Björn Kafka
· 17.05.2015
Knieschmerzen kommen in unterschiedlichsten Formen beim Mountainbiken vor. Wir zeigen Ihnen die häufigsten Probleme und wie Sie das System Knie wieder ins Gleichgewicht bringen.
So richtig erklären konnte sich Blaza Klemencic den Schmerz nicht. Erst ignorierte die Profi-Mountainbikerin das leichte Druckgefühl, dann nahm sie Schmerztabletten, um weiterzufahren. Aber zu Beginn der Saison hieß es: Klemencic kann nicht starten. Selbst das Cape Epic, das sie mit Sally Bogham bestreiten sollte, musste die Slowenin absagen. Der Grund: ein neues Bike, eine schlechte Anpassung ans Rad, daraus resultierend Knieschmerzen. "Ein gutes Bike-Fitting beugt solchen Problemen vor. Dabei ist das Anpassen ans Bike ein stetiger Prozess, wie ein normales Training. Das bedeutet, dass es meist nicht nur mit einem Fitting getan ist, da der Sportler sich über die Saison körperlich verändert. Wechselt ein Fahrer auf ein neues Bike, muss man erst mal eine Grundstruktur reinbringen", erklärt Bike-Fitter Jens Machacek.
Oftmals hat der Sportler aber auch Defizite in der Haltung: schwache Rumpfmuskeln, verkürzte Hüftbeuger oder ein Ungleichgewicht in der Beinmuskulatur. Wodurch Knieschmerzen begünstigt werden und wie Sie mit einfachen Mitteln die Ursachen bekämpfen, zeigen wir Ihnen hier.
Patellaspitzensyndrom
Ein zu hoher und permanenter Anpressdruck von Teilen der Kniescheibe auf ihre Unterlage reizt das Gesamtsystem Knie.
Wie entsteht es beim Radfahren
Durch die Verkürzung des Quadrizeps, der Kniebeuger und des Schenkelbindenspanners. Radfahren begünstigt das Ungleichgewicht der Muskulatur. Der äußere Teil des Oberschenkels ist stärker als der innere.
Meniskuskorpus
Eine ungleichmäßige Lastverteilung auf die Menisken. Der äußere Meniskus wird sehr stark komprimiert, während der andere weniger Belastung abbekommt.
Wie entsteht es beim Biken
Anderes Problem, gleiche Ursache – wie beim Patellaspitzensyndrom ist eine schwache Hüftbeugemuskulatur für Meniskusschmerzen beim Radfahren verantwortlich.
BIKE: Sie fahren selbst sehr ambitioniert Bike und sind Orthopädin. Warum haben viele Biker Knieprobleme?
Dr. med. Gloria Hänsel: Meist gibt es ein funktionelles Problem. Besonders Anfänger oder Sportler, die eine längere, bike-freie Zeit hinter sich haben, klagen über verschiedene Schmerzen. Der Grund: Muskulatur wächst sehr viel schneller als Knorpel, Sehnen und Bänder, die mit diesem Kraftzuwachs nicht immer fertig werden. Mindestens sechs Wochen sollte man seinen Bändern und Co. schon gönnen. Deshalb gilt: langsam steigern und nötige Pausen einlegen.
Oftmals werden auch spezielle Einlagen beworben: sinnvoll oder nicht?
Einlagen können sinnvoll sein, da sie einer Instabilität des Sprungelenks entgegenwirken. Das bedeutet, dass das Knie in seiner Scharnierbewegung stabil bleibt. Bei schwachen Sprunggelenken kommt es öfter zu Knieschmerzen, da sie bespielsweise nach innen knicken können. Insgesamt können Einlagen die Beinachsen stabilisieren und dadurch gerade laufen lassen.
Elektro-Kraft
Das Knie schmerzt in alle Richtungen und sollte nicht belastet werden? EMS-Geräte können Abhilfe schaffen: Die Elektro-Stimulation erhält die Muskulatur und kann Dysbalancen ausgleichen. Ideal im Krankheitsfall.
BIKE-Fitting
Ein gutes Bike-Fitting spürt Fehlhaltungen und anatomische Besonderheiten auf. Auf dieser Basis wird das Rad angepasst und im Idealfall werden noch Dehn-Kräftigungsübungen angeboten. Manche Bike-Fitter bieten individuelle Einlagen an, die mögliche Ursachen der Kniebeschwerden beheben können.
Mit diesen Übungen kräftigen Sie die Beine gleichmäßig. Jede Übung dreimal pro Woche.
1. Ausfallschritt mit erhöhter Unterlage:
Zwei Schrittlängen Abstand zur Erhöhung. Rechten Fuß mit dem Fußrücken auf dem Gerät ablegen. Oberkörper gerade. Becken so weit absenken, bis linker Oberschenkel horizontal steht. Kehren Sie in die Ausgangslage zurück. 3 x 12 Wiederholungen.
2. Kniestand auf dem Pezzi-Ball:
Beide Hände schulterbreit auf den Ball legen. Mit einem Knie auf den Ball steigen, dann auch mit dem anderen. Hände vom Ball lösen, Oberkörper aufrichten. Blick gerade, das Gesäß berührt nicht den Ball. 3 x 1 Minute.