Florentin Vesenbeckh
· 10.04.2019
Vom Allgäu bis Berchtesgaden, vom anspruchsvollen Trail bis zur Panorama-Runde: Fünf Locals zeigen ihre Touren-Schmankerl - allesamt echte Highlights für E-Mountainbiker.
Tour-Daten: 24 Kilometer, 900 Höhenmeter, ca. 2,5 Stunden.
Anspruch: Fahrtechnik - leicht / Kondition - mittel
Tour-Daten: 34 Kilometer, 1500 Höhenmeter, ca. 4 Stunden.
Anspruch: Fahrtechnik - hoch / Kondition - mittel
Die GPS-Daten zu Guidos Tour finden Sie hier: Hochries-Runde
Tour-Daten: 38 Kilometer, 1500 Höhenmeter, ca. 3,5 Stunden.
Anspruch: Fahrtechnik - mittel / Kondition - mittel
Die GPS-Daten zu Holgers Tour finden Sie hier: Reintalangerhütte
Tour-Daten: 54 Kilometer, 1400 Höhenmeter, ca. 3,5 Stunden.
Anspruch: Fahrtechnik - leicht / Kondition - mittel
Die GPS-Daten zu Manuels Tour finden Sie hier: Reiteralm
Tour-Daten: 9 Kilometer, 900 Höhenmeter, ca. 3 Stunden.
Anspruch: Fahrtechnik - schwer / Kondition - mittel
Die GPS-Daten zu Maxis Tour können Sie im Download-Bereich direkt unterhalb dieses Artikels kostenlos herunterladen.
Tour-Daten: 26 Kilometer, 1041 Höhenmeter, ca. 2,5 Stunden.
Anspruch: Fahrtechnik - mittel / Kondition - mittel
Die GPS-Daten zu Bernys Tour finden Sie hier: Hirschberg-Runde
Ein einsamer Gipfel, türkisblaues Wasser und feine Trails – E-Mountainbiker finden ihr Paradies direkt vor den Toren Münchens. Voraussetzung: Ein früher Aufbruch. Eine SonnenAufgangs-tour zum Herzogstand.
König Ludwig II. wusste, wo es in Bayerns Bergen am schönsten ist. Am Herzogstand zum Beispiel, gute 1000 Meter über dem türkisblauen Wasser des Walchensees genoss er viele Momente und schuf eine entscheidende Grundlage, von der Biker 150 Jahre später immer noch profitieren. Der naturbegeisterte Schöngeist ließ hier den königlichen Reitweg für seine Besuche auf dem Gipfel ausbauen und errichtete auf dem Herzogstandsattel das sogenannte "Königshaus". Heute steht auf dessen Fundament das Berggasthaus Herzogstand, eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region, dank traumhafter Panoramalage. Wer als E-Biker wie der sagenumwobene Bayernkönig die Schönheit am Herzogstandgipfel genießen will, sollte vor allem eins sein: früh dran. Denn, wer vor der ersten Fahrt der Herzogstandgondel hier ist, profitiert gleich dreifach. Der Sonnenaufgang über den Berggipfeln ist genial, die Wege sind noch frei von Fußvolk, und nach rauschender Abfahrt kann man den restlichen Tag am See genießen.
Es ist Viertel nach sechs am Morgen und stockdunkel. Julian schlägt den Kofferraum zu und schaltet die Stirnlampe an. Im Lichtkegel der Lampen rollen wir vom Parkplatz an der Kesselbergstraße und kurbeln wenig später bereits auf dem königlichen Fahrweg Richtung Herzogstand. Unser Plan: den ebenso berühmten wie beliebten Ausflugsberg vor den Toren Münchens erklimmen und den Sonnenaufgang am Gipfel erleben – und zwar bevor die Gondelbahn die ersten Wanderer oben ausspuckt und der Weg zum Gipfel zum voll besetzten Hindernisparcours wird. Die E-Bikes spielen heute eine entscheidende Rolle, denn ohne die zusätzliche Power wäre die kräftezehrende Auffahrt über die steilen Rampen wohl kaum zu bezwingen.
Es ist frisch. Die feuchte Morgenkälte fährt uns in die Glieder. Handschuhe und lange Jacke sind Pflicht. Wir treten schweigend in die Pedale und sind froh über das leise, unterstützende Surren der Bikes. Ruhig und entspannt liegt der Walchensee wie eine riesige, schwarze Pfütze unter uns. Wir steuern auf dem Forstweg entspannt nebeneinander bergauf, die Lichtkegel unserer Lampen tanzen gemeinsam über den Kies. Der Weg läuft zunächst mit gemütlicher Steigung im Wald. Mit leichter Motorunterstützung in niedriger Stufe ideal zum Einrollen und Warmwerden am frühen Morgen. Doch schnell zeigt der Anstieg sein wahres Gesicht und verrät, warum die Tour selbst bei konditionsstarken Bikern als harte Herausforderung bekannt ist. Die Auffahrt ist ein echter Wadenbeißer, der immer wieder extreme Steilstücke mit losem Untergrund aufweist. Ein Knopfdruck für die volle Motorunterstützung ist verlockend, doch wir müssen mit der Akku-Kraft haushalten: 900 Höhenmeter sollten zwar drin sein, doch die Steilstücke ziehen ordentlich Power, und wir wollen nicht riskieren, dass uns auf den letzten Metern die Reserven ausgehen. Wir treten jetzt leicht schnaufend und grinsen uns begeistert an. Die Geschwindigkeit trotz der fiesen Steigung hochzuhalten, macht einfach Laune. "Ich glaub’, hier war ich vor zehn Jahren das letzte Mal mit dem Bike, und ich hätte mich sicher in meinem Leben nicht noch mal hochgequält", sagt Julian und schaut dankbar auf den Motorblock in seinem Bike. Auch wenn die Motorunterstützung konditionell bei uns größere Schmerzen verhindert, ist die Steigung fahrtechnisch nicht zu unterschätzen und erfordert kontrolliertes Treten. Der teilweise recht lockere Schotter und die kernige Steigung verlangen volle Konzentration, um die Traktion am Hinterrad zu behalten. Das macht richtig Spaß, Arbeit für die Feinmotorik nach dem gemütlichen Einrollen. Aber wer die Balance verliert, hat auf den steilen Serpentinen auch mit dem E-Bike seine Mühe, wieder in den Sattel zu kommen.
Bei der kleinen Steinalm verliert der Weg seinen Schrecken und öffnet den Blick in den großen Kessel zwischen Herzogstandsattel und Gipfel. Jetzt beginnt der schönste Teil des Aufstiegs. Während ich noch Richtung Gipfel schaue, biegt Julian unverhofft von der Forststraße rechts ab, fährt über ein kleines Wiesenstück und deutet ins Tal. "Hier müssen wir später in den Singletrail abbiegen. Der ist das Sahnestück der Tour! Und weiter unten führt er wieder zurück auf den Forstweg." Viel spektakulärer ist so früh am Morgen allerdings der Blick nach Norden, hinunter in die flache Ebene Richtung München. Wie abgeschnitten fällt der Berg scheinbar senkrecht ab. Weit unten liegt die Landschaft im morgendlichen Blau. Nahe am Boden wabern mystische Nebelschwaden. Kochelsee, Staffelsee und sogar der Starnberger See liegen in Sichtweite, ein Blick wie aus dem Flugzeug. Ganz in der Ferne lässt sich mit etwas Phantasie auch München erahnen. Julian fasst die Szenerie in ein knappes "Wow!". Mehr Worte braucht es nicht, um unser Staunen und den ersten Glücksmoment dieses Tages zu beschreiben. "Grüß Gott!", hallt es durch die Stille. Wir zucken zusammen, als hinter uns ein Mann die Büsche auseinanderschiebt – mit geschultertem Gewehr und in traditionellem Jägergrün. Puh, wir hatten eigentlich gedacht, so früh am Morgen ganz alleine unterwegs zu sein. Doch die Gesellschaft dauert nicht lange. Er wirft uns einen kurzen Blick und ein "Pfiat’s Eich" zu und ist schon wieder hinter dem nächsten Baum verschwunden, als wir ihm unser "Guten Morgen" hinterherrufen.
Wir haben auch nicht viel Zeit, den Ausblick zu genießen, denn wir wollen ja noch zum Gipfel, und die Uhr läuft gegen uns. Um Punkt 9 Uhr bringt die erste Gondel Wanderer zum Herzogstandsattel, und bis dahin wollen wir bestenfalls schon auf der Terrasse beim Frühstück sitzen. Jetzt spielt das E-Bike seine Vorteile voll aus – wir arbeiten uns schnell höher und höher hinauf, ohne konditionell ans Limit gehen zu müssen. Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln schüchtern über den Berg, als wir das Berggasthaus erreichen. Die umliegenden Berge sind nun in ein kräftiges Orange getaucht – eine echte Traumkulisse, fast schon etwas zu kitschig.
Ab hier wird der Weg schmaler. Wir sind früh genug. Kein Mensch ist zu sehen. So pedalieren wir auf dem gut ausgebauten Weg weiter bis zur ersten steinigen Serpentine, die den steilen Gipfelanstieg einläutet. Jetzt wird es sichtbar ruppiger und steiniger. "Sollen wir die Bikes lieber hier stehen lassen und zu Fuß gehen? Oder versuchen wir das Stück zu schieben?", frage ich Julian angesichts der jetzt komplett anderen Wegbeschaffenheit mit steilen Steinstufen. "Vielleicht geht’s ja später wieder besser," meint er optimistisch, und so wuchten wir unsere Bikes weiter bergauf. Das ist mit den schweren Geräten eine echte Herausforderung, die Kraft und Zeit kostet. Aber der Gipfel liegt schon in greifbarer Nähe, und uns hat der Ehrgeiz gepackt. Und so wechseln auf dem schmalen Pfad immer wieder Passagen im Sattel mit Schiebe- und Tragestücken. "Auch eine Art, den Akku zu schonen," lacht Julian keuchend mit dem Bike auf der Schulter. Obwohl es immer noch früh ist, scheint die Sonne schon kräftig vom Himmel, als wir das Gipfelkreuz erreichen. Der Nebel hat sich verzogen, und wir genießen den Rundblick, für den der Herzogstand mit seiner prominenten Lage berühmt ist. Karwendel, Wetterstein, Zugspitze und dazu der Walchensee mit seinen schillernden Farben.
Glücklicherweise haben wir auch die Aufstiegsroute im Blick, wo nun die ersten Wanderer von der Gondelstation Richtung Gipfel starten. Zeit, aufzubrechen. Die Abfahrt fordert fahrtechnisch alles, was wir zu bieten haben. Langsam zirkeln wir die Bikes bergab. Das Hinterrad versetzen ist hier Pflicht, und trotzdem müssen wir an einigen Stellen passen. "Ich glaube, das mache ich jetzt häufiger als alle zehn Jahre," lacht Julian, als wir wenig später auf der sich langsam füllenden Terrasse am Herzogstandhaus sitzen und einen Cappuccino zur verdienten Brotzeit schlürfen. Es ist halb zehn und der Tag am See liegt noch vor uns.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Kesselbergstraße auf 830 Metern Höhe, kurz oberhalb von Urfeld am Walchensee. Man folgt der Forststraße bis zum Herzogstandhaus auf 1575 Metern Höhe. Dort geht es rechts weiter Richtung Gipfel (1731 Meter). Wer keine fahrtechnischen Höchstleistungen bringen will, oder spät dran ist, lässt sein Bike kurz nach dem Herzogstandhaus stehen. Die Abfahrt erfolgt auf dem gleichen Weg. Bei der Steinalm links gibt es eine Variante auf schönem (nicht ganz einfachem) Singletrail, der wieder auf den Forstweg zurückführt und auf diesem bis zum Parkplatz. Als Variante kann an markierter Stelle die Abfahrt über den fahrtechnisch sehr anspruchsvollen Pionierweg bis zum Kochelsee genommen werden. Der Rückweg dann über das Walchenseekraftwerk und die Forststraße bis zurück zum Parkplatz. Gesamtdistanz dann ca. 24 Kilometer, auf genügend Akku-Kapazität achten!
Hinweis: Der Herzogstand ist ein beliebtes Wanderziel, deshalb sollte man die Tour nicht am Wochenende fahren, oder vor der ersten Gondelfahrt (9 Uhr) bereits oben sein.
Anreise von München auf der A95 bis Ausfahrt Murnau-Kochel und über Schlehdorf nach Kochel – Kesselbergstraße Richtung Walchensee bis kurz vor Urfeld
Ausgangspunkt Parkplatz Kesselbergstraße auf 831 Metern Höhe
Herzogstandgipfel 1731 Meter Höhe
Höhendifferenz 900 Höhenmeter
Strecke 15 Kilometer (Alternative 24 km)
Fahrzeit 2,5 Stunden inkl. Gipfelaufstieg
Einkehr Das Berggasthaus Herzogstand steht auf der Stelle des historischen Königshauses von König Ludwig II, das 1990 einem Großbrand zum Opfer fiel. Hier gibt es typisch bayrische Gerichte, Brotzeit, Kaffee und Kuchen auf herrlicher Sonnenterrasse mit Ausblick über den Walchensee, auf die östliche Karwendelspitze über Soiernspitz, Stubaier- und Ötztaler Alpen, Wetterstein mit Zugspitze, das Estergebirge bis zu den Lechtaler und Allgäuer Bergen.
www.berggasthaus-herzogstand.de
Beste Zeit In der schneefreien Zeit zwischen Mai und Oktober.
Karte Topographische Landeskarte Bad Tölz, Lenggries und Umgebung, Bayer. Landesvermessungsamt, 1:50.000
Infos: Tourismus Walchensee www.walchensee.de
(von Guido Tschugg)
Ich bin ja eher der abfahrtsorientierte Biker. Eher hart und spaßig, als zehrend und lang. Dadurch war ich hauptsächlich in Bikeparks unterwegs, und als dann 2011 in der Nähe von mir an der Hochries der Bikepark Samerberg aufgemacht hat, war ich natürlich auch häufig dort. Die Hochries ist 1569 Meter hoch und ist der erste richtige Berg der Chiemgauer Alpen. Von hier schaust du hinein in die Bergwelt zu Watzmann und Kaiser, und auf der anderen Seite liegen Sims- und Chiemsee in der Brettlebene. Mit dem MTB bzw. ohne Lift bin ich auf die Hochries nie gefahren – das kam dann aber, als ich aufs E-MTB gestiegen bin …
Die Tour ist superschön, abwechslungsreich, aber auch nicht unbekannt. Mit dem Bike ist es eine recht knackige Angelegenheit mit 1500 Höhenmetern, Trails, auf denen man sich konzentrieren muss und einigen fiesen Gegenanstiegen. Mit dem E-MTB hingegen habe ich noch Zeit und Kraft, zum Abschluss ein, zwei Runden im Bikepark dranzuhängen.
Start ist an der Lederstube bei Frasdorf. Von dort geht’s zur Frasdorfer Hütte, die idyllisch in einer Wiese liegt, und in der es sauleckeres Essen gibt – als Einkehrtipp für später. Weiter geht’s zum Laubenstein und der Oberwiesen-Alm. Da wartet dann der erste feine Trail, der schon etwas ruppig ist – und genau deshalb so sauschön … An der Schwarzriesenhütte gibt es sogar einen kleinen Uphill-Trail, den man mitnehmen kann. Saftig steil wird’s dann rauf zur Feichteck-Alm. Zur Belohnung führt vom Sattel der schon legendäre Feichteck-Trail runter zur Doagl-Alm. Beides ist ganz nach meinem Geschmack – der Trail, weil er es wirklich in sich hat und mit Geröll und Felsblöcken technisch ziemlich fordert, und die Doagl-Alm, weil es dort super Brotzeiten und Kuchen gibt.
Von hier tritt man dann wieder bergauf rüber zur Mittelstation der Hochries-Bahn. Da kann man sich dann überlegen, ob man auf den Bikepark abzweigen will oder über die Käseralm und den flachen, flowigen Kräuterwiesen-Trail weiterfährt. Die Freeride-Strecke im Bikepark ist schon sehr lässig mit einigen Northshore-Elementen und Sprüngen. Aber mit dem E-MTB drehe ich ohnehin meistens im Anschluss an die Tour noch einmal eine Runde im Park. Also weiterfahren und neben dem flachen Wiesenpfad den steilen Trail vom Schwarzenberg mitnehmen und es nach Frasdorf laufen lassen.
Tour-Daten
Distanz 34 km
Bergauf 1500 hm
Fahrzeit ca. 4 h
Technik
Fahrtechnik hoch
Kondition mittel
Akku 1 x 500 Wh, gut haushalten
(von Holger Meyer)
Wir sind seit einigen Jahren in Garmisch-Partenkirchen zu Hause – es ist eine super Homebase mit einem riesigen Spielplatz vor der Tür. Weil die Berge recht schnell recht steil aufragen, bin ich häufig mit dem E-MTB unterwegs. Die Tour zur Reintalangerhütte ist das beste Beispiel. Ich sag’s, wie’s ist: Sie ist gemein und steil und die unattraktivste MTB-Runde, die es im Werdenfelser Land gibt. Aber mit dem E-MTB ist sie sensationell schön und mit allem gespickt, was Spaß macht.
Starten kann man in Garmisch am Skistadion. Es geht kurz auf Asphalt Richtung Partnachklamm, bevor man beim E-Werk auf Schotter abzweigt. Und schon wird’s sausteil hinauf zur Partnachalm. Mit dem normalen Bike zieht es dir hier gleich mal den Stecker. Das tut richtig, richtig weh. Mit Motor dagegen kann man die wunderschönen Ausblicke aufs Wettersteingebirge rundum genießen. Im Wald geht es auf einer Forststraße im Auf und Ab weiter. Interessant wird es erst vor der Bockhütte, wo der Weg schmaler wird.
Das Tal wird dann auch immer intensiver, immer hochalpiner. Links und rechts ragen gewaltige Wände empor, während unten die Partnach idyllisch dahinplätschert. Nur hat man nach der Bockhütte nicht mehr wirklich Augen für die Landschaft, weil gleichzeitig der Trail spannender wird: steiler, ruppiger, technischer – und spaßiger. Mit dem E-MTB macht er super Laune. Du musst dich konzentrieren, musst schauen, welche Unterstützung du wählst, welche Position auf dem Sattel. Er ist geröllig, dann mal wieder mit Steinplatten gefestigt, ab und an gibt es glitschige Wurzeln – aber fahren lässt er sich gut. So arbeitet man sich höher und höher hinauf, sieht linkerhand noch einen Wasserfall und schließlich die Hütte mit ihren Gebetsfahnen in dieser Wahnsinnskulisse.
Die Hütte liegt auf einer Waldlichtung auf 1369 Metern am Talende. Wegen der vielen Zugspitz-Wanderer sollte man die Tour nicht unbedingt am Wochenende fahren. So kann man auch in Ruhe das Essen genießen, sich in die Liegestühle fläzen, ein Weißbier trinken und sich denken, dass das Leben doch "garmischmalsoschlecht" ist, wie wir hier inzwischen sagen. Zurück cruist man den gleichen Trail hinab und darf bei den Gegenanstiegen am Schluss nicht zu nachlässig mit dem Akku haushalten, sonst blinkt der letzte Balken vor der Stadioneinfahrt.
Tour-Daten
Distanz 38 km
Bergauf 1500 hm
Fahrzeit 3,5 h
Technik
Fahrtechnik mittel
Kondition mittel
Akku 1 x 500 Wh, gut haushalten
(von Manuel Huber)
Aktuell scheint es ja fast schon tabu zu sein, Touren ohne viel Trail-Anteil zu fahren. Ich liebe Trails, keine Frage, aber das Naturerlebnis ist für mich noch immer das Entscheidende. Und das haben wir im Berchtesgadener Land in einer besonderen Dimension. Wir liegen in einem Nationalpark, und wer das respektiert, der kann es auch in vollen Zügen genießen. Apropos Genuss: Der Einkehranteil ist auf dieser Runde extrem hoch.
Start ist in Ramsau bei Berchtesgaden, unserem Bergsteigerdorf. Man rollt sich locker ein, zweigt nach dem Ort rechts zur Schwarzbachwacht, an alten Bauernhöfen vorbei und weiter zu den Schwarzbachalmen. Ein Gebirgsbach schlängelt sich durch die Almwiesen, die Kühe grasen – malerischer geht’s kaum. Ein Stück am Bach entlang nach Unterjettenberg, und schon hat man die imposanten Wände der Reiteralm vor sich. Man ist dicht am Fels, aber fährt im welligen Gelände. Eine Sache sollte ich vielleicht noch erwähnen: Wer die Tour mit nur einem Akku angeht, sollte entsprechend sparsam unterwegs sein, weil der steile Teil zum Schluss kommt …
Nach der Grenze wird’s im Pinzgau etwas sanfter. Man rollt direkt durch Lofer hindurch, bis bei St. Martin schließlich der Anstieg beginnt. Etwa 30–35 Kilometer hat man schon hinter sich, wenn es in das enge Wildental geht. Es ist immer krass zu sehen, wie die Bergbauern hier noch an den steilen Hängen schuften. Hinauf zur Litzlalm warten richtig heftige Rampen, und man ist wirklich dankbar um die E-Unterstützung. Den Akku kann man jetzt getrost leerfahren, weil es von oben nur noch bergab geht.
Die Litzlalm ist der Bike-Treff der Region. Empfehlen kann man alles – von der Kaspressknödelsuppe bis zum Kaiserschmarrn. Man sitzt noch in Österreich, blickt aber ins schöne Bayern rüber. Der Hirschbichlpass ist nicht mehr weit, und er markiert den Einstieg in den Nationalpark Berchtesgaden. Immer bergab kommt man auf einem flowigen Wiesen-Trail an den Bindalmen vorbei (nächste Einkehrmöglichkeit). Und von dort über leicht bewaldete Almwiesen, auf einer Hängebrücke über den Klausbach zum Hintersee. Wer eine Abkühlung braucht, der kann hier baden gehen – das Wasser hat allerdings eher Eistonnentemperatur. Zum Abschluss noch sehr empfehlenswert ist der urbayrische Gasthof Autzinger mit sensationellen Speisen. Je mehr man isst, desto schneller rollt man zurück nach Ramsau.
Tour-Daten
Distanz 54 km
Bergauf 1400 hm
Fahrzeit ca. 3,5 h
Technik
Fahrtechnik leicht
Kondition mittel
Akku 1 x 500 Wh, gut haushalten
(von Maxi Dickerhoff)
Die Zweiradgeister werden sich jetzt gleich scheiden. Der eine schüttelt den Kopf, der andere reibt sich die Hände: brutale Stiche, schwieriger Untergrund, würzige Wurzelteppiche – bitte nur weiterlesen, wer sich jetzt die Hände reibt.
Die Runde auf die Niedere Bleick ist meine Hausrunde im Ostallgäu. Der Berg ist 1589 m hoch, liegt am nördlichen Rand der Ammergauer Alpen und hat einen wunderschön offenen, freistehenden Gipfel. So weit klingt alles harmlos … Vom Wanderparkplatz bei Trauchgau aus geht’s auf Schotter gleich gut bergauf. Wichtig ist, dass man bei einer großen Gabelung nicht dem Schild Niedere Bleick folgt, sondern rechts abzweigt zum Wolfskopf – wer das nicht tut, wird leiden!
Nach der steilen Waldstrecke erreicht man endlich ein Plateau, und dann geht es an der nächsten Gabelung auch wieder Richtung Niedere Bleick. Nach einem Holzplatz wird es steiler, und du zweigst links auf einen gerölligen Forstweg ab. Bald folgt ein Flachstück samt Wahnsinnsaussicht ins Tal – nur siehst du gleichzeitig auch das, was noch vor dir liegt: ein durchgehend sausteiler Weg, der den Hang kerzengerade durchschneidet.
Der Untergrund wird immer loser – da ist Technik gefragt. Dann kommt mittendrin ein Weidezaun, über den man das E-MTB hieven muss. Das heißt: im steilen Gelände anfahren. Aber schließlich landest du auf einer idyllischen Bergwiese, von der es auf einem Trampelpfad zum Gipfel geht. Die Aussicht oben ist einfach genial: die Allgäuer Alpen, das Wettersteinmassiv, das Flachland – es liegt alles vor dir.
Der Trail bergab (mit Blick auf die Wieskirche) startet direkt am Gipfelkreuz und streckt sich tatsächlich bis ins Tal. Er ist wirklich sehr anspruchsvoll, startet gleich mal mit Spitzkehren, bevor er im Wald zu einem einzigen Wurzelteppich wird. Die Tour würde ich deshalb auch wirklich nur bei trockener Witterung empfehlen. Ab und an wird es auch flowig-schnell, aber generell fordert einen der Trail technisch und konditionell bis zum Schluss. Wichtig ist auch, dass man den Akku zum Gipfel nicht komplett leerfährt, denn nach Trauchgau zurück wartet noch mal ein Anstieg.
Tour-Daten
Distanz 9 km
Bergauf 900 hm
Fahrzeit ca. 3 h
Technik
Fahrtechnik schwer
Kondition mittel
Akku 1 x 500 Wh
(von Berny Stoll)
Früher war ich als Transalp-Guide und Fahrtechniktrainer auf sämtlichen Trails der Ost- und Westalpen unterwegs. Heute bin ich vor den Toren des Tegernseer Tals zu Hause, wo sich auch hervorragendes Trail-Material findet. Allerdings wünsche ich mir, dass sich bei uns noch einiges Positives bewegt. In anderen Alpenregionen sieht man, wie gut es zwischen Wanderern und Bikern klappt, wenn man es entsprechend kommuniziert. In Bayern herrscht noch eine ängstliche Grundstimmung, die das Miteinander verbaut. Aber das wird schon. Super-Touren sind auf jeden Fall ausreichend da – so, wie die Trail-Runde um den Hirschberg.
Man kann in Wildbad Kreuth an der Weißach parken und sich von dort erst einmal in der Idylle am Fluss warmrollen. Nach ein paar Kilometern kommt man zur Weißachalm, und ab Scharling geht es schließlich bergauf: 500 Höhenmeter am Stück bei mittlerer Steigung – mit Bike muss man drücken, mit dem E-MTB pfeifst schön rauf. Ich glaube ja, dass man bei uns am E-MTB über kurz oder lang nicht vorbeikommt. Wer mal draufsaß, den packt’s.
Nach 400 Höhenmetern lichtet sich der Wald, immer wieder öffnen sich schöne Ausblicke auf den Hirschberg. Oben landet man an einem markanten Sattel mit einer Wegkreuzung. Da geht’s halbrechts in den Wald auf den ersten (legalen) Trail (Nr. 607C, Richtung Bauer in der Au). Gleich zum Auftakt kommen die ersten Knackpunkte, aber da ist man ja noch gut fit. Es geht leicht verblockt los, und es folgen ein paar potenzielle Schiebepassagen, bevor es unten raus deutlich flowiger wird.
Nach zwei Kilometern landet man wieder auf Schotter und knickt auf die Rückseite des Hirschbergs ab. Es geht entspannt bergauf dahin zur Luckengraben-Alm und über ein kurzes Pfadstück weiter zur Holzerstube und schließlich zur Schwarzentennalm, wo man gut einkehren kann. Sie liegt umzingelt von alten Stadeln auf einer offenen, sonnigen Wiese, und es gibt eine saugute Brotzeitplattn. Ein Stück nach der Alm geht es Richtung Leonhardsteig links bergauf, bis man zum finalen Trail-Einstieg kommt. Der geht halbrechts Richtung Duslau-Alm ab und bietet jetzt satten Flow-Spaß bis ins Tal zurück nach Wildbad Kreuth. Der Hirschberg-Trail ist einer der wenigen als "Shared Trails" ausgeschilderten Wege bei uns – also für Biker und Hiker. Wir wünschen uns alle sehr, dass das Schule macht.
Tour-Daten
Distanz 26 km
Bergauf 1041 hm
Fahrzeit 2,5 h
Technik
Fahrtechnik mittel
Kondition mittel
Akku 1 x 500 Wh