Laufräder sind extrem komplex. Um sie zu zentrieren, müssen Sie allerdings nicht wissen, wie man ein ganzes Laufrad baut. Zum Glück! Denn Unter allen Schrauberarbeiten, die man an einem Mountainbike erledigen kann, gibt es eine Königsdisziplin: Laufräder selbst einspeichen. Um einen Achter oder Seitenschlag zu zentrieren, muss man jedoch verstehen, wie die Spannung einzelner Speichen den Rundlauf der Felge beeinflusst. Jede Speiche agiert als Bindeglied zwischen Felge und Nabe. Optimalerweise ist die Spannung bei allen Speichen auf der Antriebs- oder der Bremsseite des Laufrads einheitlich hoch. Je höher die Spannung einer Speiche, desto mehr zieht diese Speiche die Felge in ihre Richtung. Je niedriger die Speichenspannung, desto mehr kann die Felge in die gegenüberliegende Seite gezogen werden. Erhöht oder verringert man die Speichenspannung, lässt sich ein Schlag im Laufrad also beheben. Wie das genau geht, erklären wir in der Video-Anleitung unten. Allerdings sind der Physik irgendwann Grenzen gesetzt. Extrem verbogene Felgen lassen sich selbst von Profis nicht mehr gerade ausrichten. Wenn durch ständiges Zentrieren die Speichenspannung in einem Laufrad zu unhomogen wird, können die Speichen im schlimmsten Fall auf der nächsten Tour reißen.
Um Speichennippel drehen zu können, braucht es einen speziellen Nippelspanner . Für herkömmliche Laufräder passt in 90 Prozent der Fälle ein Schlüssel mit 3,2 Millimetern Maulweite. Shimano- oder Mavic-Laufräder benötigen häufig spezifische Nippelspanner. Für Laufräder mit innen liegenden Speichennippeln brauchen Sie wiederum spezielle Steckschlüssel. Bei Messerspeichen braucht man ein entsprechendes Werkzeug (links), um die Speiche gegenzuhalten.
Zentrierständer gibt es ab 40 Euro. Allerdings sind günstige Modelle meist etwas wackelig. Modelle ab etwa 100 Euro (wie z.B. der Rose 2-ZENT.A:-XL ) bieten dagegen häufig schon Werkstattqualität. Sie sind robust und eignen sich dank vieler Verstellmöglichkeiten für alle Laufradvarianten. Echte Profigeräte mit Messuhren kosten deutlich mehr und sind für den Heimwerkerbedarf übertrieben.
Wer gar keinen Zentrierständer hat, kann sich mit einem Kabelbinder behelfen. Den Kabelbinder einfach an den Sitzstreben oder der Federgabel befestigen und das abstehende Ende so abzwicken, dass es gerade nicht an der Felge ansteht. Wenn man das Laufrad dann dreht, lässt sich der Rundlauf überprüfen. Diese Methode hilft im Notfall, ist günstig und schnell zu machen, aber nicht besonders exakt.
Wie ermittle ich den Seitenschlag? Dazu die Messfühler im Zentrierständer so einstellen, dass sie an einzelnen Stellen die Felgenflanken berühren. Das Laufrad im Zentrierständer drehen. An den Stellen, an denen die Felge anschlägt, müssen Sie zentrieren. Welche Speichen man in welche Richtung drehen muss, erfahren Sie im Video.
Und welche MTB-Laufräder sind die besten? Hier finden Sie sechs aktuelle Carbon- und acht Aluminium-Laufradsätze zwischen 491 und 1480 Euro im ausführlichen Labor- und Praxistest.
Alles zum Thema Laufrad-Service und Tuning lesen Sie in BIKE 5/20 – ab 7. April am Kiosk. Das sind die Themen im dritten Teil unserer Schrauber-Serie: Laufrad zentrieren als Schritt-für-Schritt-Anleitung, MTB-Reifen auf tubeless umrüsten und gerissene Speichen reparieren.