Björn Kafka
· 12.07.2015
Enduro-Fahrer können alles, was das Mountainbiken verlangt. Lange Anstiege, knackige Abfahrten, technische Trails, explosive Antritte und zähe Tragepassagen, das gehört alles zu Enduro.
Zwar zählen meist nur kurze Sektionen für die Wertung, doch da müssen die Sportler erst einmal entspannt hinkommen. Meist steht ein 1000-Höhenmeter-Berg im Weg, oder es faucht biestiger Gegenwind. "Enduro-Fahrer müssen rundum fit sein", weiß Profi René Wildhaber: "Mein Training ist deshalb bunt gemischt. Ich mache sehr viel im Kraftraum, trainiere olympisches Gewichtheben, fahre Intervalle und Sprints. Für meine Ausdauer stehe ich im Winter auf meinen Touren-Ski, gehe laufen oder fahre mehrere Stunden auf dem Bike", verrät die Schweizer Enduro-Legende. Um ein kompletter Athlet wie Wildhaber zu sein, müssen tausende Stunden Training in den Knochen stecken und der Kopf klar sein. "Dadurch, dass im Enduro nur kurze Sektionen in die Wertung einfließen, muss man sofort Leistung abrufen können. Man muss mental den Hebel umlegen, sonst gurkt man nur rum. Das fiel mir Anfangs schwer, und ich brauche auch immer etwas Anlaufzeit, um mich in einen Wettkampf hineinzufinden", sagt Wildhaber und weist darauf hin, dass mentales Training Bestandteil eines Enduro-Programms sein sollte.
In unseren Trainingsplänen, die wir für Sie als Download unten bereithalten, wird auch dieser Bereich berücksichtigt. Das Training gliedert sich, wie in den vorangegangenen Kategorien, in drei Zeit-Budgets, damit jeder Biker seinen individuellen Plan finden kann. Mit diesen Plänen werden Sie schneller, ausdauernder und agiler.
INTERVIEW MIT ALEXA HÜNI (Enduro-Novizin)
2014 bist Du Deine erste Enduro-Saison gefahren und hast den neunten Gesamtrang in der Europa-Wertung belegt. Hattest Du damit gerechnet?
Nicht wirklich, da ich die Enduro-Saison eigentlich nur als Vorbereitung für die Cross-Rennen sah. Das änderte sich aber ziemlich schnell, als ich das erste Rennen fuhr: So viel Spaß hatte ich noch nie bei einem Rennen. Dazu die ganzen netten Leute. Zudem ist das Training sehr viel abwechslungsreicher als das klassische Bike-Training.
Das Du ja gut kennst, da Du erfolgreich im Marathon-Bereich unterwegs warst.
Als Marathon-Fahrer sitzt man extrem viel auf dem Bike und trainiert Grundlage. Im Enduro entscheiden aber noch andere Qualitäten. Klar muss man fit sein, wenn man die Berge hoch muss. Aber in den Sektionen zählt Agilität und Explosivität. Die Fahrtechnik muss passen, damit du schnell und vor allem sicher den Berg runterkommst.
Wie sah Dein Training dafür aus?
Auf dem Bike habe ich natürlich etwas Grundlage trainiert, um eine Basis zu schaffen. Aber dann kamen viele Intervalle und Sprints dazu. Krafttraining nahm einen großen Block ein. Zudem simulierte ich Rennpassagen.
Wie das? Der Kurs ist doch meist nicht bekannt.
Richtig, aber der Ablauf ist bekannt. Mein Hauptproblem war es, anfangs gleich 100 Prozent geben zu können, wenn ich an der Reihe war. Ich steckte mir dafür zu Hause eine Strecke ab: Nach dem Warmfahren ging ich zu meinem imaginären Startstrich, wartete drei Minuten, bis mein Handytimer piepte – und raste los.