VanlifeTipps für den MTB-Urlaub im Wohnmobil

Camper auf Kastenwagen-Basis haben sich inzwischen zu einer beliebten Wohnmobil-Gattung entwickelt.
Foto: Hymer
Unter den Sternen schlafen und morgens mit Aussicht auf den malerischen Alpenpass frühstücken – Camping ist echtes Abenteuer! Doch was sollte man beachten, wenn das Fahrrad am Heckträger eines Wohnmobils befestigt ist und der erste Roadtrip beginnt? Hier sind unsere Tipps für einen entspannten Einstieg ins Vanlife.

Autor: Jörg Lohse

Für Camping-Neulinge stellt sich oft die Frage, ob sie ein Wohnmobil kaufen oder mieten sollten. Das Mieten bietet den Vorteil, dass keine Wartungskosten oder Stellplatzgebühren für die Unterbringung außerhalb der Saison anfallen. Andererseits kann der Kauf langfristig günstiger sein, wenn regelmäßig gecampt werden soll. Je nach Größe sind in der Saison 100 bis 150 Euro pro Tag an Mietkosten zu kalkulieren. Ein eigenes Fahrzeug lässt sich individuell einrichten und ermöglicht spontane Reisen. Zu bedenken sind jedoch die laufenden Kosten für Versicherung, Wartung und eventuell notwendige Reparaturen. Inzwischen bieten auch Fahrzeughersteller diverse Mietoptionen ihrer Fahrzeugflotte an. Wer auf gerade angesagte 4x4-Vans steht, wird zum Beispiel bei Cross-Rent fündig. Eine andere Option ist das Carsharing von Wohnmobilen. Hier vereint man die Flexibilität des Mietens mit geringeren Kosten und kann verschiedene Modelle kennenlernen, bevor eine Kaufentscheidung getroffen wird.

Probieren geht über Studieren. Selbst Fahrzeughersteller bieten inzwischen fabrikneue Camper über eigene Mietflotten an. Bei Sunlight lassen sich über das Portal Cross-Rent sogar die sehr beliebten Allrad-Vans mieten.Foto: SunlightProbieren geht über Studieren. Selbst Fahrzeughersteller bieten inzwischen fabrikneue Camper über eigene Mietflotten an. Bei Sunlight lassen sich über das Portal Cross-Rent sogar die sehr beliebten Allrad-Vans mieten.

Das Wohnmobil beladen

Bevor die Reise beginnt, steht der Fahrzeug-Check an. Neben den üblichen Kontrollen (Ölstand, Reifendruck) sollten auch der Füllstand von Gasflasche (geht mit einer Körperwaage, das Leergewicht ist aufgedruckt) sowie Versorgungsbatterie (am Kontrollpanel des Wohnmobils) überprüft werden. Eine gründliche Reinigung des Wassertanks vor der Reise ist ebenfalls wichtig für die Hygiene, dabei checkt man auch gleich die Funktion der Wasserpumpe. Beim Beladen des Fahrzeugs gilt die Faustregel: Schweres nach unten, Leichtes nach oben. So liegt der Schwerpunkt tiefer und das Fahrverhalten bleibt stabil. Man sollte unbedingt darauf achten, das zulässige Gesamtgewicht, das in den Fahrzeugpapieren vermerkt ist, nicht zu überschreiten. Eine Überladung kann nicht nur teuer werden, sondern auch gefährlich sein. Daher empfiehlt es sich, sparsam zu packen und Lebensmittel lieber vor Ort einzukaufen. Jedes zusätzliche Kilo erhöht zudem den Spritverbrauch. Um auf der sicheren Seite zu sein, kann man das beladene Fahrzeug auf einer öffentlichen Waage wiegen. Viele Entsorgungsbetriebe oder Agrarhändler bieten diese Möglichkeit gegen eine geringe Gebühr an.

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Fahrräder an Bord

Die Kombination aus Rad- und Campingurlaub verspricht pure Freiheit und ist bei vielen Radfahrern beliebt. Je nach Art des Wohnmobils gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Zweiräder zu verstauen. Einige Fahrzeuge verfügen über eine Heckgarage, was gleich zwei Vorteile bietet: Die Räder sind sicher vor Diebstahl geschützt und bleiben nach der Fahrt sauber und fahrbereit. Für den Transport motorisierter Zweiräder oder mehrerer Fahrräder empfehlen sich Fahrradträger, die am Chassis oder an der Heckwand montiert werden können. Wenn das Rad im Innenraum transportiert werden muss, gibt es auch tragbare Bodenhalterungen. Es ist jedoch wichtig, die Fahrräder immer sicher zu verzurren, um ein Verrutschen während der Fahrt zu verhindern. Bei der Miete eines Wohnmobils sollte im Voraus geklärt werden, welche Möglichkeiten für den Fahrradtransport zur Verfügung stehen.

Beim Anmieten von Wohnmobilen sollten gleich Extras wie zum Beispiel Fahrradträger gleich mitbestellt werden.Foto: RoadsurferBeim Anmieten von Wohnmobilen sollten gleich Extras wie zum Beispiel Fahrradträger gleich mitbestellt werden.

Sicher und entspannt unterwegs

Für eine stressfreie Anreise ist es ratsam, sich die Route vorab genau anzuschauen und nicht blind dem Navigationsgerät zu vertrauen. Anfänger sollten enge Altstadtgassen oder unbefestigte Wege meiden. Wir empfehlen auch, für Mautstrecken immer etwas Kleingeld oder eine Kreditkarte bereitzuhalten. In manchen Ländern ist es vorgeschrieben, ein Ersatzglühbirnen-Set mitzuführen – ein Check der jeweiligen Bestimmungen vor der Reise ist daher unerlässlich. Camper mit großen Aufbauten, vor allem Alkoven-Modelle, können sich als echte Spritschlucker entpuppen und sind zudem sehr windanfällig. Umso mehr gilt es, die Fahrweise darauf anzupassen: gleichmäßig und mit niedriger Drehzahl fahren, runter von der Überholspur, häufiges Abbremsen und Beschleunigen vermeiden. Diese Fahrweise führt nicht nur zu einem günstigeren Verbrauch, sondern trägt auch zu einer entspannteren Reise bei.

Ankunft auf dem Campingplatz

Nach der Anmeldung an der Rezeption ist der erste Weg zur Ver- und Entsorgungsstation. Hier kann der Frischwassertank aufgefüllt und bei Bedarf das Abwasser entsorgt werden. Beim Einparken auf dem zugewiesenen Stellplatz ist es hilfreich, sich an den benachbarten Fahrzeugen zu orientieren. Mit Kunststoffkeilen unter den Rädern lässt sich das Wohnmobil waagerecht ausrichten. Die korrekte Ausrichtung im Inneren kann ganz einfach mit einer Wasserflasche überprüft werden. Andere Möglichkeit: die Wasserwaage als App auf dem Smartphone nutzen. Nun noch den Strom anschließen und die Gasflasche aufdrehen. Nach diesen Standardarbeiten kann der eigene Stellplatz eingerichtet werden und der Urlaub beginnen. Dabei sind die ungeschriebenen Regeln des Campingplatzes zu beachten: Hunde gehören an die Leine, das Betreten fremder Parzellen ist zu vermeiden und die Privatsphäre der Nachbarn zu respektieren.

Viele Mountainbiker wie zum Beispiel Downhill-Star Jasper Jauch schwören inzwischen auf den universaltauglichen Kastenwagen mit Campingausstattung, am besten sogar mit Allradantrieb.Foto: SunlightViele Mountainbiker wie zum Beispiel Downhill-Star Jasper Jauch schwören inzwischen auf den universaltauglichen Kastenwagen mit Campingausstattung, am besten sogar mit Allradantrieb.

Planung als Schlüssel zum Erfolg

Für den Anfang empfiehlt es sich, kein zu großes Fahrzeug zu wählen. Eine Testfahrt vor der Buchung hilft, ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen. Dabei sollte beachtet werden, dass Bremsweg und Wendekreis bei einem Wohnmobil oder Gespann länger und größer sind als bei einem Pkw. Es ist ratsam, die genauen Maße des Fahrzeugs, insbesondere die Höhe, zu notieren und ans Armaturenbrett zu heften. So lassen sich unangenehme Überraschungen an Brücken und in Unterführungen, vor allem aber auch bei Parkplätzen mit Höhenbeschränkung vermeiden. Bei der Routenplanung sollten Anfänger es nicht übertreiben. Kürzere Etappen und ausreichend Pausen sind empfehlenswert. Unser Tipp: Verreisen nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Deshalb nicht mehr als 200 Kilometer pro Tag zurücklegen und alle drei Stunden eine Pause einlegen! So kommt man entspannt am Ziel an und kann den Urlaub von Beginn an genießen.

Das Bett dort aufstellen, wo es am schönsten ist...? Vorsicht: In vielen Ländern ist das Campen abseits von offiziellen Stell- oder Campingplätzen nicht mehr erlaubt. Die große Ausnahme: Skandinavien.Foto: HymerDas Bett dort aufstellen, wo es am schönsten ist...? Vorsicht: In vielen Ländern ist das Campen abseits von offiziellen Stell- oder Campingplätzen nicht mehr erlaubt. Die große Ausnahme: Skandinavien.

Unverzichtbare Helfer an Bord

Für einen reibungslosen Campingalltag sollten einige praktische Helfer nicht fehlen. Eine Spülwanne, Gummihandschuhe für die Toilettenreinigung sowie ein Multitool, Kabelbinder und Gaffer-Tape für kleinere Reparaturen gehören zur Grundausstattung. Wer Geld sparen und flexibel bleiben möchte, kocht im Urlaub selbst. Die meisten Wohnmobile sind mit einer vollwertigen Küche ausgestattet, die neben Kühlschrank, Gasherd und Spüle oft auch ein Eisfach und einen Backofen umfasst. Ein Gasgrill erweitert die Kochmöglichkeiten und sorgt für echtes Urlaubsfeeling. Die richtige Ausstattung erleichtert den Campingalltag erheblich und trägt dazu bei, dass der Urlaub entspannt und komfortabel verläuft.

Sicherheit beim Camping

Obwohl Camping zu den sichersten Urlaubsformen zählt, sollten einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Wertsachen und Schmuck sollte man am besten zuhause zu lassen und Bargeld immer am Körper tragen. Das Fahrzeug sollte auch bei kurzer Abwesenheit abgeschlossen werden. Übernachten sollte man ausschließlich auf offiziellen Campingplätzen. Von Übernachtungen auf Autobahnraststätten wird dringend abgeraten, da diese oft Ziel von Diebstählen sind. Es ist ratsam, sich wichtige Telefonnummern für den Notfall zu notieren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann zusätzliche Sicherheitsvorrichtungen wie Lenkradkrallen, Zusatzschlösser oder eine Alarmanlage installieren.

Autark ist das große Stichwort, wenn es um die Freiheit erst auf vier und dann auf zwei Rädern geht. Aber auch hier gilt: Sparsam mit Ressourcen umgehen und den ökologischen Fußabtritt minimieren.Foto: KnausAutark ist das große Stichwort, wenn es um die Freiheit erst auf vier und dann auf zwei Rädern geht. Aber auch hier gilt: Sparsam mit Ressourcen umgehen und den ökologischen Fußabtritt minimieren.

Nachhaltig? Natürlich!

Camping bietet eine großartige Möglichkeit, nachhaltig zu reisen und die Natur zu genießen. Um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, sollte man sparsam mit Wasser umgehen und biologisch abbaubare Reinigungsmittel verwenden. Eine sorgfältige Mülltrennung und die Nutzung der Recycling-Möglichkeiten auf dem Campingplatz tragen ebenfalls zum Umweltschutz bei. Wer beim Einkaufen lokale Produkte bevorzugt, unterstützt damit gleichzeitig die regionale Wirtschaft. Viele moderne Wohnmobile sind mit Solarpanels ausgestattet, die umweltfreundlichen Strom liefern. Inzwischen gibt es auch viele mobile Lösungen, die vor Ort schnell zur Sonne hin ausgerichtet sind. Doch Obacht: Um ein E-Bike zu laden, braucht es einen Wechselrichter, um den so erzeugten Strom von 12 Volt auf 230 Volt zu wandeln. Wer an seinem Standplatz mit „Landstrom“ versorgt wird, hat es da deutlich einfacher. So oder so, wichtig ist: Wenn der Camper einmal steht, bleibt er am besten stehen! Dann heißt es: Rein in die Pedale, um dieselfrei und mit eigener Muskelkraft die Gegend zu erkunden.

Fahrzeug, Zubehör, Standplatz: Das kleine Ausrüstungs-ABC

Fahrzeugfakten

  • Maximale Zuladung je nach Fahrzeug 400 bis 800 Kilogramm
  • Gesamtgewicht 2,8 bis 3,5 Tonnen bei Wohnmobilen der Führerscheinklasse B
  • empfohlene Höchstgeschwindigkeit 100 km/h auf Landstraßen, 130 km/h auf Autobahnen
  • Kapazität des Frischwassertanks variiert je nach Modell, meist 80 bis 150 Liter (nur abgekocht verwenden)
  • Abwassertank („Grauwasser“) meist 80 bis 150 Liter

Sicherheitsausrüstung

Wohnmobil-Grundausstattung

Campingzubehör

Standplatz-Basics

  • 230-Volt-Stromanschluss mit maximal 16 Ampere, meist eigene CEE-Kupplung erforderlich
  • Wasseranschluss in der Regel mit 3/4-Zoll-Gewinde
  • Kennzeichnung der Entsorgungsstationen beachten: Fäkalientank und Grauwasser werden voneinander getrennt entsorgt – unbedingt Hygienevorschriften einhalten!

Buchtipp

Buchtipp: Europa elektrisch - von Christian SchlüterFoto: Delius Klasing VerlagBuchtipp: Europa elektrisch - von Christian Schlüter

Der VW Bulli feiert aktuell seinen 75. Geburtstag. Wie kein anderes Gefährt symbolisiert das Kultmobil den Traum vom „easy living“ auf vier Rädern. Aber gilt das auch für die jüngste Evo-Stufe, den vollelektrischen ID.Buzz? Bulli-Fan Christian Schlüter hat es ausprobiert und ist mit reiner E-Power von Island bis nach Rumänien gereist. Ein Reisetagebuch, gemixt mit mit vielen tollen Porträts der Bulli-Community. Gebunden; 256 Seiten; 49,90 Euro >> hier direkt kaufen.

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