Easy GoingSo bewältigen Sie Stufen mit dem E-MTB

Stefan Schlie

 · 24.07.2021

Easy Going: So bewältigen Sie Stufen mit dem E-MTBFoto: Markus Greber
Easy Going: So bewältigen Sie Stufen mit dem E-MTB

Stufenfahren gehört zum Standard-Fahrtechnik­-Repertoire. Hierzu gibt's die besten Tipps von Trialer Stefan Schlie für Sie.

Egal, ob als Übung fürs Gelände oder als Show-Manöver in der Stadt – Stufenfahren gehört zum Standard-Fahrtechnik­-Repertoire.

  EMTB-Experte Stefan Schlie zeigt, wie’s geht.Foto: Markus Greber
EMTB-Experte Stefan Schlie zeigt, wie’s geht.

TREPPE HOCH

Der wichtigste Tipp beim Hochfahren einer Treppe lautet: angepasste Geschwindigkeit. Wer zu schnell anfährt, riskiert einen Plattfuß. Abgesehen davon verliert man ohnehin den aufgebauten Schwung, wenn man mit zu viel Gas gegen die Stufen donnert. Die richtige Dosis Motor-Power ruft man mit jedem Tritt ab.

  1. Besonders wichtig bei der Anfahrt: das Pedal-Management und ein nicht zu schwerer Gang. Dieser ist ideal gewählt, wenn man mit einer halben Pedalumdrehung etwa eine Radlänge zurücklegt. Vor der Treppe lupft man das Vorderrad, indem man mit dem falschen Fuß beherzt ins Pedal tritt. Gleichzeitig zieht man mit den Armen am Lenker und verlagert den Körperschwerpunkt nach hinten. Jetzt steigt das Vorderrad und bekommt erst ein paar Stufen weiter oben wieder Bodenkontakt.Foto: Markus Greber
1. Besonders wichtig bei der Anfahrt: das Pedal-Management und ein nicht zu schwerer Gang. Dieser ist ideal gewählt, wenn man mit einer halben Pedalumdrehung etwa eine Radlänge zurücklegt. Vor der Treppe lupft man das Vorderrad, indem man mit dem falschen Fuß beherzt ins Pedal tritt. Gleichzeitig zieht man mit den Armen am Lenker und verlagert den Körperschwerpunkt nach hinten. Jetzt steigt das Vorderrad und bekommt erst ein paar Stufen weiter oben wieder Bodenkontakt.
  2. Bei kurzen Treppen wie dieser sind weitere Pedalumdrehungen nicht notwendig. Wenn die Treppe länger ist und der Schwung nicht ausreicht, tritt man möglichst konstant weiter. Das Gewicht bleibt dabei hinten, damit das Vorderrad nicht an den Stufen hängen bleibt.Foto: Markus Greber
2. Bei kurzen Treppen wie dieser sind weitere Pedalumdrehungen nicht notwendig. Wenn die Treppe länger ist und der Schwung nicht ausreicht, tritt man möglichst konstant weiter. Das Gewicht bleibt dabei hinten, damit das Vorderrad nicht an den Stufen hängen bleibt.
  3. Wenn, wie hier, der Schwung mit einer Pedalumdrehung reicht, dann streckt man am Ende der Treppe die Beine, um das Bike zu entlasten und das Hinterrad über die oberste Stufe zu hieven.Foto: Markus Greber
3. Wenn, wie hier, der Schwung mit einer Pedalumdrehung reicht, dann streckt man am Ende der Treppe die Beine, um das Bike zu entlasten und das Hinterrad über die oberste Stufe zu hieven.
  Vorsicht: Ist man zu schnell, dann knallt das Hinterrad gegen die Stufe. Ein Plattfuß ist vorprogrammiert.Foto: Markus Greber
Vorsicht: Ist man zu schnell, dann knallt das Hinterrad gegen die Stufe. Ein Plattfuß ist vorprogrammiert.
  Auch schlecht: das Hängenbleiben mit der Schuhspitze – falsches Pedal-Management.Foto: Markus Greber
Auch schlecht: das Hängenbleiben mit der Schuhspitze – falsches Pedal-Management.

TREPPE RUNTER

Rollen, surfen, droppen – es gibt viele Arten, Treppenstufen zu meistern. Die einfachste ist das Abrollen.

  1. Hier gilt: Der Schwerpunkt liegt zentral: Damit hat man Kontrolle übers Bike und Traktion auf dem Vorderrad.Foto: Markus Greber
1. Hier gilt: Der Schwerpunkt liegt zentral: Damit hat man Kontrolle übers Bike und Traktion auf dem Vorderrad.
  2. Sobald das Vorderrad an der ersten Stufe nach unten kippt, streckt man dynamisch Arme und Beine – so verlagert man das Körper­gewicht abrupt nach hinten, das Vorderrad wird entlastet. Das Bike rollt nun auf dem Hinterrad die Treppe hinunter. Bei der Landung verlagert man den Körper wieder nach vorne und federt den Impact mit Armen und Beinen ab.Foto: Markus Greber
2. Sobald das Vorderrad an der ersten Stufe nach unten kippt, streckt man dynamisch Arme und Beine – so verlagert man das Körper­gewicht abrupt nach hinten, das Vorderrad wird entlastet. Das Bike rollt nun auf dem Hinterrad die Treppe hinunter. Bei der Landung verlagert man den Körper wieder nach vorne und federt den Impact mit Armen und Beinen ab.

TIPP: Blickrichtung: Besonders wichtig bei allen Treppen- und Stufen-Moves ist die Blickrichtung. Die zeigt nicht direkt vors Vorderrad, sondern ein paar Meter voraus. Das stabilisiert und gibt Sicherheit.

STUFE HOCH

  1. Je höher die Stufe, desto wichtiger ist das Pedal-Management. Wie bei der Treppe wählt man einen Gang, mit dem man mit einer halben Kurbelumdrehung eine Radlänge zurücklegt. Eine Radlänge vor der Stufe ist der falsche Fuß vorne auf Zwei-Uhr-Stellung. Arme und Beine sind gebeugt, und man steht zentral über dem Bike.Foto: Markus Greber
1. Je höher die Stufe, desto wichtiger ist das Pedal-Management. Wie bei der Treppe wählt man einen Gang, mit dem man mit einer halben Kurbelumdrehung eine Radlänge zurücklegt. Eine Radlänge vor der Stufe ist der falsche Fuß vorne auf Zwei-Uhr-Stellung. Arme und Beine sind gebeugt, und man steht zentral über dem Bike.
  2. Der Bewegungsablauf startet mit einem beherzten Tritt ins Pedal.Foto: Markus Greber
2. Der Bewegungsablauf startet mit einem beherzten Tritt ins Pedal.
  3. Gleichzeitig streckt man die Arme, hebt dadurch das Vorderrad an und zieht es über die Stufe. Unterstützt wird diese Bewegung zusätzlich durch das Ausfedern des Fahrwerks.Foto: Markus Greber
3. Gleichzeitig streckt man die Arme, hebt dadurch das Vorderrad an und zieht es über die Stufe. Unterstützt wird diese Bewegung zusätzlich durch das Ausfedern des Fahrwerks.
  4. Nun muss der Körperschwerpunkt wieder dynamisch nach vorne, damit das Hinterrad entlastet und ebenfalls über die Kante gezogen wird.Foto: Markus Greber
4. Nun muss der Körperschwerpunkt wieder dynamisch nach vorne, damit das Hinterrad entlastet und ebenfalls über die Kante gezogen wird.
  5. Im Idealfall setzt das Hinterrad ein gutes Stück hinter der Stufenkante auf. Jetzt nimmt man wieder die Grundposition ein und kann weiterpedalieren.Foto: Markus Greber
5. Im Idealfall setzt das Hinterrad ein gutes Stück hinter der Stufenkante auf. Jetzt nimmt man wieder die Grundposition ein und kann weiterpedalieren.

Wer einen modernen Bosch-Antrieb mit dem Extended-Boost-Modus besitzt, ist bei diesem Move im Vorteil. Der gezielte Nachlauf unterstützt den Sprung auf die Stufe. Bei anderen Antrieben empfiehlt sich eine möglichst hohe Unterstützungsstufe.

STUFE RUNTER

Die Drop-Technik braucht man auch in der Praxis auf dem Trail ständig. Damit vermeidet man Stürze über den Lenker. Wichtig ist eine gewisse Grundgeschwindigkeit. Mit dem E-MTB baut man schon mit einer halben Pedalumdrehung genügend Schwung auf. In diesem Fall geht es nicht nur um einen einfachen Drop, sondern auch um eine leicht seitliche Bewegung.

  1. Man fährt wie eine Katze in Lauerstellung an – geduckt über dem Lenker, Arme und Beine sind gebeugt. Ich benutze für diesen Move immer den Bosch-eMTB-Modus.Foto: Markus Greber
1. Man fährt wie eine Katze in Lauerstellung an – geduckt über dem Lenker, Arme und Beine sind gebeugt. Ich benutze für diesen Move immer den Bosch-eMTB-Modus.
  2. Hier wird die seitliche Bewegung eingeleitet. Also: das Körpergewicht zu der Seite verlagern, in die man droppen will. Der Arm zur Fallseite ist dabei leicht ge- beugt, das Bike liegt etwas schräg.Foto: Markus Greber
2. Hier wird die seitliche Bewegung eingeleitet. Also: das Körpergewicht zu der Seite verlagern, in die man droppen will. Der Arm zur Fallseite ist dabei leicht ge- beugt, das Bike liegt etwas schräg.
  3. Jetzt gilt es, konsequent die eigentliche Drop-Bewegung auszuführen. Aus der Position vorne/unten streckt man sich in Schräglage explosiv nach hinten/oben. Das Bike ist jetzt in der Luft.Foto: Markus Greber
3. Jetzt gilt es, konsequent die eigentliche Drop-Bewegung auszuführen. Aus der Position vorne/unten streckt man sich in Schräglage explosiv nach hinten/oben. Das Bike ist jetzt in der Luft.
  4. Achten Sie während der Flugphase schon darauf, dass das Bike gut ausbalanciert ist.Foto: Markus Greber
4. Achten Sie während der Flugphase schon darauf, dass das Bike gut ausbalanciert ist.
  5. Im Idealfall landet man mit beiden Rädern gleichzeitig. Je nach Fallhöhe federt man die Landung durch Beugen der Arme und Beine ab.Foto: Markus Greber
5. Im Idealfall landet man mit beiden Rädern gleichzeitig. Je nach Fallhöhe federt man die Landung durch Beugen der Arme und Beine ab.

BALANCIEREN

  Das Gleichgewicht kann man an jedem Bordstein schulen. Für die Blickrichtung gilt wieder: Min­destens zwei Bike-Längen nach vorne schauen.Foto: Markus Greber
Das Gleichgewicht kann man an jedem Bordstein schulen. Für die Blickrichtung gilt wieder: Min­destens zwei Bike-Längen nach vorne schauen.
  Balanciert wird, indem man das Bike in Relation zum Kör­per­schwerpunkt nach rechts und links schrägstellt. Dadurch ergibt sich ein mehr oder weniger großer Winkel zwischen Körper- und Bike-Achse – das verleiht Stabilität.Foto: Markus Greber
Balanciert wird, indem man das Bike in Relation zum Kör­per­schwerpunkt nach rechts und links schrägstellt. Dadurch ergibt sich ein mehr oder weniger großer Winkel zwischen Körper- und Bike-Achse – das verleiht Stabilität.
  Zusätzlich kann man ein Bein als Gegengewicht ausstellen.Foto: Markus Greber
Zusätzlich kann man ein Bein als Gegengewicht ausstellen.

TIPP: Plattformpedale haben beim Üben dieser Moves Vorteile. Nicht nur, damit man schnell mal einen Fuß vom Pedal nehmen kann. Sondern vor allem, weil man mit Klickies leicht in Versuchung gerät, zu schummeln und am Pedal zu ziehen. Das ist kontraproduktiv für die Fahrtechnik.