Wer öfter mal mit dem Auto zur Fahrradtour anreist oder seine Bikes mit in den Urlaub nimmt, kennt das Problem: Das erste Bike lässt sich noch ohne Weiteres auf dem Fahrradträger montieren. Doch schon beim zweiten geht das Geduldspiel los: Wo passt die Halterung durch den Rahmen des ersten Bikes? Findet sich überhaupt noch eine geeignete Befestigungsposition? Besonders knifflig ist das Verladen bei verwinkelten Rahmenkonstruktionen oder voluminösen Rohren. Da rollen schon vor der Abfahrt die ersten Schweißperlen. Mit dem neuen Epos will Thule Abhilfe schaffen.
Preis: 999 Euro für 2 Fahrräder / 1099 Euro für 3 Fahrräder
Mit dem neuen Epos Fahrradträger will Thule dem nervigen Fahrrad-Tetris ein Ende setzen. Dafür haben die Schweden eine neue, clevere Art der Fahrradhalterung entwickelt. Die Greifarme werden nicht wie bei klassischen Fahrradträgern an einem Bügel an der Rückseite des Fahrradträgers befestigt, sondern befinden sich jeweils zwischen den Schienen für die einzelnen Fahrräder. Die Rahmenhalter sind schwenkbar und sollen besonders viele Optionen bieten, die Bikes auf dem Träger zu befestigen.
Das Anbringen der Fahrräder soll somit denkbar einfach ablaufen: Teleskophalterung hochklappen, Bike auf den Träger hieven und mit dem Ratschenband befestigen. Beim zweiten oder dritten Rad ist der Ablauf genau derselbe. Das nervige Führen der Haltearme durch den Rahmen entfällt somit. Auch die Reihenfolge, in der die Bikes verladen werden, spielt somit keine Rolle mehr.
Die Haltearme am neuen Thule Fahrradträger sind über ein einfaches Ratschensystem in der Höhe verstellbar sowie an der Befestigung am Träger schwenkbar gelagert. In der Transportposition liegen sie horizontal auf Höhe der Schienen. Ebenfalls im Winkel verstellbar sind die Köpfe der Haltearme. Sie sind mit Ratschenbändern ausgestattet, die Rohrdurchmesser zwischen 20 und 90 Millimeter umfassen. Zudem verfügen Sie über Gummischützer, die vor allem zu hohen Druck an Carbonrahmen verhindern sollen. Die Haltearme des Thule Epos lassen sich jedoch nicht nur an jeder beliebigen Position am Rahmen sondern auch an den Hinterrädern befestigen. Somit ergeben sich besonders vielfältige Anbringungsmöglichkeiten.
Wie die meisten modernen Fahrradträger lässt sich auch beim Epos jede Schiene mit maximal 30 Kilogramm belasten. Somit können selbst schwere Bikes locker transportiert werden. Weil die Gesamtzuladung sowohl bei der Zweifach- als auch bei der Dreifach-Variante bei 60 Kilogramm liegt, ist jedoch zumindest die Zuladung mit drei E-Bikes beschränkt.
Tipp: Die maximal mögliche Last hängt zudem von der Freigabe der Anhängerkupplung ab. Hier sollte man vor dem Kauf einen Blick in den Fahrzeugschein werfen und die erlaubte Stützlast prüfen. Die ist in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 ("Fahrzeugschein") unter dem Punkt 13 vermerkt.
Über ein praktisches Fußpedal kann der Thule Epos auf der Kupplung abgeklappt werden, was den Zugang zum Kofferraum auch in beladenem Zustand sichert. Für die meisten gängigen PKW dürfte der Abklappwinkel des Fahrradträgers ausreichend sein. An Bussen oder Transportern klappt der Träger aber nicht weit genug nach hinten weg. Hier bleibt der Zugang zum Kofferraum versperrt.
Mit einem Schienenabstand von 250 Millimetern sollten auch Bikes mit wuchtigen Gabeln à la Fox 38 und mit ausladenden Hinterbauten locker Platz auf dem neuen Thule Epos finden. Zudem nehmen die 1350 Millimeter langen Schienen des Fahrradträgers auch Bikes mit langen Radständen auf. Die standardmäßig verbauten Ratschenbänder sichern Reifen bis zu 3,2 Zoll Breite. Mit den optional erhältlichen längeren Bändern lassen sich auch Fatbikes mit Reifen bis zu 4,7 Zoll Breite befestigen.
Der Thule Epos kommt komplett vormontiert aus der Verpackung und wirkt bereits auf den ersten Blick sehr aufgeräumt. Der 13-polige Stecker ruht auf einer eigens dafür vorgesehenen Halterung. Sämtliche Ratschenbänder stecken ebenfalls in separaten Ösen. Nichts klappert, nichts hängt lose herum.
Mit seinen 17,3 Kilo ist der Epos Fahrradträger schon in der 2er-Version kein Leichtgewicht. Doch die beiden Schienen bilden in zusammengeklapptem Zustand einen praktischen und bequemen Tragegriff. So lässt sich der Thule passabel von seinem Lagerort zur Anhängerkupplung transportieren und auf dieser absetzen. Zum Sichern drückt man einfach den großen und griffigen Hebel bis zum Einrasten nach unten. Schienen abklappen. Stecker anschließen. Nummernschild einsetzen. Fertig.
Eine Anzeige, welche den sicheren Sitz auf der Kupplung signalisiert, gibt es leider nicht. Das ist schade, denn die 47 Kilo, mit denen man den Träger auf der Kupplung fixieren muss, werden wohl die wenigsten im Gefühl haben. Im Zweifel sollten die Klemmbacken lieber etwas fester sitzen. Die Klemmkraft hierfür lässt sich sehr einfach über ein Rändelrad unterhalb des Griffes einstellen.
Das Sichern der Bikes auf dem Epos ist tatsächlich so einfach, wie es Thule in seiner Pressemitteilung beschreibt: Die Haltearme lassen sich einfach im gewünschten Winkel positionieren. Die Länge lässt sich ohne Hebel oder Ratsche einfach durch Ziehen variieren. Der Kopf der Haltearme ist zudem um etwa 270 Grad drehbar.
So lässt sich das Ratschenband immer im optimalen Winkel um den Rahmen führen. Die Ratschen sind gut erreichbar und leicht bedienbar. Schöne wäre eine Drehmomentbegrenzung, wie man es von anderen Herstellern oder von den klassischen Klemmen anderer Thule-Fahrradträger kennt. Doch auch so sind die gummierten Bänder deutlich schonender zu Carbonrahmen als klassische Klemmen.
Durch die unterschiedlichen Optionen, die Haltearme in Länge oder Winkel zu verstellen, ergeben sich zahllose Positionen zur Befestigung. Selbst arg verwinkelte Rahmen haben in unserem Test beim Beladen kein Problem dargestellt. Die Schienen nehmen selbst 2,6er Schlappen locker auf. Lediglich bei sehr langen Radständen kommen die Standard-Ratschenbänder für die Laufräder an ihre Grenzen und man muss das Bike auf dem Träger exakt ausrichten, um diese schließen zu können. Zudem kann der zweite Haltearm unter Umständen mit den Pedalen des ersten Fahrrades kollidieren, sodass der gewünschte Befestigungswinkel nicht mehr eingestellt werden kann.
Im Zubehör-Sortiment der Schweden findet sich natürlich die inzwischen obligatorische Auffahrtsschiene für schwere Bikes (69,95 Euro). Sie lässt sich einfach an den Seiten der Schienen einhängen und bei Nichtgebrauch klein zusammenfalten.
Eine besonders sinnvolle Ergänzung ist das in Zusammenarbeit mit Abus entwickelte hochwertige Kabelschloss für mehr Schutz vor Diebstahl. Das robuste Kabel hat eine Länge von 150 cm und eine Stärke von 1,2 cm. Das Schloss wird fest mit dem Fahrradträger verbunden und reist so immer mit. Preis: 69,95 Euro.
Fazit: Wer kurz vor der Urlaubssaison noch auf der Suche nach dem passenden Transportsystem für seine Fahrräder ist, ist mit dem neuen Thule Epos gut beraten. Er verbindet solide Verarbeitung mit extrem komfortablem Handling und großzügigem Platzangebot für alle Arten von MTBs. Besonders clever ist die Anbringung der Haltearme zwischen den Schienen gelöst, womit sich der Epos besonders einfach beladen lässt. Die flexiblen Haltearme ermöglichen viele Klemmpositionen und sind dank Ratschensystem und Gummischutz schonend zu Carbon-Rahmen.