Stefan Frey
· 04.01.2024
98 psi. So hoch müsste der Luftdruck laut Herstellertabelle in meiner Federgabel sein, um optimal zu meinem Gewicht zu passen. Doch die exakte Einstellung ist nicht ganz einfach, wenn die Dämpferpumpe lediglich in Zehnerschritten misst, diese nur 3 Millimeter auseinanderliegen und der Zeiger bereits 2 Millimeter breit ist. Sie merken es vermutlich bereits: Mehr als ein grober Schätzwert ist bei analogen Dämpferpumpen in der Regel nicht drin – selbst wenn die Pumpe an sich akkurat misst. Doch fangen wir von vorne an.
Für das Set-up von Luftfahrwerken ist eine Dämpferpumpe unverzichtbar. Nur mit ihr lässt sich der Druck in den Luftkammern von Federgabel und Dämpfer an das Gewicht des Fahrers anpassen – Grundvoraussetzung für eine optimale Funktion. Bei vielen Bikes wird eine einfache Standardpumpe bereits mitgeliefert, doch in den Onlineshops und Fahrradläden findet sich eine Vielzahl von Modellen unterschiedlichster Ausführung. Wir haben 13 Dämpferpumpen getestet, acht analoge und fünf digitale.
Womit wir bereits bei einer der grundsätzlichsten Fragen wären: Brauche ich eine digitale Dämpferpumpe? Sofern man den Luftdruck psi-genau abstimmen will, lautet die Antwort eindeutig: ja. Während wir bei den analogen Exemplaren bei einem Druck von 80 psi Abweichungen von bis zu 6 psi gemessen haben, liegt keine der digitalen Pumpen mehr als 1 psi daneben. Set-up-Nerds und psi-Fuchser, die viel an ihren Fahrwerkseinstellungen arbeiten, freuen sich also über exakte Werte und leicht ablesbare Displays. Und Fahrwerks-Faulis, die nach dem Motto „Set it and forget it“ leben? Die ärgern sich, wenn sie nach der Winterpause den Luftdruck prüfen wollen und die Kälte den Akku ausgesaugt hat. Die nötige Knopfzelle werden wohl die wenigsten auf Vorrat lagern.
Ein weiteres Kriterium ist das Packmaß. Wer die Dämpferpumpe mit auf Tour nimmt, sollte auf eine möglichst kompakte Bauweise achten. Ausladende Modelle wie die SKS USP oder die Specialized Air Tool Dämpferpumpe sind nur was für die Werkstatt.
Auch auf den Ventilkopf sollten Sie beim Kauf einen Blick werfen. Sehr kurze oder abgewinkelte Exemplare erreichen zum Teil nicht alle Ventile an Dämpfer oder Gabel, wenn diese etwa versteckt im Rahmen liegen oder tief im Gabelkopf sitzen. Wer den passenden Druck bei montierter Dämpferpumpe prüfen möchte, kommt zudem um eine Entkopplungsfunktion nicht herum. Darauf, ob die vom Hersteller angegebenen 98 psi auch beim Abschrauben des Ventilkopfs in der Luftkammer bleiben, hat diese übrigens keinen Einfluss – mehr dazu erfahren Sie im Kasten „Mythos oder Wahrheit?“ auf der rechten Seite.
Über einen Klick auf das jeweilige Modell gelangen Sie zum ausführlichen Test mit der kompletten Bewertung.
Im Labor Um die Genauigkeit der Pumpen zu überprüfen, haben wir einen eigenen Testaufbau entwickelt. Dafür haben wir einen Stahlzylinder, dessen Volumen in etwa dem einer Federgabel entspricht, mit einem digitalen Präzisionsmanometer ausgestattet und an einer zweiten Bohrung ein Schrader-Ventil angebracht. Mit diesem Prüfzylinder überprüften wir bei jeder Dämpferpumpe die Messgenauigkeit bei 80, 150 und 200 psi . Den Versuch wiederholten wir mit zwei identischen Pumpen jeweils dreimal. Anschließend wurden die Mittelwerte errechnet.
Weil gerade die analogen Manometer an der Dämpferpumpe oft nur schwer abzulesen sind, haben wir hier hauptsächlich nach Ausreißern gesucht. Auch lässt sich die Serienstreuung mit nur zwei Testmodellen nicht exakt abbilden. Dafür konnten wir eindrücklich den Druckausgleich der Pumpen beim Abschrauben nachweisen. Als Nächstes haben wir die benötigten Hübe bis zu einem Druck von 150 psi gezählt und daraus das Pumpvolumen in psi pro Hub ermittelt.
In der Praxis Handhabung, Ablesbarkeit des Manometers und die benötigten Handkräfte wurden von mehreren Testpersonen überprüft und dokumentiert. Zudem haben wir gecheckt, wie gut sich die Ventilköpfe auf die unterschiedlichen Federgabeln und Dämpfer aufsetzen lassen und ob sie auch ungünstig im Rahmen sitzende Dämpfer erreichen.
Nach wie vor hält sich unter Bikern wacker der Mythos, dass Federgabeln oder Dämpfer beim Abschrauben der Pumpe etwas Luft verlieren. Diesen Mythos können wir mit unserem Test widerlegen! Keine einzige Dämpferpumpe verlor bei unseren Testversuchen Druck beim Abschrauben des Ventilkopfs – und das unabhängig davon, ob das jeweilige Modell über eine Entkopplungsschraube verfügte oder nicht. Im Gegenteil: Eine Fehlbedienung kann bei Pumpen mit Entkopplung sogar dazu führen, dass der eben eingestellte Luftdruck beim Abschrauben wieder entweicht, sofern man vergisst, die Entkopplung zu aktivieren.
Beim Aufschrauben der Pumpe auf das Ventil sinkt dagegen der Luftdruck bei jeder Pumpe, weil Luft aus der Luftkammer in den Schlauch entweicht. Übrigens wurde die Druckverlustsicherung nur aufgrund dieses Mythos von den Herstellern entwickelt. Einen Vorteil aber hat eine Entkopplung: Trennt man durch sie die Verbindung zwischen Pumpenkopf und Ventil, lässt sich auch mit aufgeschraubter Pumpe prüfen, ob der korrekte SAG eingestellt wurde. Das funktioniert bei Dämpferpumpen mit Standardpumpenkopf nicht.