Sebastian Brust
· 30.03.2017
Trailparks oder Trailcenter sind Spielplätze für Biker – und zwar ohne Lifte. Das Angebot in Deutschland ist noch rar, aber es tut sich was. Wir zeigen Ihnen, wo Biken auf ganzer Linie Spaß macht.
Wer sagt denn, dass ein Bikepark immer einen Lift haben muss? Trailcenter breiten ihr Pfadnetz in hügeliger Landschaft aus und haben daher ihren eigenen Achterbahn-Charakter. Dafür werden die Trails speziell für die Nutzung durch Mountainbiker präpariert und zum Beispiel mit Anliegerkruven oder Holzkontruktionen aufgewertet, oder gleich ganz neu angelegt. Die Schwierigkeitsstufen reichen von einfach bis anspruchsvoll. Die Entwicklung nimmt gerade Fahrt auf, ständig sprießen neue Trailcenter aus dem Boden. Hier eine Übersicht, die daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann.
Keine 30 Minuten Autofahrt von Willingen entfernt befindet sich der Trailground Brilon. Nach schottischem und Rabenberger Vorbild winden sich hier drei Routen mit insgesamt 28 Kilometern Länge über die sanften Hügel – und zwar mit 60 Prozent Trail-Anteil. Die Pfade werden nur einspurig befahren und sind weder bergauf noch bergab zu steil. Hektische Fahrmanöver, die auf dem Boden Spuren hinterlassen könnten, sind nicht nötig.
Gebühren: freier Eintritt
Geöffnet: ganzjährig
Mehr Infos: www.bike-arena.de
Gleich gegenüber vom berühmten Bikepark Winterberg, am Bremberg ist der Einstiegspunkt in den Trailpark Winterberg. Das Streckennetz umfasst 60 Kilometer, davon 20 Kilometer Trails. Der Fokus liegt auf familientauglichen Runden. Aber auch Biker, die gerne mal knackig bergauf kurbeln oder anspruchsvoll bergab donnern, werden hier fündig – Übungsparcours inklusive.
Gebüren: freier Eintritt
Geöffnet: April bis Mitte November
Infos: www.trailpark-winterberg.de
Der erste Singletrailpark Deutschlands schlängelt sich in Form von fünf aufregenden Schleifen durchs Erzgebirge. Alle lassen sich rege miteinander kombinieren. Die Krönung ist der 26 Kilometer lange Loop namens Black Raven, der mit allerlei Spaßverstärkern wie Kickern und Anliegern aufwartet.
Gebühr: 7 Euro/Tag.
Länge: 5,7 bis 26,2 km (Gesamt-Trails: 73 km)
Ort: Rabenberg (Sachsen)
Geöffnet: April bis Ende Oktober
Infos: www.trailcenter-rabenberg.de
Insgesamt 80 Kilometer Singletrails umringeln mittlerweile den Berg Tafelfichte im tschechischen Isergebirge. Die Grundidee des Singltrek Centrums pod Smrkem (der Name ist aus dem Englischen frei ins Tschechische übersetzt) ist es, den Tourismus anzukurbeln, um der wirtschaftlich trüben Situation in der Region entgegenzuwirken. Aus diesem Grund wurden die Trails auch für eine möglichst breite Masse an Bikern konzipiert. Kenner halten die Kurven für nahezu perfekt, denn sie wurden vom Betreiber Tomáš Kvasnička in Zusammenarbeit mit dem walisischen Traildesigner Daffyd Davis angelegt. Kinder und Einsteiger haben ebenso Spaß wie Marathon-Cracks und Enduro-Freaks. Die Trails winden sich derart freundlich die Bergflanken entlang, dass man noch nicht mal zwingend eine Federgabel braucht. Die Strecken sind nach Schwierigkeitsstufen markiert, richtungsgebunden und können munter miteinander kombiniert werden – bis zu einer 80 Kilometer langen Schleife. Enthusiasten schaffen das locker an einem Tag. Es geht weder steil bergauf, noch furchteinflößend bergab. Selbst schwarze Pisten sind easy fahrbar. Im Startzentrum warten Shops mit Zubehör und Leih-Bikes, ein Restaurant und alle Infos zu den Events.
Gebühren: freier Eintritt,
Länge: Streckenabschnitte in vier Schwierigkeitsgraden von 1,8 bis 10,6 Kilometern; insgesamt 80 Kilometer
Ort: Nové Město pod Smrkem (Neustadt an der Tafelfichte), Tschechien
Infos: www.singltrekpodsmrkem.cz
Das Trailcenter in Cerná Voda, einem verschlafenen Dorf tief in Tschechien, ist so etwas wie ein Cousin des Singltrek Centrums in Nové Mesto pod Smrkem. Es hat dieselbe DNA: mit fetischistischer Hingabe modellierte Super-Pfade, Holzbrücken, Anliegerkurven, seicht ansteigende Uphills, nicht zu steile Abfahrten. So mancher, der schon dort war, behauptet, es sei der Park mit dem besten Flow. Europäische Trail-Designer kommen immer gern in dieses Trailcenter, um sich in Sachen Anlieger-Shape und Kurvenkombination was abzuschauen. Es gibt aber auch zahlreiche naturbelassene Abschnitte, auf denen die Federungen der Bikes gefordert werden. Für einen spontanen Wochenend-Trip liegt Rychlebské leider ziemlich weit weg (östlich von Prag). Aber ein ausgedehnter Roadtrip mit einem Abstecher über Rabenberg und Pod Smrkem wird definitiv ein anhaltendes Urlaubserlebnis. Tipp: das gemütliche Trailhouse Café mit Bikeshop.
Gebühren: freier Eintritt
Länge: verschiedene Runden von 7 bis zu 21 Kilometern Länge und 80 bis 470 Höhenmetern
Ort: Cerná Voda, Tschechien
Geöffnet: April bis Oktober
Infos: www.rychlebytrails.eu
England ist der Mutterschoß der Singletrailcenter, die Eizelle, der Kreissaal – oder wie auch immer man es auszudrücken gedenkt. Hier entstand die Idee, die Hügelketten für Biker urbar zu machen, ohne die Landschaft dabei mit Liften zu verschandeln. Inzwischen gibt es mehr als dreißig Singletrail-Netze in der Region. Zu den aufregendsten und beliebtesten zählt das Gisburn Trailcenter unweit der Stadt Lancaster. Zwar stehen nur drei Varianten zur Auswahl – "moderat", "schwierig" und "sehr schwierig" – doch diese lassen sich problemlos miteinander verknüpfen. Wer sich auf dem Loop mit der höchsten Schwierigkeitsstufe vergnügen will, der sollte über ein gutes Fahrtechnik-Niveau verfügen. Wurzelteppiche und Drops fordern den Mut und die Reflexe heraus.
Länge: Loops zwischen 9,5 und 18 Kilometern Länge, die zu diversen Varianten kombiniert werden können.
Ort: Cumbria (Nordwest-England)
Geöffnet: ganzjährig
Infos: www.gisburnbiketrails.com
Stane ist das schottische Wort für Stein und um sieben Steinskulpturen ranken sich die mittlerweile schon legendären sieben schottischen Trailcenter, die man wirklich mal erlebt haben muss. Einklicken, losfahren, feinste Singletrails genießen. Es ist das Konzept von 7 Stanes, es den Bikern so easy wie möglich zu machen. Zumindest, was die Logistik anbelangt. Die sieben Trailcenter haben sich zu einem Vermarktungsverbund zusammengeschlossen, um das Biken einer möglichst breiten Masse an Leuten zu ermöglichen. Die zentrale Website gibt Auskunft über die einzelnen Parks, die nur kurze Autofahrten weit auseinanderliegen. Auch die Routen-Konzepte sind Gemeinschaftssache. Jede Location bietet Trails für sowohl Anfänger als auch Fahrtechnik-Virtuosen. Perfekt ausgeschildert führen die Routen durch die raue Hügellandschaft Schottlands. An idyllischen Seen und Schlössern vorbei, aber nie an urbanen Zonen oder hektischen Verkehrsadern. Am besten schnappt man sich ein Wohnmobil und klappert eins nach dem anderen ab: Glentrool, Kirroughtree, Dalbeattie, Mabie, Ae, Glentress und Newcastleton.
Länge: insgesamt 400 Kilometer, wobei dazu auch die "Forest Road"-Abschnitte zählen.
Ort: Süd-Schottland
Geöffnet: ganzjährig
Infos: www.7stanes.com
Im Ort Ainsa auf der spanischen Seite der Pyrenäen wartet seit 2011 ein Trail-Geflecht in den bizarren Felsformationen der Sierra de Guara. Auch die Enduro Series hat hier schon Station gemacht. Die meisten der 20 Routen sind ausgeschildert, für manche stehen GPS-Daten bereit.
Infos: www.bttpirineo.com