TransalpDie Ur-Route von 1990

BIKE Magazin

 · 13.07.2006

Transalp: Die Ur-Route von 1990Foto: Peter Neusser
Transalp: Die Ur-Route von 1990
Der Bergführer Andi Heckmair war der erste Mountainbiker, der die Alpen auf alten Säumerpfaden mit dem Mountainbike überquerte und nach sieben Tagen den Gardasee erblickte. Die Ur-Route!

16 Jahre ist es her, dass der Bergführer Andi Heckmair seinen Rucksack packte und sich vor seiner Haustür in Oberstdorf abstieß. Er war der erste Mountainbiker, der die Alpen auf alten Säumerpfaden überquerte und nach sieben Tagen den Gardasee erblickte. Die Ur-Alpenüberquerung für Mountainbiker, die auch heute noch gefahren wird!


389 km/11 000 hm • 7 Etappen • Schwierigkeit: ******
(max. 6 Sterne)
Die Route eignet sich für sehr gute Fahrtechniker mit alpiner Erahrung, die auch vierstündige Schiebepassagen in Kauf nehmen


Die Highlights: Schrofenpass, Schlappiner Joch, Scaletta-Pass, Passo Alpisella, Adamello-Gebirge, Tremalzo

Als echter Alpenüberquerer muss man sie einfach mal gefahren sein: die Ur-Route von Oberstdorf zum Gardasee. Tausende Mountainbiker sind den Spuren des Transalp-Pioniers Andi Heckmair bereits gefolgt. Selbst der Bayerische Rundfunk hat sich vor drei Jahren in den Sattel geschwungen, um Heckmair auf seiner Original-Route zu filmen.

Andi HeckmairFoto: Peter NeusserAndi Heckmair

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Keine Alpencross-Route für Einsteiger

„Die Idee, mit dem Rad durch die Alpen zu radeln, war nicht neu. Aber ich wollte sie auf alten Säumerpfaden überqueren und zwar so direkt wie möglich.“ Der Pionier muss selber schmunzeln, wenn er an seine erste Reise denkt. Denn es handelt sich dabei eher um ein hochalpines Abenteuer mit Bike. Während andere Transalp-Routen mit nur einer Trage- oder Schiebepassage (Alpenhauptkamm) auskommen, sollte man sich für diese Tour besser das Rahmendreieck polstern und bequeme Bike-Schuhe mit Profilsohle zulegen. „Aber diese einmalige Landschaft ist die Strapazen wert“ – verspricht der Transalp-Pionier.

Schon die erste Etappe ist nichts für schwache Nerven: Nur wenige Einroll-Kilometer hinter Oberstdorf wartet die etwa einstündige Kletterei über den mit Drahtseilen und Eisenbrücken gesicherten Schrofenpass.

Die Tragepassage am Schrofenpass ist die Schlüsselstelle am ersten Tag der Heckmair-Route.Foto: Peter NeusserDie Tragepassage am Schrofenpass ist die Schlüsselstelle am ersten Tag der Heckmair-Route.Hochalpine Erfahrung ist auf der Heckmair-Route eine Grundvoraussetzung: hier am Schrofenpass gleich hinter Oberstdorf.Foto: ArchivHochalpine Erfahrung ist auf der Heckmair-Route eine Grundvoraussetzung: hier am Schrofenpass gleich hinter Oberstdorf.

Auf den nächsten Tag können Sie sich freuen, wenn Sie ein exzellenter Abfahrer sind, denn der Trail nach Dalaas hinunter fordert alle Register. Und wer die ersten 600 Höhenmeter schieben muss, der kann sich damit trösten, dass er das Panorama länger genießen kann.
Am Schlappiner Joch wartet die nächste Trage­passage, doch dafür erntet man oben einen großartigen Ausblick in die Schweizer Berge und auf den folgenden Serpentinen-Trail. Diese aussichtsreiche Abfahrt wird am nächsten Tag noch getoppt und zwar vom Scaletta-Pass.
Die Highlights von Etappe 4: der Chaschauna-Pass – auf seine Tragepassage folgt eine Schotterabfahrt mit sensationellem Panorama ins Ortlermassiv – und der Passo Alpisella. Hier rollt man über 30 Kilometer auf einer fast flachen Höhen-Schotterstraße durch atemberaubende Landschaften.

So wie am Passo di Campo im Adamello-Gebirge, nur, dass man hier nicht rollt, sondern vier Stunden rauf- wie runterschiebt. Doch dann das große Finale am siebten Tag: die herrliche Militärstraßen-Abfahrt vom Tremalzo-Pass zum Gardasee hinunter!

Es geht auch leichter: andere Transalp-Routen

Kritiker behaupten, die Heckmair-Route beinhalte zu viele Trage- und Schiebepassagen, dazwischen aber auch zu lange Asphalt-Abschnitte.
Darüber könnte man streiten. Trägt doch ein abenteuerlustiger Alpenüberquerer sein Bike gern, wenn er dafür mit einer tollen Aussicht und einer spannenden Abfahrt belohnt wird. Schwieriger lässt sich der Passo di Campo rechtfertigen (6. Etappe): Vier Stunden bergauf und bergab schieben – da fragt man sich schon mal, warum man das Bike dabeihat. Transalp-Guru Uli Stanciu empfiehlt, das Adamello-Gebirge zu umfahren: Also am 4. Tag nicht nach Bormio abfahren, sondern weiter nach Anorga und über den Passo di Verva, Passo della Foppa, Passo del Tonale und Madonna di Campiglio, um dann in Pieve di Bono wieder auf die Original-Route zu stoßen. Info: www.traumtouren-transalp.de

Es gibt wohl keinen schöneren Transalp-Abschluss, als die berühmten Schotterkurven vom Tremalzo-Pass nach Riva – aber hinunter!Foto: BIKE MagazinEs gibt wohl keinen schöneren Transalp-Abschluss, als die berühmten Schotterkurven vom Tremalzo-Pass nach Riva – aber hinunter!

Touren-Info zur Heckmair-Route


Die Original-Heckmair-Route:
1. Etappe: ­Oberst­­­dorf – Rappenalptal – Schrofenpass (1 687 m) – Warth – Lech – Rauhes Joch (1 918 m). Übernachtung: Freiburger Hütte (1 931 m Tel. 0043/5556/73540).
2. Etappe: Freiburger Hütte – Dalaas – Bludenz – St. Gallenkirch – Gargellen – Schlappiner Joch (2 203 m) – Übernachtung in Klos­ters (FVA, Tel. 0041/81/4102020).
3. Etappe: Klosters – Davos – Gasthof Dürrboden – Scaletta Pass (2 606 m) – Übernachtung: S-chanf (FVA, Tel. 0041/81/8542255).
4. Etappe: S-chanf – Pass Chaschauna (2 694 m) – Livigno – Passo Alpisella (2 268 m). Übernachtung: Bormio (FVA, Tel. 0039/0342/902424).
5. Etappe: Bormio – St. Caterina – Gavia Pass (2 621 m) – Ponte Legno – Übernachtung: Edolo (FVA, Tel.0039/030/43418).
6. Etappe: Edolo – Cedegolo – Passo di Campo (2 288 m) – Übernachtung: Pieve di Bono (FVA, Tel. 0039/0465/685033).
7. Etappe: Pieve di Bono – Storo – Passo Ampolo (727 m) – Tremalzo-Pass(1 974 m) – Riva del Garda.


Karten: Kompass-Karten (Maßstab 1:50 000), Nr. 3 „Allgäuer Alpen“, Nr. 32 „Bludenz“, Nr. 71 „Adamello“, Nr. 72 „Ortler“, Nr. 102 „Lago di Garda“, Nr. 103 „Brescina“. Landeskarten der Schweiz (Maßstab 1:50 000) Nr. 5002 und Nr. 5013.


Literatur/Info: BIKE-Magazin 8/91, in der Reportage „Über alle Berge“ beschreibt Heckmair seine Route zum ersten Mal. Im Internet rafft der Pionier die Tour auf fünf Etappen zusammen: www.heckmair.de/transalp


GPS-Daten der Route: www.gps-tour.info

Wer sich die Tour vom Sofa aus anschauen und den Meister selbst schwitzen sehen will, bestellt sich die DVD: „Auf Heckmairs Spuren“, Preis: 17,95 Euro, www.br-shop.de
Die Route als geführte Tour gibt's bei folgenden Reiseveranstaltern:

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