann. Bereits am Geruch des Gabelöls kann Florian auf die Kilometerleistung des Bikes schließen. Foto: Robert Niedring
Schrauber-Experte Florian Ohnesorg: Der Zweirad-Mechatroniker war bereits Schrauber-Europameister und besitzt einen Bikeshop in Ingenried bei Schongau. Es gibt kaum ein Bike-Problem, das er nicht lösen kann. Bereits am Geruch des Gabelöls kann Florian auf die Kilometerleistung des Bikes schließen. 


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