MTB-Fahrtechnik-Kurse“Du brauchst keinen Mega-Popp wie Danny MacAskill!”

Dimitri Lehner

 · 25.05.2024

Stylen wie Worldcupper Finn Iles – kann man das lernen?
Foto: Bartek Wolinski/Red Bull
Wer besser bikt, hat mehr Spaß – das ist keine Plattitüde, sondern wirklich wahr. Kaum etwas befriedigt so wie Kompetenz-Erleben, attestieren Neurologen, also das Gefühl, etwas wirklich im Griff zu haben. In unserem Fall: Mountainbiken. Doch wie komme ich am effektivsten zu Skills und Tricks. Fahrtechnik-Coach sagt: “mit Fahrtechnik-Kursen”.

FREERIDE: Marc, was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Skills, die man diese Saison erlernen oder verbessern sollte?

Marc: Zuallererst die FUNdamentals, wie ich sie nenne - du solltest mit Spaß und spielerisch die Basis-Techniken verbessern und aufzufrischen. Das macht auch für Könner Sinn. Beispielsweise gibt es viele, die zwar mit Speed gut unterwegs sind, aber bei Balance-Challenges versagen, weil sie das nie richtig geübt haben. Und wenn man den Schritt zurückgeht zu diesen Basics, kann man so das Fundament aufbauen, um nachher auch im schnelleren Tempo noch ausbalancierter und besser unterwegs zu sein.

Und welche speziellen Manöver sollte man können, um noch besser die Trails und Parks zu rocken?

Bunny-Hop, Sprünge & Drops sowie Manuals und Wheelies sind die zeitlosen Klassiker. Diese Moves stehen auf der Wunschliste der meisten Biker. Hinterrad Versetzen zählt da auch hinzu, ist aber weniger ein Bikepark-Thema. Mein Tipp: Setze Prioritäten, denn Du wirst nicht alles auf einmal lernen können und eh eine Menge Geduld mitbringen müssen.

Der gute alte Bunny-Hop!

Ja, Bunny-Hops als Trail-Manöver sind mega praktisch, wie wir alle wissen. Dabei geht es nicht mal um mega dicke Baumstämme zu überfliegen, sondern Bunny-Hops mit “normaler” Höhe, die man für eine verbesserte Line-Choice und einen flüssigeren Fahrstil anwendet. Dazu brauchst keinen Mega-Popp wie Danny MacAskill! Das Gleiche gilt auch für Manuals, eine Straße ewig auf dem Hinterrad abzusurfen macht zwar Laune, erfordert aber enorm viel Üben. Wichtiger ist es kurze Manuals im Trail anzuwenden, zum Beispiel durch Mulden und Wellen elegant und zügig manualen und ein einsinkendes Vorderrad bei Matschstellen vermeiden.

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Techniktraining im Erwachsenenater

Wollen tun viele, aber wie schafft man es tatsächlich, all das im Erwachsenenalter zu lernen?

Ohne Fleiß kein Preis - logisch. In unseren Plug&Play-Zeiten wollen alle gleich alles auf einmal und ganz schnell. Viele unterschätzen die Zeit, die man dafür investieren muss. Aber man kann es ja spielerisch angehen und trotz Ehrgeiz und angestrebten Zielen das innere Kind aktivieren - zum Beispiel kann man Übungs-Sessions abrunden mit spielerischen Jibbing-Elementen, also beispielsweise eine Manual-Übungs-Session mit spaßigen Drops an hohen Bordsteinkanten oder kleinen Mauern und Treppen abschließen. Wichtig: Nutze Dein Smartphone oder Tablet und filme Deine Versuche - gerade bei komplexen Moves wie den Bunny Hop, kann man so mögliche Irrwege schnell sehen und vermeiden auf Dauer. Der SlowMo-Modus bringt viele Bewegungsfehler zutage.

Fahrtechnikkurse sind weiterhin gefragt, es gibt auch spezielle Angebote wie Bunny-Hop-Kurse - sind solche Angebote in deinen Augen seriös und kann man dort den Hasensprung erlernen

Wichtig ist vor allem, dass man sowas wie eine realistische Zielsetzung hat. In einem Kurs bei einem gut ausgebildeten Coach kann man sehr gut eine Analyse des Ist-Zustands bekommen und konstruktives Feedback inklusive Methoden für die Hausaufgaben zum Üben. Dabei sollte der Trainer natürlich auch eine professionelle Videoanalyse durchführen. Misstrauisch sollte man werden, wenn in der Kursausschreibung versprochen wird, dass man z. B den Bunny Hop Schritt für Schritt dort erlernt und dann in der Praxis im Gelände direkt anwendet. Das ist unrealistisch und kann sogar fahrlässig sein.

Seit ein paar Jahren gibt es Online-Coaching-Angebote für diese Manöver, wie sinnvoll ist das?

Ich bin ein Fan davon, da man dort ausführliche Lernlektionen bekommt und diese daheim dann hoch motiviert angehen kann. Je nach Anbieter gibt es auch Betreuung über Online-Feedbacks. Ich habe für meine Kursteilnehmenden über 47 Videolektionen konzipiert mit denen sie daheim optimal weiter üben können. Diese Verbindung von Fahrtechnikkursen vor Ort und Online-Coaching halte ich für sehr sinnvoll - wir haben eine Community, wo die Leute ihre mit dem Smartphone abgefilmten Versuche posten können und hilfreiches Feedback bekommen.

Wo bekommt man Qualität?

Mittlerweile gibt es ja eine Vielzahl an Anbietern - wie kann man erkennen, wo man Qualität bekommt und wo man berechtigterweise Zweifel an den Kompetenzen haben könnte?

Das ist in der Tat nicht immer so einfach zu erkennen. Wichtig ist, dass bei den Informationen über die Qualifikationen konkrete Zertifikate aufgelistet sind. Ein Beispiel: Es gibt sehr große Bikeschulen, wo vielleicht ein paar der Coaches eine Ausbildung absolviert haben, ein Großteil jedoch nur die interne Fortbildung online und mit einem Treffen einmal im Jahr durchgelaufen ist. Gerade wenn es um die fortgeschrittenen Themen und um ein individuelles Coaching geht, kann es enorme Qualitätsunterschiede geben. Ein top ausgebildeter und hauptberuflicher Fahrtechnik-Coach kann ganz anders agieren als ein Sportstudent, der ein paar Kurse im Jahr gibt. Auf der Webseite steht dann jedoch allgemein, dass alle Kurse von top ausgebildeten Leuten durchgeführt werden. Da kann man als Kunde z.B auch vorher anfragen, welcher Coach den Kurs vor Ort durchführen wird.

Fahrtechnik-Coach Marc Brodesser: “Mit Fahrtechnikkursen lernt man schneller”Foto: privatFahrtechnik-Coach Marc Brodesser: “Mit Fahrtechnikkursen lernt man schneller”

Wo bietest Du Kurse an mit welchen Themen?

Meine primären Kurs-Regionen sind das Sauerland und die angrenzenden Gebiete. Ich bin direkt bei Winterberg, Willingen und Brilon wohnhaft, hier gibt es super Parks und auch Trailcenter. Ich werde natürlich häufig angefragt für die fortgeschrittenen Manöver, gebe aber auch Kurse mit den Basic-Themen und spreche auch gezielt E-MTB-Fans an. Die Kurse im Überblick findet man auf www.ridefirst.de

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