Text: Christian Bonk
Herrlich! An seinem Urlaubsziel, Hunderte, vielleicht gar Tausende Kilometer entfernt von zu Hause, unbekannte Regionen, Landschaften und Städte mit seinem Lieblingsverkehrsmittel, dem Fahrrad, zu erkunden! Oder von einem solchen Ort aus zu starten und auf große Radreise zu gehen, um in dem mittleren Tempo, das uns das Rad erlaubt, genussvoll Neuland zu entdecken. Möglichkeiten und Tipps finden Sie auch immer wieder in der MYBIKE. Nur, die Sache erfordert unter Umständen einiges an Organisation und Logistik. Und im Vorfeld mehrere Grundentscheidungen: Will ich unter allen Umständen mein Fahrrad dabeihaben? Oder darf es auch ein Leihrad sein?
Vieles spricht für Ersteres, denn das eigene Rad ist eben das, das auf meinen Körper abgestimmt ist, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe, auf dem ich mich wohlfühle. So sollte es jedenfalls sein. Entscheide ich mich also für das eigene Rad, muss ich die nächste Grundentscheidung treffen: Wie bringe ich mein Lieblingsbike an den Urlaubsort? Dies ist die Frage nach dem Verkehrsmittel: Auto, Zug oder Flugzeug? Wer hier für den nächsten Radurlaub noch in der Entscheidungsfindung ist, dem wollen wir auf den folgenden Seiten Hilfestellungen geben.
Welche Trägersysteme für die Radmitnahme mit dem Pkw gibt es? Wie gestaltet sich das Mitführen des Rades in der Bahn, hierzulande und im Ausland? Wie lässt sich das Bike gegebenenfalls per Flugzeug transportieren? Und gibt es jeweils besondere Bestimmungen für E-Bikes? Diese Fragen gehen wir auf den nächsten Seiten im Einzelnen durch. Dazu möchten wir aber auch das Thema Leihen nicht übergehen, denn Radreisen sind in, und es sprießen in vielen Regionen Anbieter aus dem Boden, die versuchen, sich auf die Bedürfnisse von Tourenfahrern einzustellen, und ein entsprechendes Angebot aufbauen. Auch dazu haben wir eine Reihe von Tipps für Sie.
Man kann sein Rad auch von spezialisierten Dienstleistern zum Urlaubsort und wieder nach Hause senden lassen. Die Deutsche Bahn bietet einen innerdeutschen Radversand ab 55,90 Euro pro Rad und Strecke an. Die Räder müssen allerdings in einem gratis erhältlichen Karton so verpackt werden, dass sie rollbar bleiben. Abgegeben werden sie für diesen Service im nächstgelegenen Hermes-Shop, wo auch die kostenlose Kartonage erhältlich ist.
Das Online-Portal “Posttip” aktualisiert permanent logistische Angebote für den Versand von Paketen, Sendungen, aber auch Fahrrädern als Alternative zum klassischen Postversand. Wählt man als Fahrrad-Rubrik beispielsweise “Citybike” aus, listet die Software Angebote von Anbietern wie Tomba, pamyra (Vergleichsportal), UPS, XLpaket, iloxx, paket.ag, DHL und Cargo International. Außer UPS bieten alle Dienstleister die Abholung mit an. Wer auf UPS setzt, muss sein Bike in einem Paketshop des US-Unternehmens abgeben.
Für die Eigenanreise mit dem Pkw gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Fahrrad mitzunehmen. Wir checken die drei gängigsten und verraten, was dabei jeweils zu beachten ist.
Wer nicht gerade einen geräumigen Van fährt, wird sich mit dem Radtransport im Pkw-Innenraum natürlich schwertun. Ein Problem: Platz für eventuelle Mitreisende und Gepäck ist in einem solchen Fall ziemlich begrenzt. Es empfiehlt sich, zumindest die Vorderräder auszubauen und separat zu verstauen. Wenn mehrere Räder mit an Bord sollen, führt vermutlich auch an der Demontage der Hinterräder kein Weg vorbei.
Empfehlenswert ist auf jeden Fall, die empfindlichen Laufräder ihrerseits zu verpacken und gegen Stöße zu schützen. Auch freistehende Bremsscheiben sollten unbedingt eingehüllt werden, da sie sehr scharfkantig und damit gefährlich für andere Ladegüter sind. Ist ausreichend Stauraum vorhanden, beispielsweise in einem Van, ist die eleganteste, sauberste und sicherste Lösung die Nutzung einer sogenannten “Fahrradgarage”, also eines Transportsacks, in dem das komplette Bike durch Polster geschützt ist. Und so hinterlässt der Transport eines benutzen Bikes vor oder nach dem Urlaub dann auch keine Schmutzspuren im Auto.
Wer sich für die Dachvariante entscheidet, verfügt in der Regel schon über eine Dachreling, denn die Systeme der Hersteller basieren meist auf einem “Grundträger”, der universell auf typische Dachreling-Systeme passt. Dieser wiederum dient dann zur Befestigung des eigentlichen Trägersystems. Problematisch ist vor allem bei sehr schweren Bikes das Hochwuchten auf Dachhöhe. Da braucht es normalerweise schon zwei Personen, um die Räder der Bikes sicher in den Schienen auf dem Dach zu fixieren.
Ganz wichtig ist es, die maximale Dachlast des Fahrzeugs zu kennen. Sie ist in der Regel in der Bedienungsanleitung verzeichnet. Die Kfz-Papiere enthalten lediglich Maximalwerte für die Achslast. Im Übrigen haben auch die Trägersysteme selbst Belastungs-Limits, die in deren Anleitungen unter “Technische Daten” benannt werden. Der hohe Luftwiderstand und der damit einhergehende höhere Kraftstoff-Verbrauch sowie die erhöhte Gefahr bei Durchfahrung von Unterführungen oder Brücken sind eindeutige Schwächen dieses Konzepts. Übrigens gilt für Vans und Wohnmobile: Die Fahrzeughöhe inklusive der auf dem Dach transportierten Bikes darf vier Meter nicht überschreiten.
Die beliebteste und verbreitetste Variante des Trägersystems ist der Heckträger, der bei den meisten Fahrzeugen an einer Anhängerkupplung fixiert wird. Die Räder hinten erhöhen den Luftwiderstand kaum, und die meisten Systeme verfügen über Kipp-Komponenten, die die Zugänglichkeit des hinteren Laderaums oder Kofferraums deutlich einfacher machen. Auch hier ist der Werte-Check obligatorisch, bevor ein geeignetes System gekauft oder gemietet wird.
Entscheidend für die Anzahl der zu transportierenden Fahrräder sind die zulässige Stützlast der Anhängerkupplung sowie die Maximalbelastung, die der Hersteller des Trägersystems angibt. Neben der Frage nach dem maximalen Gewicht gibt es auch Vorschriften für die maximale Ausdehnung. Vorgeschrieben ist, dass die Räder an den Seiten maximal je 40 Zentimeter über die Schlussleuchte ragen dürfen, sodass das Fahrzeug durch die Zulast nicht breiter als 2,55 Meter ist. Dazu bedarf der Fahrradträger der Montage eines Zusatzkennzeichens sowie einer autarken Kennzeichen-Beleuchtung. Zu den Anbietern von Heckträgern zählen Übler, Atera oder Thule. Beispielhaft stellen wir hier zwei Produkte vor.
Eignet sich durch die breiten Radschienen und die robuste Bauweise besonders für den Transport schwerer E-Bikes. Zwischen den Schienen ist besonders viel Platz, sodass auch ausladende Akkus oder E-Motoren nicht aneinander reiben. Drei E-Bikes sind in der Regel zu schwer für das Trägersystem.
Für alle Fahrradtypen geeignet, schnelle und einfache Anwendung, dank eines innovativen ausziehbaren Befestigungssystems nur minimaler Aufwand.
Theoretisch ist die Fahrradmitnahme in Regional- und Fernverkehrszügen machbar. Praktisch gestaltet sich das oftmals schwierig - und wenn es auf diese Art mit Rad in den Urlaub gehen soll, muss schon einiges beachtet und vorgeplant werden.
In den meisten Nahverkehrszügen, den IC- und den EC-Zügen dürfen Räder mit an Bord – allerdings nur, wenn dafür sowohl eine Sitzplatz- als auch ein Stellplatz-Reservierung gebucht wird. Ab 7,50 Euro kostet dieser Service. Auch E-Bikes sind gewichtsunabhängig eingeschlossen.
Folgende Radtypen können grundsätzlich mit in den Zug genommen werden:
Auch die Bike-Mitnahme ins Ausland ist machbar, sollte jedoch frühzeitig reserviert werden. Bei der Online-Ticketbuchung mit der DB-App lässt sich die Fahrradmitnahme anklicken, dann werden ausschließlich Verbindungen angezeigt, bei denen dieser Service möglich ist. Die Bahn rät: “Fügen Sie in der Buchungsanfrage auf der Website neben dem Reisenden einfach ein Fahrrad hinzu, um Verbindungen mit Fahrradmitnahme angezeigt zu bekommen. Ob tatsächlich noch Stellplätze im internationalen Fernverkehrszug frei sind, erkennen Sie direkt am Fahrradsymbol (rotes Fahrradsymbol = Fahrradstellplätze nicht mehr verfügbar). Sie können auch die Umsteigezeit verlängern, wenn Sie etwas mehr Zeit für den Umstieg mit Ihrem Fahrrad haben möchten.”
Der DB Navigator hat inzwischen auch die Bike-Buchung als Option hinzubekommen. Hier lassen sich für Österreich oder Italien Bikes relativ einfach zum regulären Ticket hinzubuchen. Für weitere Destinationen empfiehlt sich der spezielle Service der Bahn für die Radmitnahme unter www.bahn.de/angebot/zusatzticket/fahrrad/fahrradkarte-fernverkehr. Generell bietet die Bahn Direktverbindungen in die deutschen Nachbarländer Italien, Österreich, Dänemark, Tschechien, in die Niederlande und in die Schweiz an. Infos ebenfalls unter der Servicenummer 0302970
Es gibt derzeit keine internationale oder europäisch vernetzte Vermietservices in der Art von Autovermietern. Deshalb bedarf es einer Online-Recherche vor dem Urlaub. Dazu lohnt sich, neben klassischen Radvermietern am Urlaubsort auch die lokalen Fahrrad-Fachhändler zu ermitteln und dort nach Mietangeboten zu fragen.
Es empfiehlt sich natürlich, das Angebot der potenziellen Vermieter eingehend zu prüfen. Zumindest Fahrrad-Gattung, Rahmenhöhe und die Ausstattung mit Komponenten sollten dem heimischen Bike nahekommen, vor allem, wenn sportliches Biken im Fokus steht. Die Preise variieren stark, aber generell sind ab 20 Euro pro Tag für Alu-Räder mit einfacher Ausstattung zu rechnen, sportliche E-Bikes sind teurer. Die Miete für eine Woche oder 14 Tage ist deutlich günstiger als die Tagesmiete. In den Miet-Pauschalen ist in der Regel eine Versicherung inkludiert, die dann aufkommt, wenn das Bike beim Abstellen ordnungsgemäß gesichert wird – meist geben die Vermieter Fahrrad-Schlösser mit auf den Weg.
Beinahe alle Airlines bieten einen Gepäckservice für Fahrräder an. Allerdings sollte das Bike vor dem Check-in professionell verpackt werden. Eine Option sind die Fahrradtaschen oder Fahrradboxen aus dem Fachhandel. Alternativ eignet sich aber auch ein Karton im Format und der Machart, wie er von Online-Radhändlern für den Versand genutzt wird. Ein solcher stabiler Karton hat in etwa die Maße eines Mountainbikes: 1500 x 270 x 780 mm / 60 x 11 x 31 Zoll. Wichtig: beim Verpacken Lenker querstellen, Pedale abmontieren. Mit E-Bikes wird es ganz schwierig. Zum einen stößt das Gewicht vollausgestatteter E-Bikes schnell an die durch die Airlines gesetzten Grenzen. Zum anderen machen die Akkus Schwierigkeiten, weil sie als brandgefährlich gelten.
Waren bis vor wenigen Monaten noch Akkus bis zu bestimmten Powergrenzen als Handgepäck gestattet, sind sie nun aus dem Flugzeug verbannt, wenn sie mehr als 100 Wh Leistung aufweisen. Soll das E-Bike trotzdem mit an Bord, besteht nur die Möglichkeit, am Urlaubsort einen baugleichen Akku auszuleihen oder sich ihn als Paket an die Urlaubsadresse schicken zu lassen. Die Tarife der Airlines für den Biketransport unterscheiden sich gewaltig. Eine aktuelle Übersicht über die Bestimmungen, Konditionen und Preise der Airlines hat Michael Luplow in seinem Blog “Bikepacking Adventures” aufwendig recherchiert und zusammengefasst. Idealerweise mit einem Link zu jeder genannten Airline, der zu den aktuellen Bestimmungen führt. bikepacking-adventures.com/fahrrad-im-flugzeug-mitnehmen