Jeanette Wunderl
, Sebastian Brust
· 19.10.2014
Der Landtag hat entschieden: Petition gegen die 2-Meter-Regel wurde abgelehnt. Die DIMB Deutsche Initiative Mountain Bike sagt: Es geht weiter, jetzt erst recht!
Die Abschaffung der Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg ist vom Tisch! So ist es beschlossen. Der Landtag folgte in seiner Sitzung vom 16.10.2014 der Empfehlung des Petitionsausschusses, der sich gegen eine Änderung des Waldgesetzes ausgesprochen hatte. Die von der DIMB und anderen Radverbänden vorgebrachten Argumente wurden dabei so gut wie nicht gewürdigt. Auch die über 58000 gesammelten Unterschriften der Online-Petition konnten den Petitionsausschuss nicht umstimmen. Seit fast 20 Jahren verbannt dieses Gesetz Fahrradfahrer von schmalen Pfaden im Wald – und darf es weiter tun.
Dazu Heiko Mittelstädt, Sprecher und Koordinator der DIMB für Baden-Württemberg: "Wir finden es bedauerlich, dass der Landtag sich nicht zu einem modernen, ausgrenzungsfreien Betretungsrecht bekannt hat. Da dieser positive Ansatz fehlt, muss umso mehr der einberufene "Runde Tisch" eine sachliche Diskussion gewährleisten. Wir respektieren aber als Bürger und Demokraten die Entscheidung des gewählten Parlaments."
Hoffnung machte noch kurz zuvor ein Treffen in Stuttgart, bei dem sich Vertreter der DIMB, des Forstes, der Jagd-, Wander- und Reiterverbände sowie der Radsportverbände und des ADFC im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg zum Thema Erholungsnutzung im Wald zusammen gesetzt hatten. Bei diesem "Runden Tisch" ging es um den Austausch von Ideen, wie man das Miteinander im Wald verbessern kann.
Die Umsetzung dieser Ideen dürfte durch den Beschluss des Landtags deutlich erschwert werden. Die offizielle Freigabe schmaler Wege für Biker ist demnach weiterhin nur durch ein umständliches Ausnahmegenehmigungsverfahren auf kommunaler Ebene möglich. Immerhin wird angestrebt, den Singletrail-Anteil der freigebenden MTB-Strecken von derzeit 2,5 % auf ungefähr 10 % zu erhöhen.
Davon abgesehen bleibt den Mountainbikern aus Baden-Württemberg zum Trail-Biken weiter nur der Weg in benachbarte Bundesländer oder in die Illegalität. Und obwohl die Erfahrung zeigt, dass Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern genauso rar sind wie flächendeckende Kontrollen des Bike-Verbots: das unangenehme Gefühl, beim Biken im Wald etwas Verbotenes zu tun, fährt in Baden-Württemberg im Hinterkopf weiterhin mit.
Natürlich ist es nicht so, dass in Baden-Württemberg die Meisten gegen Mountainbiker wären. Die durchaus hohen Biker-Anteile in der Bevölkerung und die trotz vorhandener Missachtung des Trail-Verbots nur geringen Konflikte zwischen Bikern und anderen Waldnutzern legen dies zumindest nahe. Aber die Zwei-Meter-Regel bleibt und mit ihr das sprichwörtliche "Geschmäckle".
In einer prompten Reaktion auf der BIKE Facebook-Seite sehen viele Biker die Schuld in der amtierenden Landesregierung oder hoffen zumindest, sie dafür verantwortlich machen zu können – schließlich waren die Grünen von Ministerpräsident Kretschmann in der Opposition noch strikt für eine Abschaffung der Zwei-Meter-Regel:
Andere glauben nicht daran, dass es unter einer anderen Regierungszusammensetzung zu einer Verbesserung der Situation für Mountainbiker in Baden-Württemberg hätte kommen können und geben sich politikverdrossen:
Warum die sogenannte Zwei-Meter-Regel sogar ein Beispiel für ein verfehltes Demokratieverständnis sein soll, versucht dieser Blog-Beitrag der Webseite www.waldleaks.de zu erläutern. Die Betreiber der Seite setzen sich für die Enthüllung von Vorgängen rund um Wegesperrungen für Mountainbiker ein.
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