Stefan Frey
· 12.12.2019
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26-Zoll-Räder sind vom Aussterben bedroht. Doch gerade für Kinder und Jugendliche liefert der Dinosaurier unter den Laufradgrößen die perfekte Tuning-Grundlage.
Samuel Eyerkaufer fährt Mountainbike-Rennen seit er drei Jahre alt ist. Doch so richtig rund geht es erst, seit Papa Daniel das alte 24-Zoll-Riprock von Specialized auf 26 Zoll aufgebohrt hat. Zuvor war das Plus-Pummelchen zu träge bergauf und zu nervös in der Abfahrt. Mit seinen sechs Jahren und einer Größe von 1,30 Meter ist Samuel genau im passenden Alter für den Umstieg auf 26 Zoll. Das kam dem Papa gerade gelegen, denn seine Werkzeuge verstaubten so langsam im heimischen Schuppen. Für den Umbau wurde die Teilekiste geplündert und das Internet durchforstet. Leichte 26-Zoll-Laufräder sponsorte ein befreundeter Biker, die Manitou Mars lagerte im Regal eines Sammlers und wanderte für wenige Euro über den digitalen Tresen. Insgesamt wurde Samuels Specialized um mehr als ein Kilo Übergewicht erleichtert. Am meisten zahle sich aber der Umstieg auf die größeren Laufräder aus, weiß Papa Daniel zu berichten. Kaum ein anderes Bike rollt im Training derart sicher und fahrstabil über die Trails wie Samuels 26-Zöller. Wir erklären, warum sich der Umstieg auf die großen Räder lohnt, worauf man beim Umbau achten sollte und welche Hersteller sinnvolle Kinder-Bikes in 26 Zoll bieten.
An der Front von Samuels Bike werkelt eine zehn Jahre alte, generalüberholte Manitou Mars. Die gab’s im Internet für kleines Geld. An die superleichten 1360 Gramm kommt nicht einmal eine aktuelle Sid Worldcup ran. Die schmal bauende VPACE-Kurbel bringt einen spürbaren Ergonomievorteil und ist zudem deutlich leichter als die Standardkurbel. Bald wird eine neue Tune-Sattelstütze noch mal einige Gramm sparen. Aber pssst: Von der Investition weiß die Mama noch gar nichts.
Einfach den Sattel tief zu stellen und Luft aus der Federung zu lassen, reicht nicht. Beim Umbau eines alten 26-Zoll-Bikes sollte man besonders auf folgende Punkte achten.
Die Kurbel ist der Knackpunkt Nummer eins. Erst mit der richtigen Länge wird das Bike für den Nachwuchs fahrbar. Optimal für Kinder ab 1,30 Meter ist eine Länge von etwa 135 Millimetern. Wichtig auch: ein möglichst geringer Q-Faktor. VPACE bietet seine Kinderkurbel mit 150 Millimetern Q-Faktor in den Längen 105 bis 165 Millimeter an. Ramlon-Bikes hat nicht nur gekürzte Kurbeln zwischen 130 und 152 Millimeter im Sortiment, sondern kürzt auch eigene Kurbeln auf Wunsch. PLP-Kurbeln von Pyrobikes gibt es ab einer Länge von 152 Millimetern.
Die Reifen: Auch wenn die Hersteller keine Entwicklungsarbeit mehr in 26-Zoll-Reifen stecken, sind viele der aktuellen Modelle von Schwalbe, Continental und Co. auch noch in der klassischen Größe verfügbar. Hier steckt besonders viel Tuning-Potenzial, weil man bei den leichtgewichtigen Fahrern nicht unbedingt zur stabilsten Ausführung greifen muss. Ein Schwalbe Rocket Ron in 2,25 Zoll wiegt gerade mal 540 Gramm.
Die Pedale: Auch mit einer extra-kurzen Pedalachse lässt sich der Q-Faktor verringern und eine ergonomischere Fußposition erzielen. Die Achse des Klickpedals SQlab 511 ist um fünf Millimeter gekürzt. VPACE bietet das Plattformpedal Wellgo C271 sogar mit um acht Millimeter gekürzten Achsen an.
Islabikes Creig 26
Das Creig 26 passt Kindern ab etwa neun Jahren. Die Briten lassen viele Teile eigens anfertigen, wie Kurbeln mit geringem Q-Faktor, extra dünne Lenker und Griffe sowie Laufräder mit 24 Speichen. Die RST F1RST 26 mit 80 Millimetern Federweg sorgt für Komfort im Gelände. 929 Euro. www.islabikes.de
Pyro X.13
Der 1300 Gramm leichte Alu-Rahmen ist die perfekte Basis für anspruchsvolles Gelände. Mit Starrgabel und V-Brakes landet das X.13 unter neun Kilo. Über den Baukasten kann das Bike je nach Wunsch mit Federgabel, anderen Laufrädern und Bremsen ausgestattet werden. Ab 1030 Euro. www.pyrobikes.de
Woom OFF 6
Das brandneue OFF 6 vom Kinderradspe-zialisten Woom wiegt dank Carbon-Gabel nur 9,3 Kilo. Die sportliche Geo mit langem Radstand und flachem Lenkwinkel soll vor allem kleinen Racern Spaß machen. Ab 2020 gibt es das OFF 6 optional auch mit Feder-gabel. 799 Euro. www.woombikes.com
BIKE: Hat 26 Zoll im Jugendbereich eine Zukunft?
SÖREN ZIEHER: Unsere beiden 26-Zöller Max und Moritz sind für uns die wichtigsten Modelle. Der Sprung von 24 auf 27,5 Zoll ist häufig zu groß für den Nachwuchs. Für viele Kids ist das 26-Zoll-Bike das erste richtige Mountainbike, das durch die spezielle Geometrie sogar schon ab 1,30 Meter gefahren werden kann. Viele Väter schütteln da erst mal den Kopf, weil sie ja selbst bis vor Kurzem noch auf 26-Zoll-Rädern unterwegs waren.
Ist ein gebrauchter 26-Zoll-Rahmen eine gute Basis für ein Jugend-Bike?
Das funktioniert auf jeden Fall, wenn man die ergonomisch wichtigen Punkte aufs Kind anpasst: kurze Kurbeln mit geringem Q-Faktor und ein kurzer Vorbau zum Beispiel. Bei der Geometrie muss man aber Kompromisse eingehen. Unsere Rahmen sind speziell auf unsere Kinderkurbeln ausgelegt und ermöglichen daher ein besonders tiefes Tretlager. Sie zeichnen sich zudem durch ein kurzes Sitzrohr und eine moderne Geometrie mit etwas flacherem Lenkwinkel und längerem Reach aus. Diesen Vorteil hat man bei einem kleinen Erwachsenenrahmen natürlich nicht.
Wo liegt das größte Tuning-Potenzial?
Die Laufräder können für Kinder und Jugendliche besonders leicht sein. Unsere selbst aufgebauten Sätze wiegen in 26 Zoll gerade mal 1400 Gramm. Bei der Kurbel wird auch häufig günstiges Material verbaut. Hier kann man ordentlich Gewicht sparen. Einfach-Antriebe sind leicht und für Kinder besonders gut zu bedienen.
Lohnt sich die Mühe für einen Umbau?
Vorausgesetzt, man hat eine gut gefüllte Teilekiste zu Hause, dann ja. Wenn man Teile wie Lenker, Sattelstütze oder eine leichte Gabel erst kaufen muss, dann ist man schnell wieder beim Preis für ein neues Bike. Und das ist dann zumindest in Bezug auf Geometrie und Gewicht zu 100 Prozent kindgerecht.
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