Adrian Kaether
· 15.07.2014
Fatbikes wird oft vorgeworfen, sie seien schwer, behäbig, rückschrittlich, tourenuntauglich. Mit diesem Vorurteil räumten zwei Überzeugungstäter jetzt auf. Auf einer Fatbike-Alpenüberquerung.
"Mit einem Fatbike über die Alpen? Nie im Leben macht das jemand!" Wahrscheinlich wäre das die gängige Reaktion der mountainbikenden Mehrheit in Deutschland auf die Idee einer Fatbike-Transalp. Dabei ist die Idee eigentlich nur konsequent.
Das Fatbike gilt bei seiner Fangemeinde als unmittelbare Weiterentwicklung des ursprünglichen Gedankes des Mountainbikes. Ein steifer Rahmen, zwei Räder mit dicken Reifen. Back to the roots. Fertig. So zumindest die Grundidee. Nur dass die Reifen bei Fatbikes eben doppelt so dick sind wie bei normalen Mountainbikes. Klar aber, dass die erste Fatbike-Transalp unbedingt auf der ersten Transalp-Route überhaupt, der Urtransalp – auch bekannt als Heckmair-Route – stattfinden musste.
Andi Heckmair selbst gab dazu den Startschuss. Er war vor 25 Jahren der erste, der auf einem Mountainbike auf der Fahrt von Oberstdorf nach Riva del Garda die Alpen überquerte. Die deswegen nach ihm benannte Heckmair-Route ist 410 Kilometer lang und überwindet 11500 Höhenmeter. Keine leichte Tour mit einem Mountainbike. Umso schwieriger mit einem Fatbike. Wer allerdings schon mal eines gefahren ist, der weiß, dass es gar nicht so schwer und träge ist, wie es aussieht.
Am 28. Juni ging es endlich los. Auf Specialized Fatbikes starten Matthias Buße und Daniel Schneider zu einer Tour, die weit größere Bedeutung hatte als eine normale Transalp. Sie sollte beweisen, das Fatbikes nicht die trägen, schweren Liebhaberbikes sind, für die sie landläufig noch gehalten werden, sondern im Gegenteil eine erstaunliche Einsatzbreite und Vielfältigkeit bieten. Mit ihren hohen Pässen und schwierigen Trail-Abfahrten auf der einen und langen Straßenetappen und Tragepassagen auf der anderen Seite war die Heckmair-Route dafür aus Sicht der beiden Pioniere wie geschaffen.
Sechs Tage lang kämpften sich die Fatbike-Helden über Straße und Schotter, durch Sonne, Regen und frischen Schnee. Einzige Probleme: zwei platte Reifen sowie schlechtes Wetter. Auf einem Blog berichteten Schneider und Busse jeden Abend über das was sie den Tag über erlebt hatten. Sogar eine kurze Videozusammenfassung von jedem Tag ist auf der Website der Fatbike-Transalp zu sehen.
Nach einer knappen Woche auf Monsterwalzen bei der Ankunft in Riva del Garda dann die Erkenntnis: Auf Fatbikes über die Alpen ist nicht nur möglich sondern auch sinnvoll. Dass Fatbikes nur für die Fahrt zum Eiscafé oder als Hingucker taugen auf denen man höchstens zehn Kilometer am Stück fahren kann, haben Matthias Buße und Daniel Schneider damit eindrücklich widerlegt. Und wer weiß, wie lange es dauert, bis der erste Biker das Transalprennen auf einem Fatbike beendet. Der Grundstein dafür ist jetzt jedenfalls gelegt.
Die angesprochenen Tagesberichte und Videos gibt’s auf www.fatbike-transalp.de zu sehen.
Die schönsten Bilder der Fatbike-Transalp hier in unserer Fotostrecke: