In der Schwangerschaft körperlich aktiv zu sein, ist gesund für Mama und Baby. Das belegen nicht nur eine Menge Studien, sondern auch die eigene Erfahrung vieler Frauen. Mindestens 150 Minuten moderate aerobe Aktivität pro Woche, aufgeteilt auf mehrere Einheiten, gelten als ideal. Doch während Yoga, Schwimmen oder Walking Disziplinen sind, bei denen Puls und Verletzungsrisiko im niedrigen Bereich bleiben, stellt sich fürs Mountainbiken durchaus die Frage: Ist das zu gefährlich mit Kind im Bauch?
„Eine Mountainbikerin, die diesen Sport schon lange macht und sich selbst auf dem Rad gut kennt, kann gerne weiter ihren Sport betreiben“, weiß Dr. med. Maja Heinrigs, Frauenärztin mit eigener Praxis in München und selbst leidenschaftliche Radsportlerin. Gerade die im Vergleich zum Rennrad aufrechtere Sitzposition und die Federung sind angenehm, wenn der Bauch wächst, und schonen Rücken und Gelenke der werdenden Mutter.
Die Ärztin betont aber, dass in der Schwangerschaft die gewohnten Leistungsparameter nicht gelten und beispielsweise in einem niedrigeren Pulsbereich trainiert werden sollte. Die Deutsche Sporthochschule Köln empfiehlt je nach Alter und Trainingszustand einen Herzfrequenzbereich von 125 bis 155 Schlägen pro Minute; Frauen, die ihre Pulsbereiche aufgrund eines früheren Leistungstests kennen, sollten auf dem Rad bei zehn Schlägen pro Minute weniger als sonst bleiben. „Als grobe Orientierung kann auch der Talk-Test dienen“, rät Maja Heinrigs. Das bedeutet, die Bald-Mama sollte während des Bikens noch ganze Sätze sprechen können, ohne Schnappatmung zu bekommen.
Eine feste Grenze, ab wann der Bauch das Fahren unmöglich macht, gibt es übrigens nicht. Wie lange sie sich auf den Sattel schwingen möchte, kann und sollte jede Frau selbst entscheiden, schließlich kennt und fühlt sie ihren Körper am besten. Im Zweifel gilt: lieber abbrechen als durchpushen. Bei akuten Symptomen wie Atemnot, Unterbauchschmerzen oder plötzlichen Leistungseinbrüchen ist ohnehin Schluss, sie sind Alarmzeichen, dass die Belastung zu hoch oder etwas anderes nicht in Ordnung ist. Bessern sie sich nicht in Ruhe, ist ein Besuch in der gynäkologischen Praxis ratsam, um die Ursachen abzuklären.
Da der Kalorienverbrauch in der Schwangerschaft höher ist, sollten sich werdende Mütter auf dem Bike gewissenhaft verpflegen und regelmäßig trinken, um Kreislaufprobleme zu vermeiden, selbst wenn sie „hoffentlich nicht in Schwellenbereiche vordringen, sondern ihre niedrigere Leistungsgrenze beachten“, mahnt Gynäkologin Maja Heinrigs. Regen und Kälte sind selbst bei einer fortgeschrittenen Schwangerschaft kein Problem, wenn die Kleiderwahl stimmt. Routen über glatte oder stark verschlammte Wege zu wählen, hält Heinrigs aber für keine gute Idee, da sich die Sturzgefahr erhöht.
Grundsätzlich sollte deshalb der Schwierigkeitsgrad der Touren etwas unter dem eigentlichen individuellen Fahrkönnen bleiben, um möglichst sicher unterwegs zu sein. Wer schon vor der Schwangerschaft mit dem Mountainbike unterwegs war, kann auch während der Schwangerschaft seine Runden drehen. Wichtig ist allerdings, im moderaten Intensitätsbereich zu bleiben, sich gut zu verpflegen, keine wilden Geländefahrten zu machen und auf den Körper zu hören: Was fühlt sich gut an und was nicht? Einzig, warnt Maja Heinrigs, bei einer Risikoschwangerschaft oder Beschwerden wie Blutungen, Muttermundverkürzung, Wachstumsverzögerung des Kindes oder einer Präeklampsie, das ist schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, sollten Bald-Mamas nicht mehr auf den Mountainbike-Sattel steigen – oder überhaupt Sport treiben.