Dimitri Lehner
· 13.04.2016
Trails vor, die jeder Freerider gefahren sein muss. Diesmal der Supertrail im Drei-Länder-Eck – der neue „Canadian Trail“ in Freiburg im Breisgau. Warum sich die Anfahrt lohnt? Lest selbst.
"Das ist ein Armutszeugnis! Da müssen extra Kanadier her, um uns Deutschen zu zeigen, wie man geschmeidige Trails baut", sagt Thorben. Der Freiburger Local kurbelt heute schon das zweite Mal die 450 Höhenmeter hoch zum Kybfelsen, um danach sein Enduro über den "Canadian Trail" zu scheuchen. Wir treffen Thorben am Trail-Einstieg. Mit seiner Anspielung trifft Thorben zwar einen wunden Punkt der deutschen Freeride-Seele, doch wir sagen nichts. Denn jetzt sind wir euphorisch: Kanada-Feeling im Schwarzwald? Gibt’s doch nicht. Oder doch?
"Angefangen hatte alles vor zirka drei Jahren", erzählt Arne Grammer vom Bikepark Todtnau. Gemeinsam mit dem Verein MTB-Freiburg verhandelte er mit dem Forstamt. Keine leichte Sache. Das Ziel: die Genehmigung für einen Bike-Trail in City-Nähe. "Irgendwann kam dann das Okay. Wir hatten fast schon aufgegeben", erinnert sich Arne. Als es darum ging, wer den Trail bauen soll, kam ein Vereinskamerad auf die entscheidende Idee: Befreundete Trail-Bauer aus Kanada sollten die Strecke designen. Genau so kam es. Vier Kanadier aus British Columbia reisten an und waren begeistert. Selbst als sie hörten, es gebe statt Geld nur Flug, Unterkunft, Werkzeug und Verpflegung. "Das waren rund 12 000 Euro, die der Bike-Konstrukteur und Wahl-Freiburger Peter Denk übernommen hat", sagt Arne. Vier Wochen lang buddelten die Kanadier ohne Maschinen, dafür mit vielen Helfern, bis die Strecke vom Kybfelsen runter zum Stadtrand endlich fertig war.
Wie und wo?
Vom Stadtviertel Wiehre kurbelt man 450 Höhenmeter zum Kybfelsen. Uns zeigte Bike-Promi Andi Kromer die Auffahrt auf Singletrails. Alleine ist die Variante allerdings schwer zu finden, da aktuell noch die Beschilderung fehlt (soll sich ändern). Wer auf Nummer Sicher gehen will, folgt der Forststraße und den Schildern Richtung Kybfelsen. Der Trail-Einstieg ist nicht zu übersehen.
Die Abfahrt: Runter geht’s über 3,6 Kilometer auf Waldboden. Schnell nimmt der Trail Fahrt auf. Ständig tauchen gut dimensionierte Erdanlieger auf. Sie schleudern den Biker wie eine Flipper-Kugel nach links, rechts, links, dann wieder Falllinie, bis es die nächsten Turns hagelt. Braaap! Der Trail ist schnell, spaßig und tatsächlich: flowig. Hier passt das inflationär verwendete Modewort wirklich. Mutproben gibt’s keine, lediglich einen Holz-Drop (lässt sich auch rollen), einen mittelgroßen Sprung (darf man auch casen) und einen spaßigen Hip-Jump (sollte man richtig treffen). Halbwegs erfahrene Freerider, können hier alles ungesehen fahren. Langweilig wird der Trail trotzdem nicht.
Fazit: Mission erfüllt! Der Trail ist ein Paradebeispiel dafür, dass es auch ohne viel Geld geht. Man muss nur wissen, wie, und die richtigen Leute fragen. Wermutstropfen: Wir fürchten, dass Witterung und eine hohe Frequentierung dem Trail ziemlich zusetzen werden, da er ganz natürlich und ohne Brechsand gebaut ist.