Stefan Loibl
· 09.02.2021
Selbst entworfener Lenkanschlag, gelötete Elektro-Schalthebel und modifiziertes Live Valve-System: Das Hyper Spark von Tuning-Profi Dangerholm treibt integrierte Lösungen auf die Spitze und ist ein Blick in die Zukunft.
Mit dem Hyper Spark-Projekt verfolgte der schwedische Tuning-Profi Gustav Gullholm alias „Dangerholm“ zwei Ziele: einerseits wollte er ein möglichst schnelles und effizientes Race-Fully bauen, andererseits sollte es das cleanste je gebaute Bike mit innen verlegten Zügen werden. Dafür ließ er sich von modernen Rennrädern und sogenannten Hypercars (exquisiteste Supersportwagen) inspirieren, um einem vollgefederten Mountainbike den gleichen schlanken und sauberen Look zu verleihen. Die Idee ist nicht neu, wie das Magura MCi Konzept-Bike vor knapp einem Jahr gezeigt hat. Auch an immer mehr Serienbikes werden Kabel und Züge über spezielle Vorbauten oder Steuersatzkappen ins Rahmeninnere geführt. Doch so konsequent und radikal wie am Hyper Spark hat die Kabelintegration noch niemand umgesetzt.
„Es war mir wichtig, eine vollständig interne Kabelführung am Lenker zu haben, aber gleichzeitig sollte das Rad alle Funktionen eines modernen Bikes behalten. Deshalb kam es nicht in Frage, auf eine absenkbare Sattelstütze oder ein vom Lenker bedienbares Fahrwerks-Lockout zu verzichten.
Neueste Elektronische Bauteile wie die kabellose Sram AXS-Schaltgruppe oder das Live Valve-Fahrwerk von Fox haben mir die Umsetzung erleichtert, aber trotzdem waren noch viele Modifikationen nötig und dazu Einfallsreichtum gefragt. Deshalb habe ich ein spezielles Lenkanschlagssystem für den Spark RC SL-Rahmen gebastelt, um die intern verlegten Kabel nicht zu beschädigen. Außerdem musste ich den Lenker und die Federgabel modifizieren, um meine Kabelführung überhaupt erst realisieren zu können. Danach musste ich alles verstärken, um die Sicherheit zu gewährleisten. Ich habe endlose Stunden investiert, um ein perfektes Finish zu erzielen. Denn obwohl das Bike so einzigartig und speziell ist, wollte ich ihm unbedingt einen 'Standard'-Look verleihen. Obwohl ich die meisten Teile in meiner Schrauberwerkstatt hergestellt habe, sollte alles so perfekt wie möglich aussehen. So, als ob es aus einer großen Forschungs- und Entwicklungsabteilung oder einer renommierten Designabteilung stammt.
Während die perlweiße Farbe 2021 im Trend liegt, soll das Hyper Spark-Projekt einen ersten Einblick geben, wie Mountainbikes in fünf oder mehr Jahren aussehen könnten. Trotzdem habe ich das Bike nicht für irgendwelche Ausstellungsräume gebaut, sondern um es zu fahren.“
Für einen cleanen Look wurden alle nicht mehr verwendeten Kabeleingänge abgedeckt. Die perlweiße Farbe heißt Oryx White und stammt eigentlich aus der Volkswagen-Palette.
Eine der größten Herausforderungen war der Lenkanschlag, um sicherzustellen, dass die intern verlegten Kabel nicht beschädigt werden. Dafür sitzt eine handgefertigte Aluminiumplatte mit austauschbarem Anschlagstift direkt hinter dem Steuerrohr auf dem Rahmen. Sie umschließt den kompletten Gabelschaft- und Steuerrohrbereich und ist in Carbon gewickelt. Unter der handgefertigten Abdeckung befindet sich die Hardware, die am Gabelschaft befestigt ist und den Lenker daran hindert, zu stark einzuschlagen.
Damit die Bremsleitungen im Lenkerinneren verlaufen können, wurden Löcher gebohrt und die Bereiche außen mit Carbon umwickelt, um sie zu verstärken. Ein weiteres Loch gibt's am Gabelschaft, damit die Leitungen vom Vorbau eintreten können.
Im Gabelschaft wurden hinten Löcher gebohrt, damit die hintere Bremsleitung und die Fox Live Valve-Kabel in den Rahmen geführt werden können. Da es nie eine gute Idee ist, in den Gabelschaft zu bohren, wurde das Rohr hinterher stark verstärkt. Oben hat es eine "Sternmutter" mit massivem Aluminiumgewinde. Wenn die entfernt wird, kann man Lenker abziehen, ohne die Bremsschläuche zu entfernen, da diese durch eine Aussparung leicht nach oben ragen. Mit zusätzliche Führungen werden die Kabel an der Rückseite der Gabelkrone nach unten geleitet. Der Live Valve-Frontsensor, der normalerweise hinten an der Gabelbrücke sitzt, wurde modifiziert und sitzt am Bremssattel, damit das Kabel zusammen mit der vorderen Bremsleitung verläuft.
Die Syncros Silverton SL sind Vollcarbon-Laufräder. Die Felge, die Speichen und die Nabenflansche sind einteilig geformt. Dadurch haben sie durchgehende Fasern von einem Ende der Felge zum anderen, anstatt separate Speichen. Sie haben eine innere Felgenbreite von 26 Millimetern. Dazu sind Cushcore XC-Reifeneinsätze verbaut, um die Fahrqualität zu verbessern und zusätzlichen Pannenschutz zu haben.
Die Steuerungen für AXS-Schaltwerk und -Variostütze sind Zirbel Twister WE01. Man kann sagen, dass sie eine Mischung aus Daumen- und Drehgriff-Schalthebel sind. Ein Schaltring mit einem Abzug dreht sich um den Lenker, mit Magneten innerhalb der Federn. Man hat einen Klick in jede Richtung: Um in einen niedrigeren Gang zu schalten, drückt man mit dem Daumen nach unten, in einen höheren Gang nach oben. Man kann sie aber auch gedrückt halten, um mehrere Gänge zu schalten. Die Kabel der Zirbel-Twister werden normalerweise an eine Sram AXS BlipBox angeschlossen. Beim Hyper Spark wurden sie aber auf die Leiterplatten der AXS-Trigger gelötet. Die Kabel verlaufen unter den Griffen und die gesamte Elektronik ist im Lenker versteckt.
Die extrem leichten und dennoch starken Trickstuff Piccola Carbon-Bremsen verfügen über spezielle Hohlkupplungen, die den Austrittswinkel der Bremsleitung ändern und speziell für die interne Führung im Lenker entwickelt wurden.
Der Antrieb hat ein ziemlich massives 40er-Kettenblatt, eine Kassette mit 10-50 Zähnen. Er kommt von Garbaruk und das Kettenblatt ist speziell für das Hyper Spark gefertigt worden. Das Schaltwerk verfügt über ein CeramicSpeed OSPW-System für geringere Reibung und eine CeramicSpeed UFO-Kette für den Renneinsatz. Die spezielle Beschichtung ist für trockenes Wetter geeignet und soll bis zu 600 Kilometer halten. Alle Lager (Laufräder, Tretlager und Steuersatz) sind ebenfalls von CeramicSpeed.
Für den täglichen Gebrauch gibt's die Rockshox Reverb AXS mit 170 Millimeter Absenkung und Syncros Belcarra R SL-Sattel. Das Coole an letzterem ist, dass die Carbon-Rails und die Schale in einem Schritt hergestellt werden. Mit speziellen Formen und einem speziellen Verfahren werden die Carbonfasern trocken gelegt, geformt und dann in einem Stück ausgehärtet. Darüber hinaus gibt es zwei leichtere, schlankere Sattel-Stützen-Einheiten für ein einfacheres Gelände. Beide werden von Berk in Slowenien hergestellt. Beim weißen Modell kommt die Stütze von Schmolke Carbon und die Einheit verfügt über eine spezielle Schienenkonstruktion, die der Sitzschale mehr Flex erlaubt. Die schwarze Berk Sattel-Stützen-Kombi ist noch leichter und steifer, aber bietet auch weniger Komfort.