Markus Greber
· 19.07.2019
So fahren Sie mit dem E-Mountainbike in Kurven auf Schotter souverän bergauf und bergab. Unser Fahrtechnik-Experte Stefan Schlie verrät seine Tricks.
Auf Schotterwegen ist das Bike oft kaum zu bändigen: Vorne bleibt das Rad stecken, hinten dreht es durch – der Pilot windet sich in Schlangenlinien durchs tiefe Geläuf. EMTB-Fahrtechnikexperte Stefan Schlie zeigt, wie man es richtig macht.
Gelände scannen: In tiefem Schotter bleibt man oft auch mit dem stärksten Motor gnadenlos stecken. Deshalb gilt es, diese Zonen geschickt zu umfahren. Die Vogelperspektive unten verdeutlicht das eindrücklich. Erfahrene Biker scannen das Terrain und wissen genau, wo die perfekte Linie verläuft. Die Fahrspur zeichnet sich immer durch eine meist dunklere Farbe ab. Bleiben Sie unbedingt im Sattel sitzen, sonst entlasten Sie das Hinterrad und verlieren zusätzlich Traktion. Treten Sie kontinuierlich mit gleichmäßigem Pedaldruck durch. Für die Unterstützungsstufe gilt: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Hier geht es um den Kompromiss aus Traktion, Kraftübertragung und Kontrolle. Wählen Sie auch einen etwas dickeren Gang – ebenfalls der Traktion zu Liebe. Wenn eine Zone mit besonders tiefem Schotter vor Ihnen liegt, dann beschleunigen Sie vorher kräftig – ausreichend Schwung hilft.
Eine Frage des Timings: Die breite Schotterkurve bergab ist gar nicht so trivial zu fahren. Das richtige Timing, die ideale Linie und die perfekte Kurventechnik sind gefragt. Scannen Sie auch hier wieder das Gelände, um die richtige Linie zu checken. Um das Bremsen in der Kurve zu vermeiden, verzögern Sie Ihre Fahrt unbedingt vorher schon auf die richtige Geschwindigkeit. Diese ist natürlich individuell verschieden, aber unser Bauchgefühl gibt uns da schon klare Hinweise. Lenken Sie nun ein und drücken das Rad gleichzeitig in die Kurve. Der kurveninnere Arm ist gestreckt, der äußere gebeugt. Der kurvenäußere Fuß ist unten und übt Druck auf das kurvenäußere Pedal aus.
Man steht quasi mit seinem ganzen Gewicht auf diesem Pedal. So, als wolle man die Reifenflanken in den Schotter drücken (Bild oben). So erzielen Sie maximale Traktion. Der Blick sollte dabei weit vorausgehen, erst den Scheitelpunkt anvisieren und danach den Kurvenausgang. Nach dem Scheitelpunkt heißt es wieder: maximalen Platz ausnutzen. Lassen Sie sich ruhig ganz an den Rand der Kurve treiben. Die richtige Unterstützungsstufe ist Geschmackssache. Weniger geübtere Fahrer wählen den Tour-Modus, damit es beim Wiederantreten nach dem Kurvenausgang nicht zu ungewünschter Beschleunigung kommt.
Dosieren mit der Bremse: Zwei Punkte unterscheiden die Bergauf- von der Bergabkurventechnik. 1. Die Geschwindigkeit. Und 2. die Tatsache, dass man bergauf in der Kurve pedalieren muss und dadurch das Bike weniger in die Kurve drücken kann. Linientechnisch gilt grundsätzlich das Gleiche wie bergab. Außen – innen – außen, es sei denn, irgendwelche Schottertiefbetten verhindern diese Linie. Man fährt Bergaufkurven in der Regel im Sitzen. Lenken Sie auch hier ein und drücken Sie das Bike etwas in die Kurve. Wichtig ist – je nach Steigung – Druck auf den Lenker zu bringen. Damit behält das Vorderrad Traktion und lässt sich präzise durch die Kurve steuern.
Die Unterstützungsstufe richtet sich nach dem Untergrund, dem Kurvenradius und der Steigung. Enge Kurven werden mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren – mit niedrigerer Unterstützungsstufe kann man diese besser dosieren. Auch bei losem Schotter empfiehlt es sich, nicht in der höchsten Unterstützungsstufe zu fahren. Kurven in steilen Anstiegen dagegen erfordern mehr Motorunterstützung. Intelligente Modi, wie etwa der eMTB-Modus bei Bosch, funktionieren dabei eigentlich immer am besten. Der Blick geht erst zum Scheitelpunkt der Kurve, dann zum Kurvenende. Der Tritt bleibt rund. Die Geschwindigkeit kontrollieren Sie zusätzlich über die schleifende Bremse (Brake Move Control). So vermeiden Sie Traktionsverlust am Hinterrad und halten das Bike bestmöglich unter Kontrolle.