Stefan Loibl
· 08.12.2019
Tuning-Maßnahmen fürs Giant Anthem mit einem großen Budget: Wir zeigen den Originalzustand, die Verwandlung und sagen, was es gebracht hat.
Giant Anthem 1, 3099 Euro, 11,83 Kilo (Foto oben)
Das Anthem ist ein reinrassiges Marathon-Fully und mit 100 Millimetern Federweg an Front und Heck absolut auf Vortrieb getrimmt. Trotz Alu-Rahmen bringt das Bike nur 11,83 Kilo ohne Pedale auf die Waage, was in Relation zum Preis einen sehr guten Wert darstellt. Durch die fehlende Teleskopsattelstütze und die sehr sportliche Geometrie mit einer deutlichen Sattelüberhöhung zieht das Giant gegenüber Trailbikes aber den Kürzeren. Mit unseren Tuning Maßnahmen haben wir es geschafft, das Einsatzgebiet deutlich zu vergrößern.
Budget: 1679 Euro | Gewicht: + 460 Gramm
1 Federgabel: 1640 g / 1199 Euro
Die Idee: Um dem Anthem mehr Souveränität im Gelände zu verleihen, sollte eine 120er-Gabel her. Doch der Markt an leichten 120-mm-Gabeln ist klein. Wir haben uns für die SR Suntour Axon Werx entschieden, die dank Carbon-Krone und -Schaft nur 1640 Gramm wiegt. Super-Spartipp: die etwa 100 Gramm schwere Axon Elite für 739 Euro. Leichter, aber teilweise deutlich teurer, sind die Gabeln der Marktführer Rockshox Sid und
Fox 34 SC.
2 Sattel: 240 g / 140 Euro
Da der originale Giant-Contact-SL-Sattel ein sehr kantiges und ungepolstertes Kunststoffheck besitzt, musste er einem Ergon SM3 Pro weichen, der auch auf langen Trail-Ausfahrten viel Komfort bietet.
3 Teleskopstütze: 573 g / 260 Euro
Da an vielen Racebikes eine dünne 27,2er-Sattelstütze zum Einsatz kommt, fällt die Auswahl an Teleskopstützen sehr gering aus. Mit der Kindshock LEV Integra fanden wir ein passendes Modell in 410 Millimetern Länge mit 100 Millimetern Absenkung.
4 Reifen: 689/638 g / 80 Euro
Im Neuzustand rollt das Giant auf 2,25 Zoll breiten Rekon-Race-Reifen von Maxxis, die bereits serienmäßig tubeless ausgeliefert werden. Also wenig Potenzial für Grammfuchser. Für etwas mehr Grip montierten wir ein Reifenpaar mit besserem Nass-Grip, wollten aber die Breite für ein überschaubares Gewicht beibehalten. Mit dem Wolfpack Cross am Vorderrad und dem Race am Hinterrad besitzt das Anthem bessere Allround-Fähigkeiten.
Fahrbericht
Das Giant Anthem konnte bereits in diversen Racefully-Tests glänzen und zählt immer noch zum Favoritenkreis in der 100-Millimeter-Klasse. Mit seinem steilen Lenkwinkel und der sportlichen Sitzposition mit deutlicher Sattelüberhöhung punktet das Bike zwar im Uphill, kommt bergab aber früh an seine Grenzen. Nach unserer Tuning-Maßnahme verändern sich Geometrie und Sitzposition durch die knapp 30 Millimeter länger bauende Gabel deutlich. Mit 68,2 Grad wurde der Lenkwinkel um 1,4 Grad flacher, das Tretlager wanderte dabei nur acht Millimeter nach oben. Dadurch fährt sich das Anthem wesentlich laufruhiger in schnellen und steilen Passagen bergab.
Durch den ohnehin breiten Lenker und nicht zu langen Vorbau konnten wir das Cockpit ohne Probleme übernehmen. Durch die etwas höhere Front (Stack +10 Millimeter) verkürzt sich auch der Reach um 14 Millimeter, was die Sitzposition entschärft. Dennoch lastet nach wie vor genügend Druck auf dem Lenker, und der Sitzwinkel bleibt mit 73 Grad ebenfalls steil genug, um auch fiese Rampen zu erklettern. Im Gegensatz zu den anderen beiden Tuning-Bikes legt das Giant als einziges Gewicht zu: 460 Gramm. Da die Laufräder mit den neuen Reifen aber sogar minimal leichter geworden sind, büßt das Giant kaum an Vortrieb ein. Der größte Gewinn bergab ist definitiv die Teleskopsattelstütze.
Trotz aller Tuning-Maßnahmen wollten wir den erstklassigen Vortrieb und die souveränen Klettereigenschaften des Bikes beibehalten. Auch mit der längeren Gabel bleibt die Front tief und die Sitzposition sportlich. In Downhills ist das Anthem durch unsere Eingriffe jedoch deutlich souveräner. Der Maestro-Hinterbau harmoniert trotz weniger Hub gut mit der längeren Gabel. So wird aus dem sportlichen Racer ein schnelles, universelles Trailbike für Mittelgebirgs-Touren, auf dem man ordentlich Kilometer schrubben kann.
Diesen Artikel finden Sie in BIKE 10/2019. Die gesamte Digital-Ausgabe können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Print-Ausgabe im DK-Shop nachbestellen – solange der Vorrat reicht: