Gewitter in den Bergen können für Wanderer, Biker und Bergsteiger schnell zur lebensbedrohlichen Gefahr werden. Auch wenn die Wettervorhersage für den Tag keinen Regen meldet, können sich gerade im Sommer örtlich begrenzte Gewitter entwickeln. Experten raten daher, den Himmel während der Tour stets aufmerksam zu beobachten. Zu den Warnzeichen für ein nahendes Unwetter zählen sich auftürmende Wolken, die oben wie gegen eine unsichtbare Grenze stoßen. Auch dunkle Wolken, Wetterleuchten, einzelne Blitze oder Donnergrollen in der Ferne sowie aufkommender starker Wind und Regen deuten auf ein herannahendes Gewitter hin. In solchen Fällen sollte man eine Wanderung so rasch wie möglich abbrechen und Schutz suchen. Tipp: Installiere die App des deutschen Wetterdienstes, sie ist ziemlich akkurat.
Um das Risiko von Gewittern zu minimieren, empfehlen Experten eine sorgfältige Tourenplanung. Besonders in den Sommermonaten, wenn die Gewittergefahr am größten ist, sollte man möglichst früh am Morgen aufbrechen. Ziel sollte es sein, den Ausgangspunkt im Tal oder die nächste Schutzhütte bereits am frühen Nachmittag zu erreichen. Bei unsicherer Wetterlage sind kürzere Touren mit Ausweichmöglichkeiten zu bevorzugen. Entlang der Route sollten sichere Unterstellmöglichkeiten wie Gasthöfe oder Schutzhütten bekannt sein. In vielen Wandergebieten bieten zudem Wanderbusse die Möglichkeit, einzelne Etappen oder den Rückweg bei Bedarf abzukürzen. Neben der Nutzung von Wetter-Apps empfiehlt es sich, auch den lokalen Wetterbericht im Radio zu verfolgen oder Einheimische nach ihrer Einschätzung zu fragen.
Bricht ein Gewitter aus, ist es entscheidend, schnell einen geeigneten Schutzort aufzusuchen. Den besten Schutz bieten Gebäude mit einer Blitzschutzanlage oder ein geschlossenes Auto. Auch spezielle Unterstände mit Blitzschutzanlage sowie Bushaltestellen mit Metallstützen und Metalldach können einen gewissen Schutz vor Blitzen bieten. Offene Schutzhütten oder Unterstände ohne Blitzableiter sind hingegen keine sicheren Zufluchtsorte. Experten warnen zudem davor, unter Bäumen Schutz zu suchen. Wird ein Baum vom Blitz getroffen, kann er explodieren und Teile über größere Entfernungen verteilen. Im Wald besteht daher bei Gewitter ebenso Lebensgefahr wie im freien Gelände. Der Spruch: “Eichen sollst du meiden, Buchen sollst du suchen”, bezieht sich zwar nicht auf die Baumsorte, sondern zielt darauf ab, frei stehende Bäume (oft Eichen) zu meiden, sondern eher im homogenen Wald (Buchen) Schutz zu suchen – Experten raten aber in beiden Fällen ab.
Befindet man sich bei einem Gewitter im freien Gelände, sollte man exponierte Stellen wie Grate oder Klettersteige umgehend verlassen. Stattdessen empfehlen Experten, wenn möglich die Nähe einer Felswand aufzusuchen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit eines direkten Blitzeinschlags geringer. Allerdings sollte man mindestens einen Meter Abstand halten, um einen Überschlag des Blitzes zu vermeiden. Die Beine sollte man auch hier eng zusammenstellen, um die Gefahr der sogenannten Schrittspannung zu reduzieren. In einer Gruppe sollten sich die Personen in einem Abstand von 3 bis 5 Metern voneinander entfernt positionieren. Entgegen früherer Empfehlungen raten Experten heute davon ab, sich in die Hocke zu begeben, da dies eine falsche Sicherheit vermittelt.
Bei Gewitter sollte man sich unbedingt von Gewässern fernhalten. Blitze können in Seen oder Flüsse einschlagen und den Strom über größere Distanzen im Wasser weiterleiten. Schwimmen oder der Aufenthalt in Booten sind daher bei Blitzgefahr lebensgefährlich. Besonders riskant ist es auf einem Segelboot aufgrund des hohen Masts. Auch alle metallischen Gegenstände wie Handys, Fahrräder oder Wanderstöcke sollten bei Gewitter mit Abstand abgelegt werden. Zwar ziehen diese den Blitz nicht an, können aber bei einem Einschlag in der Nähe den Strom weiterleiten und zu schweren Verbrennungen führen.
Ein oft unterschätztes Risiko bei Gewittern ist die sogenannte Schrittspannung. Schlägt ein Blitz in den Boden ein, breitet sich die elektrische Spannung kreisförmig um die Einschlagstelle aus. Je größer der Abstand zwischen den Füßen, desto größer die Potentialdifferenz und damit die Gefahr eines Stromflusses durch den Körper. Aus diesem Grund sollte man bei Gewitter im Freien die Füße möglichst eng zusammenstellen. Keinesfalls sollte man sich flach auf den Boden legen, da der Körper dann mehr Spannung vom Boden aufnehmen würde. Stattdessen empfehlen Experten, sich auf eine isolierende Unterlage wie eine Isomatte oder einen Rucksack zu setzen und dabei die Füße eng zusammenzuhalten.
Tech-Fakts “Stromfluss”:
Der Strom fließt aufgrund einer Spannungsdifferenz, weil elektrische Ladungen sich von einem Bereich höherer Spannung zu einem Bereich niedrigerer Spannung bewegen, um ein Gleichgewicht zu erzielen. Diese Bewegung der Ladungen ist das, was wir als elektrischen Strom bezeichnen.
Im Fall eines Blitzschlags erzeugt der Einschlagspunkt eine erhebliche Spannungsdifferenz im Boden. Diese Spannungsdifferenz nimmt gewöhnlich mit zunehmendem Abstand vom Einschlagspunkt ab. Wenn Ihre Füße weit auseinander stehen, dann können sie zwei Punkte auf der Erdoberfläche mit unterschiedlicher Spannungsniveaus berühren, was zu einem Stromfluss durch den Körper führen könnte.
Wenn man jedoch die Füße zusammenstellt, berühren sie im Grunde nahezu denselben Punkt auf der Erdoberfläche mit enger beieinander liegenden oder sogar identischen Spannungsniveaus. Dadurch wird das Potenzial für einen signifikanten Stromfluss durch den Körper erheblich reduziert. Diese Maßnahme kann die Gefahr verringern, durch den sogenannten Schrittspannungseffekt verletzt zu werden, der auftritt, wenn eine Person mit ihren Füßen zwei Punkte auf der Erde mit einer Spannungsdifferenz dazwischen berührt.
Auch wenn das Gewitter vorübergezogen scheint, ist Vorsicht geboten. Experten raten, erst 30 Minuten nach dem letzten Donnerschlag wieder ins Freie zu gehen. Der Schall des Donners breitet sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 300 Metern pro Sekunde aus. Kann man zwischen Blitz und Donner bis 3 zählen, ist das Gewitter noch etwa einen Kilometer entfernt. Als sicher gilt ein Abstand von mindestens 10 Kilometern, was einer Zähldauer von 30 Sekunden zwischen Blitz und Donner entspricht. Da sich die Wetterlage schnell ändern kann, ist es ratsam, nach einem Gewitter besonders aufmerksam zu bleiben und die Tour gegebenenfalls abzubrechen.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es in seltenen Fällen zu einem Blitzschlag kommen. Entgegen der weit verbreiteten Annahme überleben etwa 80 bis 90 Prozent der Blitzopfer den Vorfall. Schnelles Handeln ist dabei entscheidend. In den meisten Fällen kommt es zu einem Herzstillstand, der durch sofortige Reanimationsmaßnahmen behandelt werden muss. Experten empfehlen, den Betroffenen fest auf den Brustkorb zu schlagen, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen. Anders als bei einem Herzinfarkt wurde das Herz durch die elektrische Aktivität nur kurzzeitig gestoppt und lässt sich oft leicht reanimieren. Neben dem Herzstillstand können auch indirekte Verletzungen wie Stürze oder herabfallende Äste lebensbedrohlich sein. Verbrennungen treten zwar auf, sind aber meist weniger dramatisch als bei anderen Stromverletzungen.
Besonders gefährdet sind Personen, die sich beruflich oder in der Freizeit häufig im Freien aufhalten. Dazu zählen Landwirte, Förster sowie Freiluftsportler wie Golfer, Fußballer, Kletterer, Wanderer, Segler und Mountainbiker. Für diese Gruppen ist es besonders wichtig, sich mit den Gefahren von Gewittern und den richtigen Verhaltensweisen vertraut zu machen.
Blitzschlag und Wetterleuchten sind beide atmosphärische Phänomene im Zusammenhang mit Gewittern, unterscheiden sich jedoch in ihrer Erscheinungsform und Wahrnehmung:
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