Früh übt sichSo lernen Kids schnell und sicher Biken

Florentin Vesenbeckh

 · 16.09.2017

Früh übt sich: So lernen Kids schnell und sicher BikenFoto: Lars Scharl
Früh übt sich: So lernen Kids schnell und sicher Biken

Je früher man Kinder in Geschicklichkeit und Motorik schult, desto steiler die Lernkurve. Wir zeigen, wie Sie beim eigenen Nachwuchs das Fundament für ein erfülltes Mountainbike-Leben legen.

Die Kinder in jungen Jahren zu Bestleistungen triezen? Bloß nicht! Wer den eigenen Ehrgeiz auf den Nachwuchs projiziert, läuft Gefahr, den Spaß am Sport im Keim zu ersticken. Bei Kindern sollte immer das Spielerische im Vordergrund stehen, leistungsorientiertes Training wirkt eher kontraproduktiv. Das heißt nicht, dass Mountainbiker ihre Kleinen nicht fordern und fördern sollten. Auch Kinder brauchen Herausforderungen, die sie meistern und daran wachsen können. Peter Brodschelm ist Fahrtechnikexperte und überquerte mit seinem 13-jährigen Sohn die Alpen. Er weiß genau, wie Kinder nachhaltig zu guten und begeisterten Bikern werden.


Kinder lernen intuitiv und spielerisch. Welche Grundlagen sollten die Kleinen dennoch erklärt bekommen?
Bevor Kinder ins Gelände düsen, sollten sie lernen, im Stehen zu fahren. Intuitiv rollen sie oft sitzend in ruppige Passagen – das funktioniert nicht. In einer soliden Grundposition haben sie die Kurbeln waagerecht, in Kindersprache einen Fuß vorne, einen Fuß hinten. Außerdem geht der Blick voraus, also immer dahin, wo sie hinwollen. Wenn die Kleinen das beherrschen, lernen sie ganz nebenbei, wie sie schnelle Kurven fahren, oder steile Abfahrten meistern.


Ab wann sind Kinder bereit fürs Lernen?
Etwa ab sechs Jahren – aber pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen. Übrigens: Egal, welches Alter, der Spaß muss an erster Stelle stehen.


Wie schaffe ich das?
Alle Übungen müssen spielerisch verpackt sein. Wichtig ist auch die Balance: nicht dauerhaft unterfordern, niemals überfordern. Dazu auf stille Zeichen achten: ängstlicher Blick, erstaunte Augen, breites Grinsen?


Hometraining oder Fahrtechnikkurs?
Beides hat seine Berechtigung. Meine Erfahrung ist, dass sich Kinder auf einen Kurs sehr freuen. In einer Gruppe mit Gleichaltrigen geht plötzlich viel mehr. Es klappen ganz neue Dinge, wenn andere Kinder es vorgemacht haben. Erlebniswert und Lernerfolg sind in einem Camp größer als beim Üben mit den Eltern.


Warum lohnt die Investition in Techniktraining?
Was Kinder motorisch lernen, werden sie auch als Erwachsene beherrschen. Kondition und Ausdauer kommen und gehen im Laufe eines Lebens, aber koordinative Fähigkeiten bleiben im Grunde erhalten. Wer also früh an komplexen Bewegungen arbeitet, profitiert das ganze Leben. Dabei ist es auch wichtig, dass der Nachwuchs ein Gefühl für die eigenen Grenzen entwickelt. Manche Kinder muss man auf dem Weg dorthin eher bremsen, andere motivieren.


Peter Brodschelm, Vater, Touren-Guide und Fahrtechnik-Lehrer: "Egal, welches Alter: Der Spaß muss an erster Stelle stehen. Zusammen mit Gleichaltrigen wachsen Erlebniswert und Lernerfolg."

Peter Brodschelm, Touren-Guide und Gründer von FahrtwindFoto: Privatfoto
Peter Brodschelm, Touren-Guide und Gründer von Fahrtwind

FAHRTECHNIK-VORSCHULE

Kleine Spielchen geben Kindern mehr Sicherheit auf dem Bike und schulen die Geschicklichkeit. Diese Übungen bringen Spaß und bereiten Kinder aufs Gelände vor.

1. Formen Sie ein V aus Trinkflaschen oder Ästen, ihr Nachwuchs rollt hindurch und lernt so gezieltes Steuern und Bremsen. Mit dem Gefälle steigert sich die Schwierigkeit.
Foto: Robert Niedring

TIPPS & TRICKS FÜRS BIKEN MIT KINDERN

1. Eine saubere POSITION bildet die Grundlage: hinstellen, Kurbeln waagerecht ("eine nach vorne, eine nach hinten"), das Gewicht ruht auf den Pedalen, Blick nach vorne. Das verstehen die Kleinen am besten, wenn es jemand vormacht. Ein Spruch der immer hilft: "Nur Omas fahren im Sitzen."

2. KLASSISCHER FEHLER: Aus Angst nehmen Kinder in schwierigen Situationen einen Fuß auf den Boden. Im Gelände sollten immer beide Füße auf den Pedalen bleiben. Bestärken Sie den Nachwuchs positiv, schon bevor der Fuß vom Pedal wandert.

3. EIN PUMPTRACK ist die optimale Spielwiese für Kinder. Hier lernen sie, im Stehen zu fahren, nach vorne zu schauen und bekommen ein Gefühl für Kurven und Geschwindigkeit.

4. Isolierte Übungen VERMEIDEN. Elemente wie Wurzeln, Kurven und Steilstufen in kurze, spaßige Runden einbauen oder Übungen zu einem abwechslungsreichen Parcours zusammensetzen. Dadurch rückt das Lernen in den Bewusstseinshintergrund und Ich-muss-Gefühle bleiben aus.

5 Kinder sind Weltmeister im NACHMACHEN. Vorfahren ist besser als umständlich erklären – vorausgesetzt, die eigene Fahrtechnik sitzt.

Mountainbike Fahrtechnik für Kinder im Camp: Spaß unter GleichaltrigenFoto: Robert Niedring
Mountainbike Fahrtechnik für Kinder im Camp: Spaß unter Gleichaltrigen


CAMPS & KURSE


Kitzbühel / Kirchberg
Das passende Begleitprogramm für den Familienurlaub in Tirol bietet die bikeacademy. Beim Kitzalpbike-Juniorcamp sind 7–12-Jährige an vier Tagen während einer Woche unter Gleichgesinnten auf Singletrail-Jagd. www.bikeacademy.at


Rabenberg / Erzgebirge
Die Rookiedays im Trailcenter Rabenberg stellen den Spaß am Biken in den Mittelpunkt. Der Übungsparcours und die leichten Trails sind der Spielplatz. Mama und Papa können zeitgleich in Erwachsenenkursen neue Skills lernen. www.trailcenter-rabenberg.de


Oberbayern
Bei den Craft Kids Days wartet auf 8–13-Jährige ein spielerisches Fahrtraining in drei alters­abhängigen Gruppen. www.fahrtwind.de


Dortmund
Die Grundlagen der Mountainbike-Fahrtechnik werden für Kids zwischen acht und zwölf Jahren spielerisch aufbereitet. www.bikeride.de


Leogang / Saalfelden
Die Bikeschule Elements bietet viele Kurse im Umfeld des Bikeparks Leogang für Kinder zwischen vier und 14 Jahren. Vom Einsteiger bis zum Nachwuchs-Freerider. www.elements-outdoorsports.at


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