BIKE Magazin
· 20.05.2008
Unterschiedlichste Hersteller, verschiedene Scheibengrößen und diverse Bremsaufnahmen – das Angebot ist riesig. Wir helfen Ihnen, den Überblick im Disc-Wirrwarr zu behalten.
Unterschiedlichste Hersteller, verschiedene Scheibengrößen und diverse Bremsaufnahmen – das Angebot ist riesig. Wir helfen Ihnen, den Überblick im Disc-Wirrwarr zu behalten.
Alles, was Sie wissen müssen: Nachfolgend zeigen wir Ihnen die gängigen Standards bei Bremsaufnahme und Scheibengrößen – in Tabelle 1 - 3 finden Sie alle möglichen Kombinationen aus beiden. Dazu gibt es eine Anleitung zur perfekt justierten Bremse.
Postmount auf dem Vormarsch
Das Gros der Gabelhersteller verabschiedet sich zur Saison 2008 von den einst gängigen IS-Bremsaufnahmen (Internationaler Standard von 2000) und setzt auf den Postmount-Standard, den Manitou bereits vor Jahren in Eigenregie ins Leben rief. Während die Bremszange bei IS-Aufnahmen mühevoll mit Unterlegscheiben ausdistanziert werden muss, gelingt die Postmount-Montage durch einfaches Verschieben der Bremszange über zwei Langlöcher (Lochabstand 74 Millimeter). Fox, Rock Shox, Magura, Marzocchi und selbstverständlich Manitou nutzen dabei üblicherweise einen PM-Standard in 6-Zoll-Ausprägung. Mittlerweile gibt es jedoch auch einige langhubige Gabeln wie Maguras„Wotan“ oder die „Totem“ von Rock Shox mit einer 8-Zoll-Postmount-Aufnahme. Im Normalfall finden sich an Cross-Country-Gabeln bis hin zu Enduro-Forken 6-Zoll-Postmount–Aufnahmen. Der Bremssattel passt also ohne Adapter auf eine 160-mm-Scheibe, für 180- und 203-Millimeter- Scheiben gibt es Adapter. An langhubigen Freeride- und Downhilll-Gabeln werden 8-Zoll-Postmount- Aufnahmen verwendet. Der Bremssattel passt hier ohne Adapter auf eine 203-Millimeter-Scheibe.
Mit Adaptern zur Wunschkombination
Postmount-Bremssättel können mit Adaptern problemlos an Gabeln mit Internationalem Standard montiert werden. Umgekehrt funktioniert das nur mit einer größeren Scheibe. Wer also an seiner 6-Zoll-Postmount-Gabel einen Adapter für IS-Bremssättel montiert, muss mit einer mindestens 180 Millimeter großen Scheibe fahren. Für Downhiller gibt es zusätzliche Sonderlösungen. So zum Beispiel die Fox „40“ mit dem eigenen IS-8-Zoll-Standard, oder Rock Shox mit einer speziellen Aufnahme an der „Boxxer“.
DOT oder Mineralöl
Auch bei Scheibenbremsen zeigt sich der Markt von seiner vielfältigen Seite. Einige Hersteller (etwa Shimano und Magura) setzen auf Mineralöl, die anderen Bremsenanbieter auf DOT-Bremsflüssigkeit als Medium. Für beide Seiten gibt es Vor- und Nachteile. Ganz egal, für welche Bremse Sie sich auch entscheiden oder bereits entschieden haben, gibt es einige Dinge, die Sie beachten müssen: Eine Bremse darf nur mit der dafür vorgesehenen Flüssigkeit betrieben werden. Also entweder DOT oder Mineralöl. Eine Verwechslung würde sämtliche Dichtungen beschädigen und zum Totalausfall führen. Bremsflüssigkeit ist giftig und gehört auf den Sondermüll. Sie darf im Gegensatz zum Mineralöl nicht zur Entsorgung mit Altöl vermischt werden, sondern muss separat bei einem Wertstoffhof entsorgt werden. Auch Mineralöl können Sie dort entsorgen.
Scheibenwahl
Wählen Sie unter der entsprechenden Scheibengröße den Standard an Ihrer Gabel und den Standard Ihrer Bremszange. In der Mitte sehen Sie, ob Sie einen Adapter brauchen.
PM= Postmount-Bremsaufnahme, IS= Internationaler-Standard-Bremsaufnahme, Boxxer= Spezielle Bremsaufnahme an Rock-Shox-Boxxer-Gabel, Fox 40 IS 8"= Internationaler Standard für 8-Zoll-Scheiben, nur an Fox-40-Gabel.
Gabelaufnahme
Drei Bremsaufnahmen bestimmen derzeitig den Gabelmarkt, wobei die IS-Aufnahme links mehr und mehr verschwindet. PM 6" und PM 8" unterscheiden sich lediglich durch den unterschiedlichen Abstand zur Radachse und somit die ohne Adapter fahrbare Scheibengröße.
Bremsflüssigkeit
Die Bremsflüssigkeit dient als Medium, um den Druck vom Geberkolben des Hebels auf den Nehmerkolben an der Zange zu übertragen. DOT-Bremsflüssigkeit unterliegt stärkerem Verschleiß und nimmt mit der Zeit Feuchtigkeit auf. Bei großer Hitze können Blasen entstehen – ein Ausfall der Bremse droht. Ein regelmäßiger Wechsel spült nebenbei Abriebpartikel aus dem System. Hinter dem Kürzel „DOT“ verbirgt sich das amerikanische „Department Of Transportation“, das Bremsflüssigkeit in drei Gruppen einteilt: DOT 3, 4 und 5. Für die Einteilung sind Siedepunkt und Viskosität entscheidend. DOT 3 und 4 stehen für konventionelle Bremsflüssigkeiten auf Polyglykolether-Basis, während DOT 5 eine Silikon-Basis hat. Da es mittlerweile auch konventionelle Bremsflüssigkeiten gibt, die die Anforderungen von DOT 5 erreichen, tragen sie die Bezeichnung DOT 5.1 (früher DOT 4 plus). Beide Arten sind nicht miteinander kompatibel. Um Verwechslungen zu vermeiden, sind Bremsflüssigkeiten auf Silikon Basis blau und Bremsflüssigkeiten auf Glykolether-Basis gelb eingefärbt. Die Siedepunkte liegen bei DOT 3: 205° C, DOT 4: 230° C, DOT 5.1: 260° C, Mineralöl: 190° C. Da DOT Wasser bindet, ist ein jährlicher Wechsel ratsam.
DOT vs. Mineralöl
Beide Elemente haben ihre Vor- und Nachteile. Die Mehrzahl der Bremsenhersteller setzt jedoch auf DOT. Dafür spricht der höhere Siedepunkt. Außerdem ist DOT bei Druck „härter“. Auch die DOT-Dichtungen haben eine hohe Lebensdauer und konstante Eigenschaften bei einem breiten Temperaturbereich. Für Mineralöl sprechen der einfachere Umgang (ungiftig, greift weder Lack noch Haut an) und der geringe Wartungsaufwand (zieht kein Wasser und altert kaum).
Welcher Hersteller verwendet was?
• AVID Juicy 3, Code: DOT 4; Juicy 5, 7, Ultimate, Carbon: DOT 5.1
• FORMULA DOT 4
• HAYES DOT 4
• HOPE DOT 4
• MAGURA Mineralöl
• SHIMANO Mineralöl