Markus Greber
· 19.08.2018
Markus Greber, EMTB-Testleiter, hat sich im Editorial der Ausgabe 3/18 dem Thema E-Bike-Tuning gewidmet und bezieht darin klar Stellung.
Der Gardasee ist bekannt für seine halsbrecherischen Downhills. Aber die wirklich gefährlichen Szenen spielen sich auf dem Radweg zwischen Torbole und Arco ab. Früher, in unmotorisierten Zeiten, rollte man hier gefahrfrei zu den Startpunkten der Klassiker-Touren. Heute herrscht Anarchie. Es wird gerast, was das Zeug hält. Die kleinen Kästchen an den Speed-Sensoren der E-Biker verraten: Die Wenigsten sind legal unterwegs. Badass Kit, Speedchip, Startec –
jedes E-MTB lässt sich damit in ein halbes Motorrad verwandeln. Das Internet ist voll davon. Und manche Bikeshops – so hören wir – verkaufen das Tuningkit gleich mit dem Bike.
Wer tunt, verwandelt sein Fahrrad in ein illegales Kraftfahrzeug: keine Betriebserlaubnis, keine Versicherung, Fahren ohne Führerschein. Abseits fahren ist verboten, sogar der Radweg ist tabu. Wer erwischt wird, muss mit Führerscheinentzug und einer Strafanzeige rechnen. Muss doch jeder selbst wissen? Eben nicht!
Denn wer tunt, trägt Mitschuld, wenn es unseren Sport in dieser Form bald nicht mehr geben wird. Tuning im großen Stil ruft die Gesetzgeber auf den Plan. Und dann sind wir auch auf unseren nicht getunten Bikes bald illegal unterwegs. Aber abgesehen davon: Die 25 km/h-Grenze macht in mehrfacher Hinsicht absolut Sinn. Mit gesellschaftlicher Akzeptanz dürfen wir E-Mountainbiker nur rechnen, solange wir von Wanderern, unmotorisierten Radfahrern, Forst- und anderen Naturnutzern nicht als Gefährder wahrgenommen werden.
Wer mit 40 Klamotten über Waldwege brettert, kann auf die Toleranz der Anderen nicht hoffen. Aber auch ganz praktisch gesehen macht das Speedlimit Sinn. Denn der Batterieverbrauch steigt im Quadrat zur Geschwindigkeit. Während bei 25 km/h auf flacher Strecke 160 Watt Antriebsleistung anfallen, braucht man bei 30 km/h bereits 245 Watt. Ich finde: Die verfügbare Energie investiert man doch lieber in Höhenmeter.
Vor all diesen Hintergründen habe ich persönlich kein Verständnis und null Toleranz gegenüber Tunern und Herstellern, die Tuning zulassen. Offene Systeme und Motoren, die die 25 km/h-Grenze per App überlisten, sind grob fahrlässig und schaden der E-MTB-Bewegung.
Doch zum Glück dürfte eine neue EU-Norm diesen Kandidaten ihr Handwerk deutlich erschweren. Ab Mai 2019 müssen alle Motoren mit einer elektronischen Einrichtung ausgestattet werden, die Tuning erkennt und verhindert. Spätestens dann dürfte auch der Radweg am Gardasee wieder sicherer werden.