Eine Blasenentzündung trifft viele Mountainbikerinnen früher oder später mal. Dann heißt es oft: „Äh, sorry, ich müsste mal ...“ Die Biker-Gruppe wegen eines Boxenstopps einmal zu bremsen, wird meist noch freundlich bis solidarisch aufgenommen. Aber wer will schon die Mitfahrenden mit dauernden Pipi-Pausen nerven? Wer mit Blasenentzündung auf den Sattel steigt, dem könnte das passieren. Denn Harndrang ist eines der Symptome dieser Infektion der Harnwege. Aber darf man mit Blasenentzündung überhaupt aufs Bike – oder macht man sie durchs Biken gar wahrscheinlicher?
Die gute Nachricht: „Eine Blasenentzündung entsteht für gewöhnlich nicht durchs Radfahren. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, das in den meisten Fällen eher mit individuellen hygienischen und gesundheitlichen Faktoren in Verbindung gebracht werden kann“, weiß Dr. Ursula Manunzio, Leiterin des Bereichs Leistungs- und Freizeitsport am Uniklinikum Bonn. Nichtsdestotrotz scheinen Bikerinnen und Biker etwas häufiger von Problemen im Bereich der Harnwege betroffen zu sein. Laut einer Studie, die 2024 in der Fachpublikation Healthcare erschien, wiesen ambitionierte Renn- und MTB-Fahrerinnen deutlich häufiger Probleme auf als sportlich inaktive Frauen. Grundsätzlich sind Frauen aufgrund ihrer Anatomie – sie haben eine kürzere Harnröhre – anfälliger für Blasenentzündungen, beziehungsweise bakterielle Infektionen allgemein. Hier reicht schon eine nasse Radhose oder wenn die Intimreinigung nach der Tour nicht ganz so penibel ausfällt.
Ursächlich für eine Blasenentzündung sind in erster Linie Bakterien, die in die Harnwege gelangen. Die nach vorn geneigte Haltung auf dem Bike kann zwar Druck auf den Intimbereich und die dahinterliegenden Strukturen ausüben und diese empfindlicher machen, bis hin zu leichter Inkontinenz. Eine Blasenentzündung entsteht deshalb aber noch nicht. Deren Auslöser sind meist andere, oft scheinbar unbedeutende wie: „Nach dem Toilettengang falschrum abwischen“, führt Ursula Manunzio als Beispiel an. „Das mag banal klingen, aber gerade bei Frauen kann das dazu führen, dass Darmkeime in die Scheide gelangen und sich dort vermehren. Kommt dann noch exzessives Radfahren, Erschöpfung und eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr hinzu, steigt das Risiko erheblich.“ Auch ein geschwächtes Immunsystem oder falsche Pflege der Sportbekleidung können eine Harnwegsinfektion wahrscheinlicher werden lassen.
Mitunter verläuft eine Blasenentzündung beschwerdefrei, sagt Sportärztin Manunzio: „Manche Betroffene merken gar nicht, dass sich eine Infektion einschleicht.“ Doch typischerweise macht sich eine Blasenentzündung bemerkbar mit Symptomen wie einem Brennen beim Wasserlassen sowie ständigem Harndrang, ohne dann wirklich zu müssen. Es kommen oft nur ein paar Tropfen Flüssigkeit. In fortgeschrittenen Fällen findet sich sogar Blut im Urin. Spätestens dann sollte ein Termin in der Arztpraxis gemacht werden.
Gute Intimhygiene ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, Blasenentzündungen zu vermeiden. „Die Radhose sollte nach jeder Fahrt gewaschen werden – und zwar nicht nur mit herkömmlichen Waschmitteln, sondern mit einem speziellen Hygienezusatz“, rät Ursula Manunzio. Darüber hinaus sei es ratsam, viel zu trinken. Sowohl als vorbeugende Maßnahme, um die Schleimhäute feucht und damit abwehrfähig zu halten. Aber auch als Hausmittel, wenn die Blasenentzündung schon da ist. Geeignet sind Wasser oder Kräutertee, insbesondere Brennnesseltee, um den Körper bei der natürlichen Ausscheidung der Bakterien zu unterstützen.
Außerdem gelten zum Thema Blasenentzündung die generellen Regeln für ein gesundes Leben, um die Abwehrkräfte möglichst stabil zu halten: ausreichend schlafen und ausgewogen ernähren. Falls die Beschwerden bei einer bestehenden Blasenentzündung zu heftig werden, „kann eine antibiotische Therapie sinnvoll sein“, sagt Sportärztin Ursula Manunzio, die in lockerem, reduziertem Bike-Training bei leichten Beschwerden kein Problem sieht. Bei Fieber oder starken Schmerzen heißt es bei Blasenentzündung aber: Bike-Pause.