Die Welt ist platt. Zumindest, wenn man die Füße hierzulande betrachtet: In Europa verbreiten sich Plattfüße wie eine Epidemie. Beim Plattfuß (Knick-Senkfuß) senkt sich das Fußgewölbe ab, oder besser die Gewölbe. Es sind nämlich zwei pro Fuß. Eins längs und eins quer. "Das Quergewölbe ist als erstes durchgelaufen", erklärt Physiotherapeut Olaf Jenewein und ergänzt, dass es an ein Wunder grenze, wenn man heute noch intakte Fußgewölbe finde. Aber wozu werden diese Gewölbe benötigt? "Das Fußgewölbe ist der erste Dämpfer des Körpers. Es wirkt wie eine Blattfeder am Auto", sagt Jenewein. Wenn die Feder ausgeleiert ist, können sich Erschütterungen leichter zur Wirbelsäule durchmogeln und Rückenprobleme verursachen. Zudem läuft die Beinachse nicht ideal, sodass es zur Querbelastung am Knie kommt – es entstehen Schmerzen.
In Deutschland grassiert der platte Latschen besonders schlimm. Das liegt an geteerten, betonierten Untergründen und den Schuhen. Bei Läufern verkümmert das Gewölbe durch überdämpfte Sportschuhe. Frauen geben mit Highheels dem Quergewölbe den Rest. Aber auch Radschuhe mit ihrer harten, unflexiblen Sohle machen es nicht besser. Die klassische Pedaliertechnik tut ihr Übriges: Das Knie wird so eng wie möglich am Oberrohr geführt, sodass sich das innere Fußgewölbe senkt. Dadurch kippt der Fuß nach innen, was eine Querbelastung fürs Knie bedeutet. Im schlimmsten Fall ist der Fuß so platt, dass die Nerven der Fußsohle schmerzhaft gereizt werden. Bei einer solchen sogenannten Morton-Neuralgie hilft oft nur eine OP. Aber so weit sollte es gar nicht erst kommen: Mit unseren Tipps verhindern Sie den Sinkflug.
Bauen Sie diese Übungen in ihren Alltag ein, um wieder fußfit zu werden:
1. Barfußschuhe
Mit Barfußschuhen trainieren Sie automatisch Ihre Fußgewölbe. Laut Jenewein ist das der beste Weg, um wieder fußfit zu werden: "Je weniger man sich zwingen muss, ein Training zu absolvieren, desto besser. Wer morgens in die Schuhe steigt und sie erst abends wieder auszieht, hat richtig was geschafft." Aber Vorsicht: Anfangs kann die ungewohnte Belastung zu Schmerzen an den Füßen und Achillessehnen führen. Deshalb lieber langsam rantasten. Übrigens, das Design der Schuhe hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, und man sieht nicht mehr wie ein Seehund auf Landgang aus.
2. Einlegesohlen
Schwache Fußgewölbe führen auf dem Bike zu Fehlstellungen im Knie. Besonders auf langen, intensiven Ausfahrten kann sich das unangenehm bemerkbar machen. Stabilisierende Einlegesohlen, die speziell für Radsportler gebaut wurden, helfen. Darauf achten: Wer wirklich platte Füße hat, kommt um eine maßgeschneiderte Sohle kaum herum, andere können auch zu Standardsohlen mit Unterstützung des Längsgewölbe greifen.
"Das Knie kann geschädigt werden." – Interview mit Olaf Jenewein, Physiotherapeut
Knick-Senkfuß – was passiert da eigentlich?
Es handelt sich um ein Absenken des Fußgewölbes, bedingt durch eine Schwäche der Fußmuskulatur. Diese Schwäche ist im Kleinkindalter zunächst normal, sollte sich aber im Laufe einiger Jahre ausgleichen.
Trägt Biken zum Knick-Senkfuß bei?
Die Problematik entsteht nicht durchs Radfahren, vielmehr aber durch unsere bewegungsarme Lebensweise. Die Ruhigstellung der Füße in den Schuhen verhindert häufig den erforderlichen Trainingsreiz auf die Fußmuskulatur. Der Fuß, anders als beim Barfußlaufen, muss weniger Arbeit verrichten.
Kann man aktiv etwas gegen platte Füße machen?
Wenn die Sohlen erst mal flach sind, kann man sie kaum noch zurücktrainieren. Da muss man sich dann mit Einlagen behelfen. Wenn das Fußgewölbe aber erst auf dem Weg nach unten ist, kann man durch Stärkung der Muskeln ein weiteres Absinken verzögern. Man sollte unbedingt am Ball bleiben, da die Beinachsen beim Radfahren nicht ideal verlaufen. In der Folge wird dann früher oder später auch das Knie geschädigt.
Wie kann ich Plattfüßen vorbeugen?
Barfuß laufen oder sich Barfußschuhe zulegen. Das zeigt sich auch in wissenschaftlichen Studien. In Tests an der Universität von Virginia wurde die Hüfte um 54 Prozent weniger belastet, wenn die Probanden ohne Schuhe liefen – auch beim Joggen. Aber man kann auch im Büro trainieren… da helfen simple Dinge wie das Aufheben von Gegenständen mit den Zehen, oder das Abspreizen oder Gehen auf den Zehen.