BIKE Supertrail im Schweizer WallisPortail de Fully

Gitta Beimfohr

 · 05.04.2024

Panorama? Was denn für ein Panorama?! Eigentlich war der Fotograf happy mit der spektakulären Wolkenbrandung. Was er nicht sehen konnte: Bei schönem Wetter blickt man an der Kante senkrecht ins 1700 Meter tiefer liegende Rhônetal und gegenüber ins komplette Mont Blanc-Massiv.
Foto: Markus Greber / Skyshot
Sein Name klingt nach Bikepark, doch der Portail de Fully bringt von Natur aus alles mit, was einen BIKE Supertrail ausmacht: Mont Blanc-Panorama und eine Wegführung zu seinem Namensgeber, wie sie spektakulärer nicht sein könnte.

Schon der Berg an sich ist eine geologische Sensation: Unten steht der Grand Chavalard auf so hartem Granitgestein, dass selbst die Rhône im 90-Grad-Winkel um ihn herum fließen muss. Sein Gipfel dagegen baut sich aus porösem Dolomit-Gestein auf, was wiederum zu skurrilen Felsformationen führt. Und genau in diese spektakuläre Landschaft klettert dieser Trail hinauf, steuert auf seinen Namensgeber Portail de Fully (deutsch: Tor von Fully) zu, balanciert senkrechte Felswände entlang und schlägt sich am Ende in mehr als hundert Kehren wieder ins Tal hinunter. Das Ganze vor unglaublichem Mont Blanc-Panorama. Eine abenteuerliche Hochgebirgserfahrung für die man unbedingt Schwindelfreiheit mitbringen muss.

In luftigen Höhen Dolomit-Gestein: Daraus haben Wind und Wetter am Grand Chavalard eine ganz eigene Welt modelliert.Foto: Markus Greber / SkyshotIn luftigen Höhen Dolomit-Gestein: Daraus haben Wind und Wetter am Grand Chavalard eine ganz eigene Welt modelliert.

Abenteuerlich geht’s bereits in Dorénaz los mit der Gondelfahrt. Die Seilbahn transportiert Bikes, allerdings werden sie über Kopf an den Reifen aufgehängt – unter der Gondel. Daher sollte man nicht vergessen, die Trinkflaschen vorher abzunehmen! Wasser wird man während der Auffahrt nämlich noch dringend brauchen, denn nach 700 Höhenmetern ist Schluss mit der Bequemlichkeit. Ab Champex d’Alesse müssen noch 1200 Höhenmeter selbst gekurbelt werden. Erst ganz angenehm auf Asphaltkehren, dann auf Schotterweg bis zur Cabane du Sex Carro, wo man die Trinkflaschen besser noch mal auffüllt. Hinter der Hütte schiebt man ein Stück Almwiese hinauf, bis der weitere Weg wieder erkennbar wird und diesem breiteren, steilen Pfad folgt man nun bergan ins einsame Hochgebirge.

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Bevor die Schweizer gar keine Bikes mitnehmen, lassen sie sich lieber etwas Abenteuerliches einfallen. Achtung: Jeden ersten Donnerstag des Monats hat die Bahn Revision!Foto: Markus Greber / SkyshotBevor die Schweizer gar keine Bikes mitnehmen, lassen sie sich lieber etwas Abenteuerliches einfallen. Achtung: Jeden ersten Donnerstag des Monats hat die Bahn Revision!

Die Steigungsprozente machen bald Mühe, das Panorama zur Seite lenkt aber immer mehr ab – einen Großteil der letzten 300 Höhenmeter wird man schieben müssen. Doch am höchsten Punkt überblickt man eine geologische Sensation: Der Gipfel des Granitbergs Grand Chavalard besteht aus Dolomitgestein! Das erklärt auch die Felsformation, auf die der Trail nun hinuntersteuert: ein Torbogen in weißem, porösem Gestein. Auf Französisch: Portail de Fully. Ein Felsmonument wie es auch in Moab stehen könnte.

Schließlich trifft man auf eine Schotterstraße, von der nach einem kurzen Stück scharf rechts ein steiler Trail nach oben abzweigt. Nach etwa 80 Höhenmetern schneidet der Pfad den Hang in feinster Flow-Country-Manier, leicht bergab, Richtung Lousine. Ein schnell zu übersehendes, kleines gelbes Schild weist kurz darauf in die richtige Spur nach Chiboz. Im ruppigen Zickzack windet sich diese den immer noch steil abfallenden Berghang hinunter. Jetzt allerdings im blickdichten Wald.

Spuky, aber doch unheimlich schön: Die Portail de Fully-Abfahrt mal nicht mit Super-Panorama, sondern im Nebel.Foto: Markus Greber / SkyshotSpuky, aber doch unheimlich schön: Die Portail de Fully-Abfahrt mal nicht mit Super-Panorama, sondern im Nebel.

In Chiboz selbst lohnt sich eine Einkehr im Relais des Chasseurs. Der Chefkoch ist Spezialist in Sachen Wild und Schnecken. Man sagt, die Soße dazu rühre er nur nachts im Schein der Stirnlampe an, damit ihm niemand hinter das Rezept kommt. Gut gestärkt geht’s dann in die restlichen 900 Tiefenmeter der Abfahrt. Die Trail-Kurven sind hier zwar breiter ausgefahren, aber sie fallen auch deutlich steiler in die Tiefe ab. Ohne blockierendes Hinterrad sind diese ständigen Richtungswechsel kaum zu bändigen. Insgesamt 100 Kehren will hier mal jemand mitgezählt haben. Doch irgendwann endet leider auch diese Karussellfahrt und wir landen wieder im Rhônetal, in den Weinreben von Fully.

Der BIKE Supertrail Portail de Fully in der ÜbersichtskarteFoto: Thomas GallDer BIKE Supertrail Portail de Fully in der Übersichtskarte

Info Supertrail Portail de Fully

  • Länge: 39,3 Kilometer
  • Bergauf: 1484 Höhenmeter
  • Bergab: 2186 Tiefenmeter
  • Schwierigkeit: mittel bis schwer

Die Tour: Rein vom Untergrund her müsste man den Portail de Fully eigentlich als leicht fahrbaren Trail einstufen - wenn diese extreme Ausgesetztheit nicht wäre. Auf kurzen Abschnitten wird selbst das vorsichtige Schieben zum Balanceakt. Daher bitte nichts riskieren und im Zweifel immer lieber absteigen, auch wenn der Trail feingekieselt und stolperstellen-frei geradeaus steuert. Ruppiger zeigt sich der Trail erst später im Wald (bis S2). Zum Teil folgen die Kehren hier in Radlänge aufeinander und es geht steil bergab. Dafür ist die Absturzgefahr deutlich geringer. Die Auffahrt zieht sich, trotz Seilbahn-Einsatz. Am Ende sogar mit Schiebe- und Tragepassage.

Panorama? Was denn für ein Panorama?! Eigentlich war der Fotograf happy mit der spektakulären Wolkenbrandung. Was er nicht sehen konnte: Bei schönem Wetter blickt man an der Kante senkrecht ins 1700 Meter tiefer liegende Rhonetal und gegenüber ins komplette Mont Blanc-Massiv.Foto: Markus GreberPanorama? Was denn für ein Panorama?! Eigentlich war der Fotograf happy mit der spektakulären Wolkenbrandung. Was er nicht sehen konnte: Bei schönem Wetter blickt man an der Kante senkrecht ins 1700 Meter tiefer liegende Rhonetal und gegenüber ins komplette Mont Blanc-Massiv.

Startpunkt: Am Seilbahn-Parkplatz Dorénaz

Seilbahn: Die Seilbahn in Dorénaz-Champex d’Alesse hilft die ersten 700 Höhenmeter bergauf, die restlichen 1200 Höhenmeter muss man selbst kurbeln und im oberen Bereich teilweise schieben. Täglich ab 5:45 Uhr. Jeden ersten Donnerstag des Monats wegen Revision geschlossen. Info: dorenaz.ch

Einkehr-Tipp Berggasthof Relais des Chasseurs in Chiboz. Hier gibt es feinste Wildgerichte und vor allem Schnecken. relaisdechasseurs.ch

EMTB-Info Wegen der langen und teils steilen Auffahrt ist die Runde perfekt fürs E-MTB geeignet. Allerdings wird man trotzdem nicht alles fahren können. Teilweise muss man das Bike auch ein paar Stufen hochwuchten und schultern. Akku-Management: Der lange Talweg zurück zum Start ist nicht zu unterschätzen!

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