Ludwig Döhl
· 07.10.2020
Kriechöl, Lagerfett, Montagepaste: Die Auswahl an Schmiermittel-Dosen und Tuben ist so verwirrend wie im Kosmetikregal. Wir erklären, welches davon welche Probleme löst und wie Lager länger leben.
WD40 ist der bekannteste Vertreter der Kriechöle. Brunox Turbo Spray, Motorex Joker oder andere Kriechöle funktionieren aber nach dem gleichen Prinzip. Ein hoher Anteil an Lösungsmitteln und die Kapillarwirkung lassen das Öl in kleinste Spalten kriechen. Dabei verdrängt es nicht nur Wasser, sondern löst auch Dreck und leichten Rostansatz. So macht es schwergängige Bauteilverbindungen wieder gängig. Problem: Durch die dünnflüssige Konsistenz hält die schmierende Wirkung nicht lange an. Außerdem können seine Lösungsmittel vorhandenes Schmierfett angreifen.
Fett verringert in erster Linie die Reibung zwischen sich bewegenden Bauteilen. Es sorgt also dafür, dass zum Beispiel Kugeln im Inneren eines Industrielagers leicht laufen oder schmiert die Drehbewegungen an Steuersatz, Hinterbau oder Tretlager. Außerdem dichtet es Verbindungen ab und verhindert durch seine hydrophobe Eigenschaft (Fett stößt Wasser ab) das Eindringen von Dreck und Feuchtigkeit in sich bewegende Bauteile. Das schützt vor Korrosion, erhöht die Lebensdauer und sorgt für Leichtgängigkeit in allem, was dreht oder gleitet.
Ein kleines Tübchen Carbon-Paste gehört bei vielen Carbon-Teilen zum Lieferumfang. Winzig kleine Schleifkörper in der Paste erhöhen die Reibung in Klemmungen (z. B. zwischen Bremshebel und Lenker oder zwischen Sattelstütze und Rahmen). Empfindliche Carbon-Anbauteile kommen dadurch mit geringerem Anzugsmoment aus. Sie können materialschonender montiert werden. Bauteile, die ständig in Bewegung sind, dürfen auf keinen Fall mit Carbon-Paste montiert werden. Die Schleifmittel würden das Material beschädigen.
Eine Montagepaste* erleichtert die Montage von Press- und Schraubverbindungen, schmiert aber sich bewegende Teile nicht dauerhaft. Manche Montagepasten sind sogar komplett fettfrei. Weil sie Korrosion verhindern, Spalten abdichten und auch langfristig Oberflächen nicht angreifen, kommen sie zum Einsatz, wo Bauteile dauerhaft in Kontakt stehen. Typische Anwendungen sind beispielsweise eingepresste Lagerschalen, Sattelklemmungen oder die Kontaktfläche zwischen Rahmen und Schaltauge.
Die sogenannte Kupferpaste ist ein Hochtemperaturschmierstoff und ein echtes Relikt aus der Zeit der Dampfmaschinen. Ihre extreme Hitzebeständigkeit machte sie zu einem beliebten Schmierstoff im Automotive-Bereich, etwa an Bremsbauteilen. Am Fahrrad gibt es keine Verbindung, die aufgrund ihrer Hitzeentwicklung den Einsatz von Kupferpaste erfordert. Beim Einsatz an der Bremse ist die Gefahr zu hoch, die Bremsbeläge zu verunreinigen. Diese werden dadurch unbrauchbar und müssen ausgetauscht werden.
BIKE: Macht es Sinn, die Dichtlippe eines Industrielagers zu entfernen und zusätzliches Fett in das Industrielager zu pressen?
Dennis Braun: Hochwertige Industrielager sind vom Hersteller mit der richtigen Menge Fett für den entsprechenden Einsatzbereich befüllt. Die Gefahr, die Dichtlippe beim Entfernen zu beschädigen, ist groß. Wenn die Laufflächen der Lager eingelaufen sind, hilft außerdem auch kein Fett mehr. Ein neues Lager zu verbauen, wäre besser.
Wie erkennt man die Qualität eines Industrielagers?
Es liegt nahe, den Leichtlauf eines neuen Lagers zu testen. Das lässt aber keine Rückschlüsse auf die Qualität zu. Ein hochwertiges Steuersatzlager beispielsweise dreht sich aufgrund von festerem Fett und einer starken Dichtung relativ schwer. Für Laien ist eine Qualitätsbeurteilung kaum möglich.
Was darf man mit Industrielagern auf keinen Fall machen?
Dampfstrahlen! Dem hohen Druck hält keine Dichtung stand. Wenn einmal Wasser ins Lager eingedrungen ist, spült dies das Fett aus. Dementsprechend sinkt die Lebensdauer. Die Kombination mit Reinigungsmitteln ist dabei besonders gefährlich für die Lager, da sie eine fettlösende Wirkung haben.
Wie kann man die Lebensdauer von Lagern erhöhen?
Beim Steuersatz ist die Einstellung wichtig. Ist die Vorspannung der Lager zu hoch, verschleißen diese schneller. Ist sie zu niedrig, hat der Steuersatz Spiel und ist Stoßbelastungen ausgesetzt. Gelegentliches Reinigen und äußerliches Auftragen von Fett erhöhen die Lebensdauer.
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