Tipps & Tricks BikepackingAb ins Abenteuer - Bikepacking, aber richtig!

Mirijam Pelikan

 · 13.06.2024

Bikepacking bedeutet Freiheit - die wichtigsten Tipps und Tipps für die ultimative Bike-Erfahrung
Foto: Giovanni Caldera
Weg vom Überflüssigen, hin zum Wesentlichen: Dafür steht Bikepacking wie keine andere Urlaubsart. Vor einem liegt der Horizont, unberührt und einladend. Jeder Tritt in die Pedale führt tiefer in die Natur, auf Pfade, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Hier zählt nicht das Ziel, sondern der Weg. Die wichtigsten Tipps und Tricks fürs Bikepacken.

Bikepacking verwandelt jede Radtour in ein minimalistisches Abenteuer. Man ist mehrere Tage mit dem Fahrrad unterwegs und reist dabei mit leichtem Gepäck. Denn die Zeiten der großen Satteltaschen sind passé. Die Ausrüstung – Zelt, Schlafsack, Kleidung und Verpflegung – wird in speziellen Taschen direkt am Rahmen, Sattel und dem Lenker befestigt. Der Reiz? Absolute Freiheit – Bikepacking bietet Unabhängigkeit und Flexibilität auf zwei Rädern. Während im Zug oder Auto die Natur schnell vorbeizieht, ist sie beim Bikepacking Teil des Reiseerlebnisses.

Das richtige Fahrrad für Bikepacking

Bevor man die Welt des Bikepackings erkundet, sollte man sich eine entscheidende Frage stellen: Was treibt mich an? Die Geschwindigkeit auf dem Asphalt oder eher die unberührten Pfade abseits der Strecke? Die Antwort bestimmt, welches Fahrrad am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt. “Für Asphalt verlasse ich mich auf mein Rennrad, für Schotterwege auf mein Gravelbike und für anspruchsvolles Gelände nehme ich mein Mountainbike”, erklärt Sara Hallbauer, die professionell Bikepacking-Rennen fährt. “Am Anfang sollte man sich nicht zu sehr stressen – oft reicht das Fahrrad aus, das man bereits besitzt.” Der Trend geht unter Bikepackern zum Gravelbike, dem Allrounder. Aber Vorsicht: Wenn Sie Routen mit technisch schwierigen Abschnitten wählen, sollten Sie kein zu dünnes Reifenprofil haben und eher auf ein Mountainbike setzen.

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Das braucht man für Bikepacking

“Was man mitnimmt, hängt immer von der Schlafstrategie ab”, so Hallbauer. Übernachtet man im Hotel, kann man natürlich getrost auf das Zeltequipment verzichten. Hallbauers ultraleichtes Zelt passt neben den Regenklamotten in die Lenkertasche. Ihre Kleidung für die Nacht besteht meist aus einem Longsleeve-Shirt, einer Hose, warmen Socken und einer Mütze. All das plus eine warme Daunen-Jacke, das Erste-Hilfe-Set und den Schlafsack packt sie in die Satteltasche. In die Oberrohrtasche kommen dann Riegel und die Elektronik, beispielsweise die Powerbank. Schwere Gegenstände, wie Essen, Werkzeug und der Wassertank verstaut man in der Rahmentasche. “Der Schwerpunkt des Fahrrads verlagert sich auf diese Weise in die Mitte und nach unten. Man ist so bestens gewappnet für Offroad-Strecken”, sagt Hallbauer.

Zur Person: Sara Hallbauer, Bikepacking-Profi

Sara Hallbauer: Über Umwege kam sie zum Bikepacking - und das wurde ihre große LeidenschaftFoto: Giovanni CalderaSara Hallbauer: Über Umwege kam sie zum Bikepacking - und das wurde ihre große Leidenschaft

Sara Hallbauer kam auf Umwegen zum Bikepacking: Als leidenschaftliche Sportlerin hatte sie eine Vorliebe für das Reiten, den Berg- und den Skisport. Doch als ihr geliebtes Pferd eingeschläfert werden musste und ein Ski-Touren-Unfall zu einem gebrochenen Knöchel führte musste ein neues Hobby her. Ihr Arzt empfahl Radfahren zur Genesung. Hallbauer verliebte sich sofort in diese Aktivität. Schnell war der Entschluss gefasst, mit dem Rad längere Touren zu fahren. Im Jahr 2020 nahm sie an der Bikepacking Transgermany Tour teil. Eine Tour vom Rhein bis zum Kap Arkona, die quer durch Deutschland führt. Seitdem hat die Sportlerin an vielen offiziellen Bikepacking-Rennen teilgenommen, unter anderem dem Transcontinental Race, Northcape 4000 und Race across France. Auch privat reist sie gerne mit dem Fahrrad in den Urlaub, allerdings in gemütlicherem Tempo. Auf ihrem Blog bikepackers.de berichtet Sara regelmäßig über ihre jüngsten Bikepacking-Abenteuer.

Auf ihrem Blog www.bikepackers.de berichtet Sara Hallbauer regelmäßig detailliert von ihren jüngsten Bikepacking-Abenteuern. Nachmachen erlaubt!Foto: Giovanni CalderaAuf ihrem Blog www.bikepackers.de berichtet Sara Hallbauer regelmäßig detailliert von ihren jüngsten Bikepacking-Abenteuern. Nachmachen erlaubt!

6 Bikepacking-Tipps von Sara Hallbauer

1. Langsam Tritt fassen

Die Entfernung sollte bei der ersten Tour nicht zu groß sein. Je nach sportlichem Level reichen 60-100 Kilometer an einem Tag. “Es bietet sich an, Familie und Freunde zu besuchen und erst nach und nach längere Routen zu planen”, so Hallbauer. “Aber keine Sorge, Bikepacken ist nichts anderes als Fahrradfahren, das kann echt jeder.” Übrigens, wer seine erste Bikepacking-Tour mit dem Mountainbike plant, kann seine Downhill-Skills bei DAV-Technikkursen auffrischen.

2. Keine Ausreden

Das Wichtigste ist, einen Termin im Kalender zu buchen und dann auch wirklich loszufahren. “Man sollte sich nicht von Regen abschrecken lassen. Auch bei schlechtem Wetter macht Bikepacking Spaß”, so Hallbauer. Sie empfiehlt den Meteo Blue Wetterradar, um beispielsweise Pausen während Regenschauern einzulegen.

3. Nicht ohne mein Flickzeug

Wer länger mit dem Rad unterwegs ist, muss gewisse Reparaturfähigkeiten beherrschen. Schlauch und Mantel flicken zu können sind das A und O – sonst findet Ihre Radtour ein schnelles Ende. Hallbauer rät ein Werkzeug-Tool, Flickzeug, eine Luftpumpe, einen Ersatzschlauch sowie mindestens drei Reifenheber einzupacken.

4. Trinken, Trinken, Trinken

Auf dem Fahrrad vergisst der ein oder andere die Zeit. Dabei ist Flüssigkeitszufuhr unerlässlich. Auch hin und wieder einen Riegel zu snacken, sorgt für die nötige Energie beim Bikepacking.

5. Tabu: Wildcampen

“Beim Begriff Wildcamping hat man direkt die Romantik von einem Zelt in der Natur im Kopf. Aber das ist ein großes Problem für Natur- und Wildschutz”, so Hallbauer. In Deutschland ist Wildcamping daher nicht erlaubt. Suchen Sie sich lieber einen Privatgrund, auf dem Sie ihr Zelt legal aufstellen dürfen oder übernachten Sie auf einem Campingplatz.

6. Heimkehr-Hacks

Für wen die Heimreise mit dem Rad nicht infrage kommt, der sollte sich bereits im Voraus um einen Platz im Zug kümmern. Fahrradstellplätze sind im Sommer rar. Hallbauers Trick: Sie lässt sich eine zusammenfaltbare Fahrradtasche an ihren Zielort schicken, macht das vordere Rad ab, legt den Lenker um und packt das Rad in die Tasche. “So gilt es als Gepäckstück und ist weniger sperrig”, sagt die Expertin. Alternativ bieten einige Orte auch Bikeshuttles an, beispielsweise am Gardasee. Der Bus bringt Radler samt Rad sicher wieder zurück in die Heimat. Auch Flixbus hat sich für Hallbauer für die Heimreise bewährt.

Equipment-Tipps: Nützliche Dinge fürs Bikepacking

Fahrradtaschen von Cyclite: robuste Food Pouch, ca. 40 Euro
Foto: Kuse Aichhorn
  • Fahrradtaschen von Cyclite: robuste Food Pouch, ca. 40 Euro >> hier erhältlich
  • Wetterfeste Oberrohrtasche, ca. 90 Euro
  • Multifunktionswerkzeug TOM 18 aus rostfreiem Chrom-Vanadium-Werkzeugstahl von SKS Germany, ca. 17 Euro >> hier erhältlich
  • Mini-Standluftpumpe von Lezyne, 160 psi/11 bar, ca. 55 Euro >> hier erhältlich
  • Ultraleichtzelt “Lizard Seamless” für Sommer, Frühjahr und Herbst von Vaude für 1-2 Personen, ca. 650 Euro >> hier erhältlich
  • Leichter Rennradhelm “Rise” mit schnelltrocknender Helmpolsterung von Uvex, ca. 120 Euro >> hier erhältlich


Bikepacking-Tourenvorschläge

Mit ihrer reichen Erfahrung aus vielen gefahrenen Routen hat Bikepacking-Profi Sara Hallbauer zwei maßgeschneiderte Strecken für uns kuratiert.



Routenvorschläge von Sara HallbauerRoutenvorschläge von Sara Hallbauer

Route 1 (blau): Für Bikepacking-Liebhaber

Die Klassiker-Route führt von Bad Tölz bis zum Isarursprung. Sie ist circa 80,5 Kilometer lang. Wer nach mehr Kilometern dürstet, kann die Fahrt bereits in München beginnen und so die Strecke erweitern. Am besten plant man - je nach Kondition – am Ziel eine Übernachtung ein, damit man am folgenden Tag gestärkt die Rückroute in Angriff nehmen kann.

Route 2 (orange): Für Bikepacking-Profis

Die “Tour Royal” beginnt beim Königsschloss in Hohenschwangau bei Füssen und führt Sie entlang des Tegernsees und des Chiemsees hin zum Königssee in Schönau. Die Route kann in drei Tagesetappen mit jeweils etwa 100 Kilometern zurückgelegt werden. Wichtig ist: Diese Tour ist nichts für Ungeübte. Hier werden Kondition und Willenskraft gefordert.

Sara Hallbauer hat ihre schönsten Strecken auf komoot zusammengestellt: https://www.komoot.com/de-de/collection/2015167/saras-schoenste-schotterstrecken-graveln-im-toelzer-land



Tipps für Bikepacking mit dem E-Bike

Ralf Reins von der e-motion experts GmbH klärt über die wichtigsten Fragen zur Bikepacking-Tour mit dem E-Bike auf.

MYBIKE: Was sind die Vorteile für Bikepacking mit dem E-Bike?

Ralf Reins: E-Bikes reduzieren den Kraftaufwand und vergrößern die Fahrdistanz. Insbesondere älteren Fahrern und Bikepacking-Startern kommt das zugute. Zudem kann die Packliste beim Bikepacking mit dem E-Bike großzügiger ausfallen, da der Motor die höhere Zuladung abfängt. Aufgepasst: Möchte man die E-Bike Tour mit einer Bahnfahrt kombinieren, sollte man auf das Gewicht des E-Bikes achten.

Welches E-Bike bietet sich an?

Vor allem Trekking- und SUV-E-Bikes sind meist auf die Anforderungen von Bikepacking ausgelegt. Neben den klassischen Modellen gibt es viele weitere Systeme, die sich fürs Bikepacking eignen: Kompakte bzw. Light-E-Bikes sind besonders praktisch im Handling, Full-Power-E-Bikes entfalten eine ordentliche Portion an Kraft. Ganz egal, welches E-Bike Sie wählen: In jedem Fall raten wir dazu, das E-Bike bei einer Probefahrt selbst zu testen.

Wie verwalte ich die Akkulaufzeit effektiv auf längeren Bikepacking-Touren?

Hochwertige Motorensysteme zeigen im Display die Restreichweite in der jeweiligen Unterstützungsstufe an. Um möglichst effizient ans Ziel zu kommen, kann man die unterschiedlichen Stufen des Motors clever und vorausschauend nutzen: Den Eco-Modus für flache Strecken und den Turbo-Modus für steile Passagen. Ganz moderne Systeme verfügen sogar über einen Automatikmodus.


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