Test & Tipps LackpflegeWie pflege ich Fahrrad-Lack am besten?

Matthias Borchers

 · 26.04.2025

Dr. Wack A1 High End Spray Wax
Foto: Matthias Borchers
Wachs pflegt und konserviert den Lack, damit er möglichst lange funkelt, Regentropfen abperlen und Dreck sich schneller wieder lösen lässt. Wir haben sechs Lackpflege-Produkte im Labor getestet und klären, welche Schutzschicht den schönen Schein am Bike am besten wahrt.

Das Rennrad oder Gravelbike ist für viele Besitzerinnen und Besitzer nicht nur ein Sportgerät, sondern oft auch ein geliebtes Schätzchen. Wer seinen Boliden in bestem Zustand halten möchte, putzt und pflegt ihn regelmäßig; manch einer mag sich noch daran erinnern, wie er bei der sams­täglichen Autowäsche dem Vater zur Hand gehen und mit dickem Wattebausch die Lackpolitur auf der Motorhaube blank wienern „durfte“. Muskelschmalz ist inzwischen nicht mehr die wichtigste Zutat bei der Lackpflege; Sprüh- und Schutzwachse sind hochtechnische Substanzen, die, einmal aufgetragen, die Oberfläche ­zuverlässig und möglichst dauerhaft versiegeln sollen.

Hydrophobe Schutzschicht

Die Basis vieler Lackschutzmittel ist eine wachsartige oder polymerbasierte Substanz, die auf der Oberfläche des Lacks eine dünne, wasserabweisende (hydrophobe) Schutzschicht bildet. Sie kann natürliche Wachse wie beispielsweise Carnauba enthalten, das aus den Blättern der Carnaubapalme gewonnen wird, oder auf synthetischen Polymeren basieren. Diese Schicht schützt den Lack nicht nur vor Wasser und Schmutz, sondern auch vor UV-Strahlen, die den Farbauftrag mit der Zeit verblassen lassen. Gleichzeitig intensiviert das Wachs die Farbtiefe, was einen gepflegten Rahmen wie neu aussehen lässt. Für möglichst langanhaltenden Schutz sollte die Versiegelung widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse sein und sich beim nächsten Radputz nicht gleich wieder abwaschen lassen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vielseitigkeit des Produkts: Kann es gleichermaßen auf glänzenden und matten Lacken angewendet werden? Hier gibt es Unterschiede. Während glänzende Lacke von den polierenden Eigenschaften des Wachses profitieren, können matt lackierte Rahmen unter einem ungeeigneten Produkt leiden, da es unerwünschte Glanzspuren hervorrufen könnte. Spezielle Produkte für Mattlacke vermeiden diesen Effekt und bieten gleichzeitig Schutz. Intensiv beworben wird auch so genannte Keramik-Versiegelung: Diese Produkte unterscheiden sich von klassischen Wachsen vor allem in der Anwendung. Während Wachse einfach aufgesprüht und verteilt werden, erfordert eine Keramik-Versiegelung oft mehrere Schichten und längere Aushärtezeiten.

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In unserem Test haben wir sechs verschiedene Lackpflegeprodukte untersucht: von – laut Etikett – speziell fürs Fahrrad entwickelten Mitteln wie dem Liqui Moly Bike Detailer bis hin zu universellen Produkten wie dem Sonax Xtreme Ceramic Spray, das für Autos oder Fahrräder gleichermaßen geeignet sein soll. Bei den Testkriterien haben wir uns konzentriert auf die Anwendungsfreundlichkeit, den Langzeitschutz und das Ergebnis im Hinblick auf die Farbtiefe des Lacks.

Nachwirkung

Die beiden Testsiegerprodukte von Dr. Wack und Sonax überzeugen in allen Punkten. Beide Substanzen lassen sich mühelos auftragen. Schon eine kleine Menge reicht aus, um den gesamten Rahmen gleichmäßig zu behandeln. Die sparsame Anwendung reduziert auch die Gefahr von Rückständen wie unschönen Schlieren auf dem Lack, wenn möglicherweise nicht sorgfältig bis in die letzte Ecke nachpoliert wird. In puncto Langzeitschutz überzeugen insbesondere die Mittel von Dr. Wack, Sonax und Liqui Moly, wobei Letzteres explizit nicht für Mattlacke geeignet ist. Die Lackschoner von Muc-Off und Nigrin schneiden im Langzeitschutz messbar schwächer ab, die Schutzschicht ist schon nach wenigen Wäschen größtenteils wieder verschwunden. Unabhängig vom gewählten Produkt zeigt der Test aber deutlich: Eine sorgfältige Lackpflege lohnt sich. Nicht nur, um das Fahrrad optisch auf Hochglanz zu bringen, sondern auch, um den Rahmen langfristig vor äußeren Einflüssen zu schützen.

Kurz und knapp

Lackpflege lohnt sich: Der Schutz der Ober­fläche dient dem Wert­erhalt und erleichtert die Pflege des Rades. Am besten schnitten im Labortest die Lackpflegeprodukte von Dr. Wack und Sonax ab; bei der Langzeitwirkung zeigen einzelne Produkte Schwächen.

Die Lackpflege-Produkte im Test

Dr. Wack A1 High End Spray Wax

Dr. Wack A1 High End Spray WaxFoto: Matthias BorchersDr. Wack A1 High End Spray Wax

TOUR-Bewertung

  • Anwendung (15 %) 1,3
  • Glanz / Farbfrische (35 %) 1,4
  • Hydrophobie / Schutz (50 %) 1,2

Fazit

Der Testsieger lässt sich gut dosieren, wobei das Sprühbild etwas schmaler ausfallen dürfte, um auch schlanke Rahmenpartien zielsicher zu treffen. Das Mittel lässt sich gut verteilen und erzielt nach wenigen kreisenden Bewegungen einheitlichen Glanz. Überzeugend ist die Langzeitwirkung, selbst nach zehn Wäschen perlt Wasser noch zuverlässig ab.

Gesamtnote (100 %): 1,3


Liqui Moly Bike Detailer Lackschnellpflege

Liqui Moly Bike Detailer LackschnellpflegeFoto: Matthias BorchersLiqui Moly Bike Detailer Lackschnellpflege
  • Preis: 17 Euro >> hier erhältlich
  • Preis pro Liter: 34 Euro
  • Inhalt: 500 Milliliter

TOUR-Bewertung

  • Anwendung (15 %) 1,4
  • Glanz / Farbfrische (35 %) 2,6
  • Hydrophobie / Schutz (50 %) 1,3

Fazit

Die Pflegesubstanz kommt in feinem Strahl mit Druck aus dem Sprühkopf, weshalb man mit Gefühl pumpen sollte, damit nichts daneben geht. Das Polieren geht schnell von der Hand, das anschließende Farbbild ist okay. Selbst nach vielen Wäschen perlt Wasser ebenso schnell ab wie direkt nach dem Auftrag. Laut Etikett nicht für Mattlacke geeignet.

Gesamtnote (100 %): 1,8


Muc Off Bike Protect

Muc Off Bike ProtectFoto: Matthias BorchersMuc Off Bike Protect
  • Preis: 17 Euro >> hier erhältlich
  • Preis pro Liter: 34 Euro
  • Inhalt: 500 Milliliter

TOUR-Bewertung

  • Anwendung (15 %) 1,4
  • Glanz / Farbfrische (35 %) 2,7
  • Hydrophobie / Schutz (50 %) 4,1

Fazit

Muc-Off versetzt die Pflegesubstanz mit einem Treibmittel, entsprechend gleichmäßig und fein lässt es sich auf den Lack aufsprühen und anschließend mühelos und streifenfrei verteilen. Der Glanz ist gut, die Farbauffrischung gelingt nicht so intensiv wie bei der Konkurrenz. ­Die Schutzschicht muss relativ früh erneuert werden.

Gesamtnote (100 %): 3,2


Nigrin Sprühwachs

Nigrin SprühwachsFoto: Matthias BorchersNigrin Sprühwachs
  • Preis: 7,50 Euro >> hier erhältlich
  • Preis pro Liter: 25 Euro
  • Inhalt: 300 Milliliter

TOUR-Bewertung

  • Anwendung (15 %) 2,5
  • Glanz / Farbfrische (35 %) 4,0
  • Hydrophobie / Schutz (50 %) 3,2

Fazit

In der Nigrin-Dose ist zwar wenig drin, bezogen auf den Preis pro Liter ist es jedoch das günstigste Produkt im Test. Nervig ist das Sprühbild aus feinem Nebel und dicken Tropfen, was zu ungleicher Verteilung führt. Die Farbauffrischung ist gering, die Glanzwirkung gut. Der Abperleffekt schwindet bereits nach der ersten Wäsche und Nachwachsen wird bald nötig.

Gesamtnote (100 %): 3,5


Sonax Xtreme Ceramic Spray Versiegelung

Sonax Xtreme Ceramic Spray VersiegelungFoto: Matthias BorchersSonax Xtreme Ceramic Spray Versiegelung
  • Preis: 21 Euro >> hier erhältlich
  • Preis pro Liter: 28 Euro
  • Inhalt: 750 Milliliter

TOUR-Bewertung

  • Anwendung (15 %) 1,4
  • Glanz / Farbfrische (35 %) 1,8
  • Hydrophobie / Schutz (50 %) 1,2

Fazit

Sonax füllt am meisten Inhalt in die Pump­flasche und erzielt den Preis-Leistungs-Sieg; bereits bei leichtem Druck verteilt sich das Mittel zielsicher mit feinem Strahl; es lässt sich mit wenig Polieren streifen- und rückstandsfrei auf dem Lack verteilen. Die Farbauffrischung und der Glanz überzeugen auch noch nach mehr als zehn Wäschen.

Gesamtnote (100 %): 1,4


Tunap Sports Rahmenpflege

Tunap Sports RahmenpflegeFoto: Matthias BorchersTunap Sports Rahmenpflege
  • Preis: 13,95 Euro >> hier erhältlich
  • Preis pro Liter: 46,50 Euro
  • Inhalt: 300 Milliliter

TOUR-Bewertung

  • Anwendung (15 %) 1,8
  • Glanz / Farbfrische (35 %) 1,4
  • Hydrophobie / Schutz (50 %) 4,0

Fazit

Die vergleichsweise teure Rahmenpflege kommt in kleiner Dose und verteilt sich fein bei leichtem Druck auf den Sprühkopf. So fein, dass viel Mittel als Nebel nicht auf den Lack trifft, sondern ungenutzt verfliegt. Ansonsten lässt es sich gut verteilen, erzeugt eine frischen, glänzenden Lack, wobei der Effekt nicht so lange anhält wie bei den besten Mitteln.

Gesamtnote (100 %): 2,8


So testet TOUR

Alle Tests wurden im Labor von Dr. Wack Chemie in Baar-Ebenhausen bei Ingolstadt unter unserer persönlichen Aufsicht durchgeführt und basieren auf den Standards des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW).

Anwendung (Anteil an der Gesamtnote: 15 Prozent)

Alle Substanzen werden auf einer genormten Glanzlack-Platte getestet. Die zuvor eingeteilten Prüfflächen werden auf einheitliche Lackwerte (Lackfrische, Lackhelligkeit) gemessen, damit diese der vorgeschriebenen Norm entsprechen. Anschließend wird die immer gleiche Menge der Testsubstanz (1,5 Millil­iter) auf der Fläche verteilt und mit einem Mikrofasertuch poliert, bis das Testfeld streifenfrei glänzt.

Nach dem Aufbringen einer definierten Menge auf dem Testfeld wird das Mittel mit einem Mikrofasertuch verteilt und streifenfrei poliert.Foto: Matthias BorchersNach dem Aufbringen einer definierten Menge auf dem Testfeld wird das Mittel mit einem Mikrofasertuch verteilt und streifenfrei poliert.

Glanz und Farbfrische (Anteil an der Gesamtnote: 35 Prozent)

Um das Farbbild zu beurteilen, welches sich aus den Kriterien Farbauffrischung, Glanz und Oberflächenbild zusammensetzt, wird jede Testfläche mit Hilfe spezieller Messgeräte und einer optischen Prüfung unter Norm-Licht beurteilt. Die Farbauffrischung wird mit einem Reflektometer gemessen, die Einheit heißt „GU“ (Gloss Units).

Nach der Politur wird das Ergebnis, neben weiteren Tests, mithilfe einer Prüflampe unter verschiedenen Blickwinkeln optisch beurteilt.Foto: Matthias BorchersNach der Politur wird das Ergebnis, neben weiteren Tests, mithilfe einer Prüflampe unter verschiedenen Blickwinkeln optisch beurteilt.

Hydrophobie und Langzeitschutz (Anteil an der Gesamtnote: 50 Prozent)

Um den Langzeitschutz zu beurteilen, wird jede behandelte Testfläche mit sogenanntem Basisshampoo und einem Schwamm (mit 2 Kilogramm beschwert) mit jeweils fünf Kreuzgängen gewaschen. Nach jedem Durchgang wird die gewaschene Fläche mit ­definiertem Wasserstrahl und -menge unter einem bestimmten Winkel gespült. Danach wird die Zeit gestoppt, bis das Wasser komplett von der Fläche abgeflossen ist. Hundert Prozent Hydrophobie ist erreicht, wenn das Wasser innerhalb einer halben ­Sekunde komplett von der Testplatte abperlt; null Prozent, wenn es länger als sechs Sekunden dauert. Mit dieser Methode werden die wasserabweisenden Eigenschaften der Substanzen ermittelt. Um die Langzeitwirkung zu bestimmen, wird dieser Vorgang bis zu zehnmal wiederholt. Bei den besten Mitteln fließt das Wasser auch nach der zehnten Wäsche nach weniger als einer Sekunde ab.

An der Breite des Wasserfilms und der Abfließgeschwindigkeit des auftreffenden Wassers lassen sich Hydrophobie und Langzeitwirkung ablesen.Foto: Matthias BorchersAn der Breite des Wasserfilms und der Abfließgeschwindigkeit des auftreffenden Wassers lassen sich Hydrophobie und Langzeitwirkung ablesen.

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