Text: Julia Schäfer-Hofmann
Williams Lake, Kanada
Jeder Mountainbiker kennt Whistler oder hat wenigstens davon gehört. Ein absoluter Geheimtipp dagegen ist der Norden Kanadas, genauer gesagt die Region rund um den Williams Lake. Dort wartet ein Trail namens „God Speed“ - und sein Name ist wirklich Programm. Fünf Kilometer lang schlängelt sich der Pfad die steilen Flanken des Dessous Mountain hinunter und stoppt erst wieder am Ufer des Fraser Rivers.
Von steilen, rasanten Passagen über lose staubige Kurven bis hin zu technischen Spitzkehren ist auf der Abfahrt alles dabei und auf den letzten Tiefenmetern geben die Bäume sogar noch eine fantastische Aussicht über das Fraser-Tal frei.
Schottland, Highlands
Hier sagen sich Fuchs und Schaf gute Nacht. Sehr viel mehr im Nirgendwo kann man nicht sein, als in den Highlands in Schottland. Ein „must do“ hier oben ist der Torridon Classic bei dem gleichnamigen Dorf Torridon. Einen Tag Zeit, eventuell gute Regenkleidung und jede Menge Power in den Beinen braucht man für den Trail, aber jeder Höhenmeter macht sich bezahlt, denn die traumhafte Abfahrt, die unglaubliche Landschaft und die Burger und Chips im Torridon Hotel am Ende sind der Anstrengung Lohn.
Kanaren, La Palma
Steil, technisch, ausgesetzt, Spitzkehren und oft kaum zu bremsen. Wer das alles genauso liebt wie ich, der darf den Trail „Fast Line“ auf La Palma nicht verpassen. Oben zieren den Trail wundervolle weite Kurven, bedeckt von langen Piniennadeln, die einem hier herrlich den Grip unter den Reifen klauen. Lange wartet der Trail nicht bis es richtig los geht, denn schon nach den ersten 100 Metern bricht er sehr steil in die Vertikale und schlängelt sich dabei wie eine Achterbahn eine Bergrinne hinunter. Doch Richtung Santa Cruz kommt’s noch dicker, denn wie bei einem Computerspiel heißt es nun: next level! Der Trail wird zusehends technischer und steiler. Ausgesetzte Spitzkehren sind bald mit Stufen und Kakteen dekoriert, sodass die Körperspannung nie nachlassen darf - am Ende hat man sich Bier und Tapas dann wirklich redlich verdient.
Marokko, Atlas-Gebirge
Es ist wie Fliegen hier im Hohen Atlasgebirge, nicht weit von der Stadt Marrakesch entfernt. Faszinierend, dass es scheinbar Vierbeiner sind, die hier die Trails in Schuss halten. Hier eine Anliegerkurve, da ein kleiner natürlicher Sprung, dort eine technische Sektion und alles in einer atemberaubenden Landschaft. Jeder Trail ist auf seine Weise ganz besonders.
Doch der mit Abstand beste und landschaftlich beeindruckendste Trail ist der, den die Einheimischen den „Fliegenden Teppich“ nennen. Dieser 35 Kilometer lange Singletrail schlängelt sich zwischen steilen, mit Sträuchern bewachsenen Hängen durch eine Landschaft voller Farben, die ich noch in keinem Land zuvor so gesehen habe. Oben am Einstieg ist der Boden felsig und ähnelt einer riesigen Sandsteinplatte. Der Grip der Reifen ist perfekt, es rollt sich wie auf einer Murmelbahn durch die roten Hügel. Danach folgen Wellen über schwarzen Boden, die fast schon einem Pumptrack ähneln.
Mexiko, Oaxaca
Mexico - da habe ich mein Herz verloren! Noch nie habe ich eine Gegend gesehen, wo so unglaublich viele und so unglaublich gute Trails so dicht beieinander liegen. Schwer zu sagen, welcher nun „der Eine“ ist, aber wenn ich mich entscheiden muss, dann ist es der Cieneguilla bei Oaxaca. Auf diesem Trail haben die Locals das erste Enduro-Rennen ausgerichtet. Er startet in einem dschungelartigen Wald, die Reifen greifen in fluffigen Erdboden, Hindernisse sind so gut wie keine in Sicht.
Flowig geht’s in ein Tal, das besonders in der Abendsonne eine faszinierende Stimmung ausstrahlt. Doch dann steuert man auch schon auf die ersten technischen Finessen zu: Felsbrocken, die in der roten, lehmigen Erde kleben. Wobei nach sechs Kilometern Fahrt auch die Landschaft von Dschungel in Steppe wechselt. Und nach dem Ride dürfen die home made Tacos mit selbstgebranntem Mescal bei einer einheimischen Familie nicht fehlen!
Julia, gibt es ein Land, in dem du noch nicht warst, aber unbedingt noch mit dem Bike hinwillst?
Oh ja. Peru! Ich bin ja absoluter Mexiko-Fan, aber mir wurde schon mehrfach versichert, dass die Trails in Peru noch beeindruckender wären. Also muss ich da auf jeden Fall noch hin.
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