Fluch oder Segen? Was macht das E-MTB mit den Bergen?

Florentin Vesenbeckh

 · 10.03.2019

Fluch oder Segen? Was macht das E-MTB mit den Bergen?Foto: Thomas Thiesen
Fluch oder Segen? Was macht das E-MTB mit den Bergen?

Mit dem Popularitätsschub des E-Mountainbikes wird es auf den Bergen voller. Wie beeinflusst das die Trail-Zukunft? Drohen Wegsperrungen? Ein Gespräch mit Claus Fleischer, CEO Bosch eBikes Systems.

Das E-MTB bringt Menschen in die Berge und auf Trails, die ohne Motorunterstützung dort nicht hinkommen würden. Soviel steht fest. Seit Beginn des Booms warnen Kritiker, dass der Massenauflauf negative Konsequenzen für die freie Fahrt im Gelände haben könnte. Sie wittern Reglementierungen und Trail-Sperrungen. Das Thema Wegerecht hat sich der Deutsche Alpenverein (DAV) auf die Fahnen geschrieben.

Der Verein kümmert sich seit Jahrzehnten um die Interessen von Bergsportlern. Als Naturschutzverband liegt der Fokus dabei auf nachhaltigen und naturverträglichen Lösungen. Gegenüber dem Mountainbiken war der Verein aber lange kritisch eingestellt, doch das hat sich inzwischen geändert. Das Projekt „Bergsport Mountainbike - nachhaltig in die Zukunft“ des DAV soll künftig für ein friedliches Miteinander zwischen allen Naturnutzern und Grundstückseigentümern ermöglichen. Die Crux für E-Mountainbiker: Auf der letzten Hauptversammlung sprach sich der DAV für eine kritische Haltung gegenüber E-Mountainbikes aus. Am Schluss der Debatte entschieden sich die Delegierten für eine kritische Haltung des DAV gegenüber Berg-Pedelecs. Deutlich wird diese Haltung in einem Apell, der mit 71 Prozent der abgegebenen Stimmen verabschiedet wurde; der Wortlaut: „Die Hauptversammlung appelliert an die Sektionen, das Aufladen von Akkus auf ihren Hütten zu untersagen“, heißt es in einem Bericht auf der DAV-Homepage.

  Respektvoller Umgang miteinander beugt Problemen unter Naturnutzern vor. Sind E-MTBs ein neuer Unruheherd?Foto: Thomas Thiesen
Respektvoller Umgang miteinander beugt Problemen unter Naturnutzern vor. Sind E-MTBs ein neuer Unruheherd?

Im Rahmen eines Fachsymposiums hat der DAV zum Meinungsaustausch aller Naturnutzer und Interessensvertreter aufgerufen. In Benediktbeuern diskutierten Almbauern, Bürgermeister und Jäger mit Bikern, Wanderern und E-Mountainbiker. Mit dabei: Claus Fleischer, Chef von Bosch eBike Systems. Wir haben nachgefragt, wie die Stimmung war und welche Konsequenzen für E-Mountainbiker entstehen.

  Claus Fleischer, CEO von Bosch eBike Systems, hat die Entwicklung des E-Mountainbikens von Anfang an verfolgt.Foto: Markus Greber
Claus Fleischer, CEO von Bosch eBike Systems, hat die Entwicklung des E-Mountainbikens von Anfang an verfolgt.


EMTB: Der Deutsche Alpenverein (DAV) macht sich aktuell als Vertreter der Mountainbiker stark. Gegenüber dem E-MTB ist der Verein aber kritisch eingestellt. Was sagt ein E-Bike-Befürworter dazu?

Claus Fleischer: Es ist auf jeden Fall sehr positiv, dass sich der Deutsche Alpenverein als bedeutendster Naturschutz- und Bergsportverband aktiv in das Thema Mountainbiken einbringt. Der Deutsche Alpenverein vertritt zahlreiche sehr unterschiedliche Bergsportler und ist zudem auf politischer Ebene bestens vernetzt. Das tut der Aktivität Mountainbike sicherlich gut. In Bezug auf das E-MTB scheint man sich intern jedoch nicht ganz schlüssig zu sein, in welche Richtung es gehen soll. Bei einem Verband dieser Größe ist die Meinungsfindung ein Prozess und ich hoffe, dass alle Ebenen die positiven Auswirkungen des E-MTB auf Gesundheit, Bewegung, und vor allem auf unsere individuelle Mobilität sehen und entsprechend handeln. Zudem denke ich, dass der größte Teil der 600.000 bikenden Mitglieder dem E-MTB positiv gegenübersteht.


Du warst beim DAV-Symposium, bei dem die nachhaltige Entwicklung des Mountainbikens Thema war und hast mit Interessierten über das E-Bike diskutiert. Wie war die Stimmung?

Ich freue mich, dass ich zu dieser Runde eingeladen war. Es gab eine sehr intensive Diskussion. Mein Eindruck war, dass ein Großteil der Teilnehmer das Thema entspannt und positiv sieht. Allerdings gibt es durchaus auch kritische Stimmen. Ich bin der Meinung, dass wir hier auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten weiter diskutieren sollten. Eine moralisierende Diskussion bringt weder Befürworter noch Kritiker konstruktiv weiter.


Der DAV will mit einem großen Projekt die Zukunft des Bikens in Deutschland ebnen. Wie stehst Du dazu?

Das Modellprojekt „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“ ist ein großer Schritt des Deutschen Alpenvereins in Richtung Mountainbiken. Das zeigt: Man nimmt sich dem Thema aktiv und positiv an. Ich wünsche mir, dass in den beiden vorgestellten Pilotregionen Konzepte umgesetzt werden, die das Mountainbiken in seiner ganzen Bandbreite und allen natur- und sozialverträglichen Spielarten fördern. Die beiden Regionen sind mit ihrem starken Nutzerdruck sicherlich sehr speziell – ich würde mir wünschen, dass die Ergebnisse auch auf die deutschen Mittelgebirge übertragen werden könnten. Schließlich beginnen die allermeisten Touren von (E-)Mountainbikern vor der eigenen Haustür. Gerade das macht den Sport so interessant – die umweltbelastende Anfahrt entfällt in den meisten Fällen.


Müssen E-Mountainbiker mit Konsequenzen rechnen?

Die aktuellen Regularien zum E-Mountainbiken reichen aus unserer Sicht völlig aus. Eine sozial- und naturverträgliche Ausübung dient als Rahmenbedingung und wird von den E-Mountainbikern meiner Erfahrung nach auch so gelebt. Ich erhoffe mir vielmehr, dass durch dieses Projekt positive Impulse für das eMountainbiken gesetzt werden. So haben sich beispielsweise Vertreter der Almwirtschaft während des Symposiums bereits positiv zum E-Mountainbiken geäußert – vielleicht verbindet das E-MTB am Ende also doch stärker als mancher Kritiker aktuell glaubt.


Was können E-Biker tun, um Bike-Verboten und Einschränkungen entgegenzuwirken?

Beim E-Mountainbiken gelten die gleichen Regeln wie beim klassischen Mountainbiken auch: Respekt und Toleranz gegenüber Mitmenschen und der Natur. Für E-Mountainbiker gibt es gewisse „Spielregeln“. Unsere Trail-Etikette, die DIMB Trail Rules und die MTB-Regeln der alpinen Vereine sind ideale Rahmenbedingungen dafür. So sollten E-Biker beispielsweise mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sein, stark frequentierte Wegabschnitte meiden oder auch lokale Wegsperrungen und Schutzgebiete respektieren. Das gemeinsame, aktive Ablehnen von E-Bike-Tuning sowie das Schaffen geeigneter Anti-Tuning-Maßnahmen sind weitere wichtige Punkte, um den Status quo zu erhalten. Wir setzen hier voll und ganz auf Kommunikation und Aufklärung – und informieren deshalb aktiv über E-Mountainbiken in Händlerschulungen, Fahrtechnik-Trainings und auch auf der Website mit speziell produzierten Videos und Inhalten. Denn fest steht: Wer sich an gewisse Regeln hält, schadet nicht der Umwelt – und hat mit dem E-Mountainbike jede Menge Spaß.


Drohen durch den Popularitätsschub Probleme in den Bergen oder gibt es erfreulichere Szenarien? Wir sind dieser Frage nachgegangen. Unseren Report zur Trail-Zukunft lesen Sie in EMTB 1/19, ab sofort am Kiosk!

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