Radfahren durch blühende Frühjahrswiesen. Für die einen der Traum, für Allergiker der Horror. Wie`s trotzdem geht, verraten unserer Tipps.
Heuschnupfen oder eine Pollenallergie müssen kein Grund sein, im Frühling aufs Mountainbiken zu verzichten. Wir haben hilfreiche Tipps zusammengestellt, damit du trotz allergischer Reaktionen oder sogar Asthma die ersten warmen Tage des Jahres auf dem Bike genießen kannst - und niemandem die Puste ausgeht.
Wer unter Heuschnupfen leidet, also einer Pollenallergie, hat auch ein erhöhtes Asthmarisiko. Der berühmte griechische Mediziner Hippokrates prägte den Ausdruck Asthma, um Atembeschwerden oder das Gefühl der Enge beim Atmen zu beschreiben. Asthma bronchiale kennzeichnet sich durch eine chronische Entzündung und Überempfindlichkeit der Schleimhäute in den Wänden der Atemwege, insbesondere der Bronchien. Diese können auf spezifische Reize mit Verengung, Krämpfen oder verstärkter Schleimbildung reagieren.
Typische Anzeichen für Asthma
Pfeifende Atmung, insbesondere beim Ausatmen
Kurzatmigkeit
Luftnot
Engegefühl in der Brust
Husten
Symptome zeigen sich üblicherweise in Schüben und klingen zwischenzeitlich wieder ab. Häufig kommt es nachts und in den frühen Morgenstunden zu Anfällen. Eine angemessene Behandlung ist entscheidend, um eine fortschreitende Verschlechterung der Lungenfunktion zu verhindern.
Foto: FotoliaViele Asthmatiker nutzen Aerosole - das Asthma-Spray.
Allergisch: Dies ist häufigste Form bei Kindern und Jugendlichen, meist ausgelöst durch Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und -schuppen, Bettfedern oder Schimmelpilzsporen
Anstrengungsbedingt (Belastungsasthma) tritt während und wenige Minuten nach einer körperlichen Belastung auf
Infekt-bedingtes Asthma im Anschluss an eine Infektion der oberen Atemwege
Analgetika-bedingt nach Einnahme bestimmter Medikamente, hauptsächlich Acetylsalicylsäure ("Aspirin") und anderer nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR)
Berufs-bedingt tritt die Atemwegserkrankung durch allergisierende Substanzen am Arbeitsplatz auf, zum Beispiel Mehlstaub
Häufig kommen Asthmaerkrankungen in Kombination verschiedener Formen vor. Mit zunehmender Anzahl an Auslösern steigt auch die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Asthmaanfall. Für die Feststellung von Asthma werden eine allgemeine körperliche Untersuchung und ein Lungenfunktionstest durchgeführt, bei Bedarf auch Tests auf Allergien.
Zur Behandlung wird oft eine medikamentöse Therapie eingesetzt, um die chronische Entzündung mit Glukokortikoiden (auch Kortison genannt) zu bekämpfen und die Verengung der Atemwege mit Beta-2-Sympathomimetika, meistens in Form von Inhalationssprays, zu lösen.
Ergänzend dazu gibt es unterstützende Maßnahmen wie Schulungen für Patienten, sportliche Betätigung, Gewichtsreduktion, das Aufhören mit dem Rauchen, Physiotherapie speziell für die Atmung und Techniken zur besseren Atemkontrolle.
Atemnot bei Belastung & Sport: Auch ohne Asthma möglich
Fahrradfahren mit Asthma ist definitiv möglich und wird sogar empfohlen; dabei sollte man jedoch darauf achten, die Intensität nur schrittweise zu erhöhen und sich nicht zu überanstrengen. Apropos: Wenn sich die Atemwege unter körperlicher Anstrengung verengen, und es dabei zu Atemnot kommt, kann auch die noch wenig bekannte Krankheit “exercise-induced laryngeal obstruction” oder EILO der Grund sein. Sie zeichnet sich durch pfeifenfende Atmung beim Einatmen aus und kann zusätzlich durch psychischen Stress moduliert sein.
Foto: ELIAS KOSTNERFahrradfahren bei Asthma ist definitiv möglich und wird sogar empfohlen!
19 Tipps für Allergikerinnen & Allergiker
Planen Sie längere Trainingseinheiten für Tage, an denen die Allergiebelastung gering ist, wie zum Beispiel nach einem Regenguss. An solchen Tagen sollten Sie auch Ihre Wohnung gut durchlüften, im Gegensatz zu trockenen und windigen Tagen.
Wenn Gewitter angekündigt sind, ist es ratsam, zu Hause zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten; nach heftigen Gewittern nimmt die Zahl der Asthma-Notfälle zu – auch bei Personen, die normalerweise nur von Heuschnupfen betroffen sind. Die verbreitetste Erklärung dafür ist, dass Pollenkörner in hohen Luftschichten Wasser aufnehmen und platzen. Wenn sie dann wieder näher am Boden sind, können diese Partikel besonders tief in die Atemwege eindringen und Atembeschwerden verursachen.
Wählen Sie Routen aus, die so weit wie möglich von Wiesen und Feldern entfernt liegen.
Vermeiden Sie Wege mit hoher Abgasbelastung. Heutzutage setzen Luftschadstoffe Pollen unter Druck, sodass sie bis zu dreimal mehr allergieauslösende Stoffe freigeben.
Die Intensität des Pollenflugs variiert täglich; ein Blick in den Pollenflugkalender oder eine entsprechende App kann hilfreich sein – besuchen Sie Websites wie pollenflug.de, pollenstiftung.de oder die Deutschland-Übersichtskarte des Deutschen Wetterdienstes unter dwd.de.
Eine gut anliegende Fahrradbrille schützt die Augen vor Pollen, auch wenn diese über die Nervenbahnen in der Nase noch immer Reizungen verursachen können.
Waschen Sie sich und Ihre Haare nach dem Radfahren, reinigen Sie ebenfalls Helm und Brille.
Bewahren Sie Ihre Fahrradbekleidung nicht im Schlafzimmer auf, sondern waschen Sie sie sofort.
Verzichten Sie auf Nahrungsmittel, die verwandte Allergene enthalten, wie beispielsweise Roggen- oder Weizenprodukte.
Spülen Sie Ihre Nase täglich mit einer Salzlösung aus (Nasendusche).
Einige bevorzugen pflanzliche oder homöopathische Mittel wie Luffa, obwohl deren Wirksamkeit medizinisch bzw. wissenschaftlich nicht bestätigt ist.
Sorgen Sie für eine gesunde Darmflora. Neueste Erkenntnisse zeigen ihre Bedeutung für ein ausgeglichenes Immunsystem: Ist dieses im Gleichgewicht, reagiert es weniger auf harmlose Substanzen.
Übertreiben Sie es nicht mit der Hygiene. Studien deuten darauf hin, dass eine zu keimarme Umgebung das Immunsystem schwächt.
Während der Hauptallergiezeit kann ein Aufenthalt am Meer oder in den Bergen (über 1.500 Meter) sinnvoll sein, da dort die Pollenkonzentration am niedrigsten ist.
Auch in Hallenbädern ist die Belastung sehr gering. Warum also nicht am Ruhetag drinnen schwimmen gehen?
Sorgen Sie für Entspannung und vermeiden Sie Überlastungen beim Training, denn sowohl seelischer als auch körperlicher Stress können Allergien begünstigen.
Halten Sie Fenster tagsüber geschlossen und lüften nur frühmorgens oder spätabends - in Städten zwischen 6 und 8 Uhr morgens und auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr oder nach einem Regenschauer.
Reinigen Sie Ihre Wohnung regelmäßig gründlich mit einem feuchten Tuch statt eines Staubtuchs und verwenden einen Staubsauger mit Hepa-Filter.
Erwägen Sie das Anbringen von Pollenschutzgittern an den Fenstern, besonders im Schlafzimmer, um zumindest einen Teil der Pollen abzuwehren.
Fachbegriffe zum Thema Allergie
Foto: FotoliaNur 20 bis 60 Mikrometer groß sind die allergieauslösenden Pollenkörner, ungefähr so dick wie ein feines Haar. Schon 50 Körner in einem Kubikmeter Luft können einen Heuschnupfenanfall auslösen.
Antihistaminika
Substanzen, die entweder die Effekte von Histamin mindern oder komplett unterbinden, indem sie an dessen Rezeptoren andocken und diese blockieren oder deren Aktivität reduzieren. (Es gibt H1- und H2-Antihistaminika, abhängig vom Typ des Rezeptors, sowie unterschiedliche Generationen dieser Stoffe).
Etagenwechsel
Ungefähr 40 Prozent der Patienten mit Heuschnupfen, die nicht ausreichend behandelt werden, entwickeln eine Verlagerung ihrer allergischen Symptome in Richtung der unteren Atemwege, also Lunge und Bronchien, was zu einer asthmatischen Verengung führt.
Histamin
Ein Gewebshormon, das entweder in Mastzellen produziert und gespeichert wird oder in Nahrungsmitteln vorkommt. Es ist verantwortlich für das Auslösen von Entzündungen oder dem Zusammenziehen der Bronchien bei einem Asthmaanfall.
IGE
Immunglobulin E. Diese Proteine oder Antikörper dienen der Abwehr von körperfremden Substanzen und Parasiten (wie z.B. Würmern). IgE hat eine wesentliche Bedeutung bei der Entstehung von Allergien. Zu den weiteren Immunglobulinen zählen A, D, M und G.
Kreuzallergie
Personen mit einer Pollenallergie können aufgrund einer Kreuzallergie auch Probleme mit bestimmten Lebensmitteln haben. Dies passiert, weil die Antikörper gegen ähnliche Allergene aus anderen Quellen kämpfen.
Prick-Test
Beim Pricktest wird ein Tropfen einer Lösung mit Allergenen auf die Haut gegeben, typischerweise auf die Innenseite des Unterarms. Anschließend wird leicht in die Haut unter dem Tropfen gestochen. Falls eine allergische Reaktion auf einen oder mehrere der getesteten Stoffe stattfindet, zeigt sich dies durch Rötungen, Juckreiz und das Bilden von Quaddeln. Das Ergebnis des Tests wird nach 15 bis 20 Minuten bewertet.
Rhinitis
Eine akute oder chronische Entzündung der Nasenschleimhaut, bekannt als Schnupfen.
SIT, Spezifische Immuntherapie
Auch bekannt als Hyposensibilisierung oder Allergieimpfung. Es handelt sich um einen Prozess zur langsamen Immunisierung gegenüber einem oder mehreren Allergenen mit dem Ziel, zukünftige allergische Reaktionen zu verhindern. Durch wiederholte Exposition gegenüber dem Allergen verringert sich die Intensität der allergischen Antwort allmählich. Eine genaue Identifikation der auslösenden Allergene ist erforderlich; diese werden dann entweder unter die Haut oder unter die Zunge injiziert. Die Therapie startet mit sehr kleinen Dosen, welche über wöchentliche und später monatliche Intervalle bis zur maximal verträglichen Dosis erhöht werden.
Allergiepflanzen-Kalender
Foto: TOUR MagazinDie aggressivsten Allergiepflanzen und ihre Blühphasen