Autor: Jörg Lohse
Jedes Vanlife-Projekt startet zunächst mit der Suche nach dem passenden Untersatz. Als beste Basis haben sich Kastenwagen der “Sprinterklasse” etabliert. Das zulässige Gesamtgewicht sollte bei mindestens 2,8 Tonnen, besser 3,5 Tonnen liegen, um genügend Zuladung für den Ausbau und spätere Ausrüstung zu haben. Gleichzeitig sollte das Gesamtgewicht aber nicht über letzterem Wert liegen, wenn der Camper mit einem normalen Pkw-Führerschein der Klasse B gefahren werden soll. Es ist auch auf einen möglichst rechteckigen und einheitlichen Innenraum zu achten, der sich leichter ausbauen lässt. Beliebte Basisfahrzeuge sind beispielsweise der besagte Sprinter von Mercedes-Benz, der VW Crafter oder Fiat Ducato. Vor dem Kauf sollten die Aufbaurichtlinien des Herstellers eingesehen werden. Diese enthalten wichtige Vorgaben für den Ausbau, etwa zu tragenden Karosserieteilen. Wer auf die etwas kleinere Van-Klasse (zum Beispiel den VW Transporter, Mercedes-Benz Vito oder Ford Transit) schielt, kann ohne große Umbaumaßnahmen an der Karosserie mit vielen fertig konfektionierten Einbaukits die große Hürde “Wohnmobilzulassung” in Angriff nehmen.
Damit ein ausgebautes Fahrzeug als Wohnmobil zugelassen werden kann, müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllt sein. Laut den Richtlinien des Verbands der Technischen Überwachungs-Vereine (VdTÜV) gehören dazu: Sitzgelegenheit mit Tisch, eine Schlafgelegenheit (auch durch Umklappen der Sitze möglich), ein fest eingebauter Kocher mit Zündsicherung sowie ausreichend Stauraum für Kleidung und Proviant. Einbauten bis auf den Tisch müssen fest im Fahrzeug verankert sein, sodass sie sich nur mit Werkzeug entfernen lassen. Eine Befestigung über Flügelmuttern scheidet deshalb aus. Beim Ausbau ist auch auf eine ausgewogene Gewichtsverteilung zu achten, die das Fahrverhalten nicht negativ beeinflusst.
Beim Ausbau selbst spielen die Konstruktionsmerkmale des Fahrzeugs eine wichtige Rolle. Wird beispielsweise eine vorhandene Trennwand zwischen Fahrerkabine und Laderaum entfernt, sollte vorher geprüft werden, ob es sich um ein tragendes Teil handelt. In diesem Fall wären zusätzliche Verstrebungen nötig. Eine gute Dämmung ist für den Camper-Van Ausbau unverzichtbar, selbst wenn man nur in der warmen Jahreszeit unterwegs sein möchte. Sie schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze und verhindert die Bildung von Kondenswasser, das zu Schimmel führen kann. Gedämmt werden müssen vor allem die Wände und das Dach, bei Ganzjahresnutzung auch der Boden. Als Dämmmaterial haben sich Styropor, Steinwolle oder Armaflex bewährt.
Nach Abschluss der Dämmung folgt der Innenausbau. Für die Wandverkleidung eignet sich beispielsweise eine Nut-Feder-Holzverkleidung, die einfach zu montieren ist. Schon beim Zuschneiden der Bretter an Aussparungen für Steckdosen denken! Als Bodenbelag bietet sich PVC-Boden an, der robust, pflegeleicht und in verschiedenen Designs erhältlich ist. Bei der Einrichtung ist kreative Raumnutzung gefragt. Viele Anbieter haben Baukastenlösungen im Programm, die nach eigener Vorstellung modular zusammengestellt werden können. Auch bei großen Baumarkt-Ketten werden Vanlife-Konstrukteure inzwischen fündig. Für die Ausbauteile sollten möglichst schwer entflammbare und splittersichere Materialien verwendet werden, die auch bei Unfällen möglichst keine Verletzungsgefahr darstellen.
Besondere Vorsicht ist bei der Installation von Elektrik, Gas und Heizung geboten. Die elektrische Anlage muss den VDE-Vorschriften entsprechen, insbesondere bei 230-Volt-Installationen. Diese Arbeiten sollten am besten von einem Fachmann durchgeführt werden. Auch die Gasanlage und eine eventuelle Zusatzheizung müssen vorschriftsmäßig eingebaut und abgenommen werden. Unabdingbar ist, dass Be- und Entlüftung, Auspuffanlage, Standheizung und Gasanlage voneinander getrennt sind. Der Fahrerplatz und Wohnbereich müssen ausreichend be- und entlüftet werden können.
Die Einstiege in den Wohnbereich müssen sich gefahrlos nutzen lassen. Die unterste Trittstufe sollte nicht höher als 500 Millimeter sein. Eine separate Eingangstür zum Wohnbereich muss auf der rechten Fahrzeugseite eingebaut werden. Der Fahrersitz sollte vom Wohnbereich aus schnell und einfach erreichbar sein. Idealerweise sollten mindestens zwei voneinander unabhängige Fluchtwege auf unterschiedlichen Fahrzeugseiten vorhanden sein.
Ist der Ausbau abgeschlossen, steht die TÜV-Abnahme an. Cracks haben bereits in der Planungsphase Kontakt mit dem Prüfer aufgenommen. Beim Termin sollten Aufbaurichtlinien des Fahrzeugherstellers, Prüfzeugnisse für Einbauten wie Gasanlage oder Heizung sowie eine Gewichtsberechnung vorgelegt werden können. Mit der TÜV-Abnahme kann dann die Zulassung als Wohnmobil beantragt werden. Dies lohnt sich in der Regel, da Wohnmobile oft günstiger besteuert und versichert werden als vergleichbare Transporter oder Kleinbusse.
Die Versicherung sollte über den Umbau zum Wohnmobil informiert werden. In der Regel ist eine spezielle Wohnmobil-Versicherung günstiger als eine normale Kfz-Police. Zudem sind bei Kaskoversicherungen für Reisemobile meist auch die festen Einbauten mitversichert. Das Thema „junge Fahrer unter 25“ kann auch interessant sein, da viele Wohnmobil-Versicherungen hier keine Aufschläge verlangen.
Wirklich billig ist ein Vanlife-Projekt allerdings nicht. Es fängt damit an, ein passendes Basis-Fahrzeug zu finden, das kein runtergerockter und bereits mit Rost und Beulen versehener Kilometerkönig ist. Transporter aus Handwerkerbesitz oder ausgediente Fahrzeuge aus Paketdienst-Flotten scheiden meist aus. Die eigene Arbeitsleistung sollte ebenfalls berücksichtigt werden: Drei bis vier Wochen reine Umbauzeit muss man kalkulieren und bei z. B. Gas, Strom sollte am besten ein Fachbetrieb hinzugezogen werden. Nicht zu vergessen ist eine gut gefüllte aber auch qualitativ hochwertige Werkzeugkiste, die für Metall- und Holzarbeiten geeignet ist. Je nach gewünschter Ausstattung hat man schließlich die ersten 10.000 Euro für die Einrichtung schnell überschritten. Inklusive Fahrzeug ist man flugs im Bereich, wo bereits gute Gebrauchte angeboten werden. Aber: Man baut sich das Wunschmobil für künftige Traumtouren nach eigenen Vorstellungen. Das ist dann wie der bekannte Werbespruch: unbezahlbar!
Der ehemalige Snowboard-Profi sitzt inzwischen auf zwei Rädern. Was den Freerider in Verbindung mit seiner Leidenschaft am Vanlife fasziniert, sind die unendlichen Möglichkeiten, die unterwegs warten, wie er bild- und wortgewaltig in seinem Blog beschreibt: Stehenbleiben, das Rad rausholen und dann „epic riding!“ Er gestaltet seine Mobil-Homes zusammen mit den Spezialisten von Castello aus Österreich. Hannes hat aktuell ein neues Vanlife-Projekt am Start, wir werden darüber in Kürze berichten. Blog: timeisyourlife.com
Julia Schaefer (Hofmann) ist gebürtige Oberfränkin und reist seit 13 Jahren mit ihrem Mountainbike und oft auch mit ihrem Land Rover durch die Welt, auf der Suche nach den schönsten Mountainbike Trails. Sie lebt inzwischen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Oberbayern, wo sie einen kleinen Campingplatz an einem Naturbadesee betreibt. Seit sie denken kann, schraubt Julia an Autos: “Mit 16 Jahren habe ich gemeinsam mit meinem Bruder einen alten Käfer von Grund auf hergerichtet. Den Landy-Spleen hat mir auch mein Bruder übertragen. Er ist auch das wandelnde Land-Rover-Lexikon, ohne ihn wäre ich schon oft irgendwo für länger gestrandet. Aber Dank der 24/7 Sebastian-Servicehotline konnte ich meine Landys so reparieren, dass ich fast immer nachhause fahren konnte.” Ihr alter Landy Serie 2a war ihr Bachelorarbeitsprojekt, Thema: Mobiles minimales Wohnen mit Mountainbike: Mit umbaubarem Bett von 70cm auf 1,40m Matratze und Klapptisch zum Essen zwischen den Sitzen. “Ich wollte einen Land Rover schaffen”, erklärt uns Julia, “in dem ich alles innen lagern und essen kann, wenn ich alleine unterwegs bin. Wenn wir zu zweit sind, kann ich so umbauen, dass die Räder auf dem Dach sind und innen auf einer breiten Matratze geschlafen wird.” Ihr „neuer“ Land Rover, ein Baujahr 2014er Defender TD4, ist ihr „Vernunftauto“ für Langstrecken und zum Ziehen von Anhängern usw.: “Da lachen mich viele aus. So ein Auto ist doch kein Verrnunftauto, sagen sie. Aber für mich schon!” Den Landy hat Juli als Werkstattauto umgebaut und fährt damit auf Festivals und zu Events, um Schrauberworkshops zu gebe: “Auch darin kann ich leben, aber zum Essen und Kochen muss ich raus. Es gibt einen ausziehbaren Werkzeugkasten und einen Werkzeugschrank hinter der Seitenschiebescheibe. Zwei Fahrräder kann ich neben dem Bett lagern und mein EVOC World-Traveler passt perfekt hinter den Beifahrersitz, als Kleiderschrank.” Mehr zu Julia unter sunnyrideoflife.de
Der „Mountainbiker des Jahres“ von 2011 war 2014 Gesamtsieger des Deutschen Downhillcups und 2015 Deutscher Vizemeister. Heute trainiert er den Nachwuchs und unterhält die Szene mit Podcasts und Youtube-Videos. Von den 365 Tagen eines Jahres ist er berufsbedingt mindestens 183 Tage unterwegs, aber gelebt, so gesteht er, habe er schon immer als Vanlifer: „Ich war Rennfahrer ohne Geld und konnte mir kein Hotel leisten. Deshalb habe ich immer in Autos, bzw. im Bus geschlafen.“ Los ging es für Jasper in einem T3-VW Bulli, darauf folgte ein T4 – beide mit Bett an Bord, zuletzt war es der Opel Vivaro. Der dann aber irgendwann zu klein wurde, als es nicht nur noch darum ging, um günstig von A nach B zu kommen. „Ich brauche ein Office, in dem ich arbeiten kann, meine Clips schneiden kann. Aber ich brauche auch einen Rückzugsort, in dem ich Zeit für mich habe.“ Sein aktuelles Gefährt ist ein Sunlight Cliff 601 Adventure, mehr dazu auf seinem Instagram-Kanal.
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Der Ex-Rennradprofi, Sohn von Radsportlegende Erik, hat mit dem österreichischen Van-Spezialisten Mavis die „Rick-Edition“ entworfen. Für ihn war wichtig, Funktionalität und Abenteuerlust zu paaren, aber auch Platz für Bikes und Equipment sowie einen komfortablen Schlafraum zu haben. Auch im Blick: sich autark mit Strom und Wasser versorgen zu können. Das Mavis-Konzept lässt neben „Rick“ auch andere Eigenlösungen zu. Das Basismodul kostet inklusive Einbau 15.900 Euro, die Rick-Edition, die es übrigens auch bei Tchibo gibt, 34.900 Euro. Infos: mavis.one/tchibo
Urlauben und Leben im rollenden Zuhause macht unabhängig und lässt individuelle Wünsche wahr werden. Wie wäre es mit ein wenig Inspiration und Know-how? In „Van it Yourself“ von den Autoren Ute und Rafael Mans werden Vans und ihre Besitzer porträtiert, ergänzt um leicht verständliche Anleitungen für kleine DIY-Projekte. Dieses Buch bietet eine Fundgrube an Ideen für den Camper-Selbstausbau: von grundsätzlichen Überlegungen bis hin zu liebevollen Gestaltungsmöglichkeiten, die den Aufenthalt an Bord angenehmer machen. Kleine DIY-Projekte, präsentiert in leicht nachvollziehbaren Arbeitsschritten, sind auch ohne Vorkenntnisse umsetzbar. Gebunden; 160 Seiten; 29,90 Euro >> hier direkt kaufen.