Update: Wir haben den Tacx Neo 3M Indoor-Trainer nun getestet. Unsere Erfahrung mit dem Gerät lest ihr im Abschnitt: Der Tacx Neo 3M im Praxistest.
Garmin hat den Tacx Neo 3M vorgestellt, eine Weiterentwicklung des beliebten Smarttrainers. Mit der Integration von Motion Plates soll der neue Neo 3M ein noch realistischeres Fahrgefühl bieten als seine Vorgängermodelle, wie den Tacx Neo 2T und das Tacx Neo Bike. Diese Innovation ist Teil der kontinuierlichen Verbesserungen seit der Übernahme von Tacx durch Garmin im Jahr 2019.
Tacx setzt beim Level-up des Indoor-Radtrainings weiterhin auf die bewährte Neo-Technologie. Der Tacx Neo 3M verfügt über eine magnetische Motorbremse mit 32 Neodym Magneten und ein virtuelles Schwungrad. Diese Bremseinheit ermöglicht es, verschiedene Untergründe wie Kopfsteinpflaster, Gravel oder Holzplanken zu simulieren, indem die Magnete individuell angesteuert werden. Durch den Verzicht auf einen Riemen bietet die magnetische Bremseinheit zwei Vorteile: weniger Verschleißteile und eine geringere Geräuschkulisse.
Der Tacx Neo 3M kann Steigungen von bis zu 25 Prozent simulieren. Die Massenträgheit wird dabei dynamisch an das Gewicht des Fahrers, die Geschwindigkeit und die Steigung angepasst. Der Hersteller verspricht eine Messgenauigkeit von unter einem Prozent, was im Vergleich zum Vorgängermodell (Neo 2T) verbessert wurde. Der Smart Trainer ermöglicht eine maximale Leistung von 2200 Watt.
Nun aber zum spannenden und neuen Teil: die integrierten Motion Plates. Diese bieten dem Fahrer mehr Bewegungsfreiheit während des Indoor-Radtrainings. Durch die Längsbewegung vor und zurück sowie die verbesserte seitliche Beweglichkeit fühlt sich das Fahren im Wiegetritt natürlicher an und beugt Schmerzen im Sitzbereich oder Rückenproblemen vor. Ähnliche Konzepte sind auch bei anderen Herstellern wie dem Wahoo Kickr Move zu finden, um ein natürlicheres Fahrgefühl zu erzeugen.
Der Tacx Neo 3M bietet neben den Motion Plates noch weitere Verbesserungen im Vergleich zum Tacx Neo 2T. Die Standfüße wurden vergrößert und ein integrierter Tragegriff erleichtert die Lagerung und Platzierung des Smart Trainers. Zudem wurden die Anschlagbuchsen überarbeitet, um die Montage von Fahrrädern mit Steckachse oder Schnellspanner zu erleichtern. Eine integrierte LED-Anzeige zeigt zudem die Leistung beim Treten in die Pedale an.
Einfach auspacken und loslegen - zumindest sobald das Fahrrad auf dem Trainer montiert ist. Ein praktisches Feature ist die vorinstallierte 11-fach Kassette, die mit Shimano und Sram kompatibel ist. Gegen einen Aufpreis besteht auch die Möglichkeit, einen zusätzlichen Freilaufkörper zu erhalten. Die Tacx Training App begleitet dich bei den ersten Schritten mit dem neuen Smart Trainer. Besonders praktisch: Der Tacx Neo 3M muss nicht kalibriert werden.
Der Tacx Smart Netzwerkadapter ist optional erhältlich und sorgt für eine stabilere Übertragung zur Trainingssoftware. Dies ist besonders interessant für virtuelle Rennen oder wenn die WLAN-Verbindung instabil ist.
Zusätzlich zum Kauf des Tacx Neo 3M gibt es das Premium Abo der Tacx Training App für drei Monate kostenlos. Mit dieser App können die Trainingspläne im Garmin Connect Kalender synchronisiert werden und man kann an virtuellen Group Rides oder Trainingsfahrten mit WorldTour-Profis teilnehmen. Die Strecken und Landschaften sind realistisch gestaltet - fast der größte Vorteil beim Indoor Cycling: ich kann ohne mein Zuhause zu verlassen an Orte auf der ganzen Welt reisen und dort Radfahren.
Schon beim Aufbauen fällt mir auf, dass der Smart Trainer wirklich smart ist: Man hebt ihn wie einen dicken Koffer (23,6 kg laut Hersteller) an einem stabilen Griff aus dem Karton. Die Standbeine klappen nach dem Entriegeln leichtgängig aus und geben dem Tacx Neo 3 M festen Stand - wenn man das überhaupt will. Dazu aber gleich mehr. Das Bike ist schnell und ebenso easy eingespannt. Die App “Tacx Training” ist probehalber neuinstalliert und verbindet sich schnell mit dem Smart Trainer. Das Versprechen einfach loslegen zu können geht für mich zumindest auf.
Um einen Vergleich der App auf verschiedenen Geräten zu haben, läuft sie wahlweise auf dem Smartphone, einem Tablet und dem Laptop. Das Handy hat für die vielen Datenfelder und wegen des öden Erlebnisses der Video-Rides ein zu kleines Display - funktioniert aber im Zweifel für die schnelle Runde und das Tracking der Trainingsdaten. Das Tablet (Huawei) machte schon laufend Probleme beim Verbinden mit dem Tacx-Trainer. Fällt also aus wegen Nerv-Faktor. Das Windows-Laptop war hingegen der König, weil es mit großem Display deutlich mehr Datenfelder zusammen dem Video-Ride darstellen kann. Auch die Bluetooth-Verbindung war am schnellsten etabliert.
Was den Tacx Neo 3M ausmacht, ist auf jeden Fall die “Motion-Plates” genannte Technik, die eine Vor- und Rückwärtsbewegung des gesamten Trainers ermöglicht. Zwei Drehknöpfe entriegeln den oberen Teil der Standbeine vom unteren, die sich so gegeneinander in Längsrichtung verschieben können. Das fühlt sich fast “echt” an - wie auf einem realen Bike - und schont tatsächlich das Gesäß vor zu starker Belastung.
Der Tacx Smart Trainer ist zudem sehr leise. Wir haben ihn versuchsweise auch neben dem Fernseher betrieben, der nicht wirklich lauter gestellt werden musste, um das Gesagt zu verstehen. Auch die physischen Gangwechsel funktionierten mit der genutzten Kombi reibungslos. Da aber entgegen der tatsächlichen Bestückung des Rades mit einer Mountainbike-üblichen Kassette am Tacx Trainer eine 11-fach Kasette mit maximal 28 Zähnen mitgeliefert wird, waren manche Steigungen ungewohnt hart. Hier auch das Kettenblatt mitdenken und unter Umständen gegen ein kleineres tauschen, wenn man sein MTB auf dem Smart Trainer nutzen will. Oder gleich die vorhandene Kassette vom Bike abnehmen und auf den Trainer stecken! Problemlos schien mein ovales Kettenblatt zu sein.
Das Anfahren auf dem Smart Trainer fühlt sich zudem sehr realistisch an, weil - wie einige andere Hersteller auch - Tacx auf eine virtuelle Schwungmasse setzt, also ein Motor den Widerstand erzeugt. Die maximale (Brems-)Leistung von 2500 Watt bzw. eine simulierte 25 %-ige Steigung waren für meine Hobbybeine mehr als genug. Die Datenanalyse (später in der Garmin Connect App) zeigt die gewohnten Werte von Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Leistung - mir persönlich fehlt hier aber zumindest die R/L-Kraftverteilung auf die Pedale, die meine Powermeter-Pedale in der freien Natur liefern würden. Technisch wohl aber schwierig, da das Indoor Bike nur das eingebrachte Drehmoment an der Kassette/Nabe messen kann.
Für 1999 Euro (ohne Kassette und Netzadapter) oder 2229 Euro (mit beidem) ist der Tacx Smart Trainer teuer wie ein komplettes Bike, man benötigt aber noch ein echtes, um ihn nutzen zu können - das aber währenddessen nicht draußen zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite ist die Montage so einfach, dass man das Rad auch bei Bedarf mal schnell aus- und einbauen kann. Zudem ist der Neo 3M mit eingeklappten Beinen so kompakt, dass er in fast jeder Wohnung verstaut werden kann - ein großer Vorteil. Auch ist er so leise und fast schwingungsfrei, sodass man auch bei empfindlichen Nachbarn, Mitbewohnern und Lebenspartnern locker seine Trainings abspulen kann.