Peter Nilges
, Max Fuchs
· 17.09.2020
Wer Zeit auf der Strecke gutmachen will, muss investieren – in meist sündhaft teure Komponenten. Wie viel Zeit teures Tuning wirklich spart, haben wir in einem aufwändigen Experiment analysiert.
Der Optimierungswahn ist fest in unserer Gesellschaft verankert. Vom autonomen Fahren über Schönheits-OPs, bis hin zum gestriegelten Vorgarten des Nachbarn. Der Mensch will aus sich und seiner Umwelt stets das Maximum herausholen. Das ist einerseits gut, denn sonst würden wir vielleicht noch heute mit Karl von Drais’ Laufmaschine aus dem Jahr 1817 durchs Gelände rollern, und das moderne Mountainbike bliebe für immer ein Zukunftsszenario. Doch der Drang der Industrie nach stetiger Verbesserung hat uns zwischenzeitlich vollgefederte, elektronisch schaltende und ultraleichte Bikes beschert. Weil manchem Biker selbst das nicht genug ist, investieren Tuning-Fans Unsummen, um aus ihrem eh schon ausgereiften Serienrad auch noch das letzte Quäntchen herauszukitzeln. Doch führt der Weg zu besserer Funktion zwangsläufig über die leichtesten und teuersten Komponenten?
Mit unserem Experiment klären wir anhand harter Fakten, ob Tuning in der Praxis tatsächlich mehr als nur den gesteigerten individuellen Wert eines Bikes bringt. Unsere Probanden: Drei identisch aufgebaute Rocky Mountain Instinct 70 zum Neupreis von je 5800 Euro. Alle Bikes wiegen 13,37 Kilo ohne Pedale. Um den Nutzen von Leichtbau und Funktionsverbesserungen objektiv belegen zu können, haben wir alle drei Bikes mit Leistungsmesspedalen von SRM ausgestattet.
Nach langer Recherche und Lieferverzögerungen stand das ultimative Tuning-Objekt dann endlich in unserem Testkeller. Von extrem leichten Carbon-Laufrädern, über eine Highend-Schaltgruppe, bis hin zu irre teuren, reibungreduzierenden Keramik-Schaltröllchen blieb kaum ein Bauteil unangetastet. Das Ergebnis? Ganze 2,29 Kilo (11,08 Kilo Gesamtgewicht) hat das Instinct während unserer Tuning-Kur abgespeckt. Dabei schoss allerdings auch der Preis um 7201 Euro in die Höhe – auf sagenhafte 13.121 Euro!
Für den Vergleich der drei Kandidaten ging es auf unsere 2,3 Kilometer lange Teststrecke in der Nähe von München. Um nicht nur das subjektive Fahrgefühl entscheiden zu lassen, stoppten wir die Rundenzeiten und zeichneten akribisch die Leistungsdaten der SRM-Sensoren auf. Unsere drei Testfahrer fuhren mit allen Bikes jeweils zwei Testrunden mit einer möglichst konstanten Leistung.
Diesen Artikel finden Sie in BIKE 8/2020. Die gesamte Digital-Ausgabe können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Print-Ausgabe im DK-Shop nachbestellen – solange der Vorrat reicht: