Text: Maxi Dickerhoff
Adrenalin-Faktor, Flow-Faktor, Natur-Faktor: Singletrails können auf so vielfältige Weise begeistern. Da fällt es schwer, sie in eine Rangliste zu bringen. Richtige Supertrails bieten aber eine abwechslungsreiche Mischung aus allen drei Faktoren. Deshalb hier meine fünf Lieblings-Supertrails. Jeder für sich ist definitiv eine Reise wert.
Knapp 100 Kilometer westlich von Turin schlängelt sich ein unnachahmlich abwechslungsreicher Singletrail über die französisch-italienische Grenze. Ausgangspunkt der Tour ist der französische Wintersportort Montgenèvre. Von hier geht es wahlweise per Lift oder auf eigene Faust auf den Sommet des Anges, den Gipfel, der auch als Quellgebiet der Durance gilt. Umgeben von den riesigen Weltkriegsanlagen auf dem Sommet des Anges geht es einmal um den 2648 Meter hohen Monte Gimont. Die Strecke verläuft überwiegend auf gut befahrbaren Wanderwegen. Highlight der Tour ist der farbenprächtige Lago dei Sette Colori, der seine Farbenpracht vor allem in der Abendsonne offenbart. Für Adrenalin und Flow sorgt die Abfahrt zurück ins Val di Susa.
Der Gipfel des Piz Umbrail ist eine Herausforderung für Mountainbiker aller Könnensstufen, denn die Auffahrt vom Umbrail-Pass zum Gipfel ist kein Zuckerschlecken. Ohne Motor braucht es viel fahrerisches Können und eine enorme Kondition - und trotzdem gibt es viele Schiebe- und sogar Tragepassagen. Mit dem E-MTB und entsprechender Uphill-Fahrtechnik ist der Raufweg größtenteils befahrbar. Auf dem Gipfel bietet sich dann eine besondere Aussicht. Im Osten eröffnet sich ein herrlicher Blick auf den König Ortler, zu dessen Füßen sich auf der Stilfserjoch-Passstraße ein surreales Treiben abspielt. Schaut man hingegen nach Westen, offenbart sich die Kraft einer unberührt wirkenden Naturkulisse. Der Trail vom Piz Umbrail streift das Ufer des wohl schönsten Bergsees der Schweizer Alpen, des Lei da Rims. Achtung: Der Weg ist durchgehend anspruchsvoll. Lasst Euch also nicht von der Schönheit des Sees ablenken.
Trails können auf vielfältige Weise begeistern. – Maxi Dickerhoff
Eine eher unbekannte E-MTB-Tour am sonst so gut erschlossenen Gardasee führt von Limone über den Passo Nota auf den 1621 Meter hohen Monte Carone. Der Anstieg zum Gipfel des Monte Carone beginnt vom Passo Nota kommend kurz vor dem Passo Guil. Durch ein wunderschönes Hochtal geht es auf einem teilweise anspruchsvollen S2-Trail hinauf zum Gipfel. Dort warten nicht nur alte Weltkriegsbunker, sondern vor allem eine fantastische Aussicht auf den Gardasee. Die Abfahrt erfolgt ebenfalls über einen S2-Trail mit einigen engen Spitzkehren zurück zum Passo Guil. Von dort geht es über Pregasina zurück ans Gardaseeufer.
Für Enduro-Rennfahrern längst ein Begriff, ist das beschauliche Mollau für viele E-Mountainbiker noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Zu Unrecht, denn obwohl Mollau nur 339 Einwohner hat, ist es von Singletrails geradezu umzingelt. Der kleine Ort liegt in einem Talkessel, flankiert von den klassischen Mittelgebirgszügen der Hochvogesen. In den Wäldern an den Berghängen verstecken sich zahlreiche grandiose MTB-Strecken, eine schöner als die andere. Mein Favorit: der Marathon-Trail. Aber Vorsicht: Der Trail ist nicht immer geöffnet. Unbedingt vorher bei den Einheimischen nachfragen, ob der Trail befahren werden darf.
Der 2763 Meter hohe, monumentale Piz Chavalatsch thront genau auf der Grenze zwischen dem italienischen Vinschgau und dem schweizerischen Münstertal. Dementsprechend kann man die ausgedehnte Tour auch als Zweiländertour bezeichnen. Ausgangspunkt ist der kleine Ort Santa Maria im Münstertal. Mit dem Postauto gelangt man zum eigentlichen Ausgangspunkt der Tour, dem Stilfserjoch. Von dort geht es über den Goldsee-Trail zur Furkelhütte. Danach folgt der lange und harte Aufstieg zum Gipfel des Piz Chavaltsch. Der Aufstieg hat es in sich. Geübte E-Mountainbiker sollten den Großteil fahren können - Schiebepassagen bleiben aber nicht aus. Belohnt wird man mit einer gigantischen Naturkulisse und herrlicher Einsamkeit. Der Trail zurück ins Val Müstair verlangt eine sehr gute Bike-Beherrschung, da an den steilen Hangflanken teilweise Absturzgefahr besteht.