EMTB Redaktion
· 03.07.2023
So groß wie nötig, so klein wie möglich: Smart Tools sind die platzsparendste Art, notwendiges Werkzeug mit auf Tour zu nehmen. Vier clevere Pannenhelfer.
Pumpe, Flaschenhalter, Mini-Tool – Syncros liefert mit dem IS Cache ein Rundumpaket. Die Pumpe mit ausziehbarem Schlauch schafft 1 Bar in ca. 140 Hüben und hat sich schon auf vielen Touren bewährt. Das Tool dagegen ist weniger gut und eher eine Notlösung. Ohne 6er-Inbus lassen sich viele Steckachsen nicht lösen, auch der 8er fehlt, der abgeflachte 5er ist nicht optimal. Ebenso das Handling des Winzlings überzeugt wenig, zumindest aber sind die Bits ausreichend lang. Clever: Der Flaschenhalter lässt sich für Rechts- oder Linkshänder montieren.
Auch wenn sich die Bits etwas schwer aus der Halterung lösen lassen, beim Schrauben liegt das Lezyne-Tool mit seinem abklappbaren Kopf gut in der Hand und punktet mit großem Hebel. Die zahlreichen Bits bleiben fest an ihrem Platz. Das Tubeless-Werkzeug mit dicken Plugs überzeugt ebenfalls. Leider passt das 17,5 mm dicke Tool nicht in jeden Lenker, und die Fixierung über O-Ringe ist mühsam. Der 8er-Bit kann bei starkem Gerüttel im Lenker verloren gehen. Es fehlen Kettennieter und Nippelspanner.
Mehr Funktionen lassen sich wohl kaum auf derart kleinem Raum unterbringen. Kettennieter, Tubeless-Tool sowie alle wichtigen Bits. Beim Schrauben stört die kompakte Bauweise nicht, ganz im Gegenteil. Auch hier lässt sich der Kopf abklappen, und Engstellen sind gut erreichbar. Leider lassen sich die Bits nur schwer entnehmen. Das Verstauen im Lenker gelingt deutlich leichter als bei Lezyne.
Wenn man von der eierlegenden Wollmichsau spricht, dann bitte hier: In der hubstarken Alu-Pumpe (78 Hübe pro Bar!) verstecken sich ein voll ausgestattetes Mini-Tool, Kettennieter, Reifenheber, Speichenschlüssel und alle wichtigen Bits – was will man mehr? Auch das Handling des winzigen Tools geht in Ordnung. Das Döschen nimmt Kleinkram auf, kann aber auch durch ein Tubeless-Pannen-Set (49,50 Euro) oder eine CO²-Kartusche ersetzt werden. Der Pumpenkopf dient dann als Anschluss hierfür, passt aber nur auf Sclaverand-Ventile – einer der wirklich wenigen Nachteile. Das Tool gibt es optional auch als Einsatz für den Gabelschaft. Zur Montage wird allerdings ein Spezialwerkzeug zum Gewindeschneiden nötig.
Bei Defekten an Motor und Akku hilft nur der Experte. Bei vielen anderen Pannen gilt:
Mit etwas handwerklichem Geschick kann die Tour meist weitergehen. Die wichtigsten Tipps.
Problem: Dem Reifen geht die Luft aus. Die häufigste aller Pannen. Flicken und Reifenwechsel sind für Biker deshalb Pflichtübungen, die jeder blind beherrschen sollte.
Egal, ob Durchschlag oder ein spitzer Dorn: Ersatzschlauch, Mini-Pumpe und Flickzeug gehören zur Standardausrüstung – auch wenn man mit Tubeless-Milch fährt. Doch was, wenn Ersatzschläuche und Flickzeug verbraucht sind? Dann zerschneiden Sie den Schlauch an der Stelle des Lochs. Knoten Sie ihn zusammen, setzen Sie ihn auf die Felge und pumpen ihn wieder auf. Ist der Schlauch komplett ruiniert, hilft nur eines: den Reifen mit Gras oder Laub ausstopfen und gen Ziel rollen. Möglichst schonend, denn sonst ist auch die Felge ruiniert.
Problem: Scharfkantige Felsen haben den Mantel aufgeschlitzt. Selbst, wenn der Schlauch noch heil ist, muss der Reifen repariert werden – die nächste Panne ist sonst vorprogrammiert.
Den Reifen von der Felge montieren und von innen mit einem möglichst robusten
Gewebeklebeband abkleben. Zur Not eignen sich auch flexible Plastikteile (zum Beispiel von Verpackungen oder je nach Position des Schlitzes auch ein Stück stabile Pappe). Wichtig ist, dass der Schlitz nicht mehr aufklafft, wenn Sie den Schlauch aufpumpen.
Ist der Schlitz an den Seitenwänden, kann man auch versuchen, ihn mit Nadel und Faden eines Notreparatur-Sets zuzunähen. Das funktioniert allerdings nur an der Seitenwand des Reifens. Der Faden muss am Ende kräftig verknotet werden.
Problem: Eine gerissene Speiche ist kein Weltuntergang. Trotzdem sollte sie notdürftig repariert werden, da sie ein Loch in den Schlauch stechen und Rahmen oder Gabel verkratzen kann.
Den Speichenteil, der mit der Nabe verbunden ist, möglichst eng um die benachbarte Speiche wickeln, falls er sich nicht entfernen lässt. So kann nichts herumbaumeln und schleifen. Der Teil, der in der Felge steckt, kann mit dem gleichen Trick fixiert werden. Noch besser: Die Verbindung zwischen Speiche und Speichennippel lösen und die
komplette Speichenhälfte entfernen und im Rucksack verstauen. Wenn nötig, die anderen Speichen etwas nachzentrieren, um den Schlag auszugleichen. Wer eine Ersatzspeiche dabei hat, entfernt den Reifen und zieht die neue Speiche ein.
Problem: Das Laufrad hat sich verformt, zum Beispiel durch einen Sturz. Es passt nicht mehr durch den Rahmen oder die Gabel, ohne zu schleifen.
Mit ein bisschen Nachzentrieren der Speichen ist es da nicht getan. Jetzt hilft nur noch Gewalt – aber mit Bedacht. Die Stelle der stärksten Biegung ausfindig machen. Nun die Felge am Knickpunkt auf einen Baumstumpf oder eine Bordsteinkante legen. Links und rechts vom Knick ragt die Felge etwas nach oben. Nun mit beiden Füßen ein Stück links und rechts von der defekten Stelle auf die Felge steigen und mit dosierten Schwungbewegungen oder kleinen Sprüngen die Felge wieder halbwegs geradebiegen.
ACHTUNG: Dieser Trick eignet sich nur für Alu-Felgen. Carbon-Modelle brechen meist schon vorher.
Problem: Die Kette wandert nicht aufs nächste Ritzel, springt oder macht beim Schalten unschöne Geräusche. Oft lässt sich das mit ein paar Handgriffen abstellen.
Schnellste Lösung: Kette vom Kettenblatt nehmen, um die Spannung aus der Kette zu nehmen. Mit dem Kettennieter am Mini-Tool die defekte Außenlasche entfernen und
dort ein Ersatzkettenschloss einsetzen. Falls kein Ersatzschloss zur Hand ist, das defekte Kettenglied komplett entfernen.
ACHTUNG: Den Nietstift nicht ganz herausdrücken. Er sollte leicht überstehend in der Lasche stecken. So kann er beim Zusammennieten der Kette wieder problemlos ins Gliedgelenk zurückgedrückt werden. Dazu den Nieter an der gegenüberliegenden Seite ansetzen.
Problem: Die Kette klackert und wechselt nur widerwillig von einem Ritzel zum nächsten oder überspringt sogar Gänge. Dann ist in den meisten Fällen die Zugspannung nicht korrekt eingestellt.
Klettert die Kette beim Schalten in einen leichteren Gang nicht nach oben, muss man das Einstellrädchen am Schalthebel in halben Drehungen in Fahrtrichtung drehen, bis die Gangwechsel wieder flüssig laufen. Bei Schaltproblemen in einen schwereren Gang dreht man das Rädchen entsprechend gegen die Fahrtrichtung. Ist der Schaltzug gerissen, ist ein Gangwechsel nicht mehr möglich. Dann einen mittleren Gang einlegen und fixieren, indem man die untere Anschlagschraube am Schaltwerk komplett reindreht.
Problem: Mit einem verbogenen Schaltauge funktioniert der Gangwechsel nicht mehr, wie er soll. Beim Zurechtbiegen ist Gefühl gefragt.
Steht das Schaltwerk nach einem Sturz oder einem Einfädler an einem Ast schief,
ist oft das Schaltauge verbogen. Zur Notreparatur 5er-Inbus in die Schraube stecken, die das Schaltwerk fixiert, und als Hebel benutzen. Gleichzeitig vorsichtig mit der anderen Hand am Schaltwerk drücken oder ziehen, um es auszurichten.
Ist das Schaltauge abgebrochen oder das Schaltwerk zerstört, hilft nur eines: Schaltwerk entfernen, Kette kürzen, einen Gang mit möglichst gerader Kettenlinie wählen und die Kette wieder zusammennieten. ACHTUNG: Bei Fullys jetzt die Federung blockieren, falls möglich. Es kann sonst sein, dass Rahmen, Nabe oder Kassette Schaden nehmen.
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