

Schweiz: Alps MTB Epic Trail mit IMBA Prädikat
Supertrail in Graubünden: Alps Epic Trail bei Davos
Man kann genau einen großen Fehler auf diesem Trail machen. Nämlich den, erst mittags zu starten. Doch der offiziell zum Trail gehörende Aufstieg mit der Seilbahn verführt leider dazu. Völlig unverschwitzt blicken wir um kurz nach 14 Uhr vom 2590 Meter hohen Jakobshorn auf das umliegende Gipfelpanorama. Dann rollen wir gemütlich auf der Schotterstraße zum Einstieg des berühmten Alps Epic Trails hinüber: Zahmer, sandpapierartiger Hochgebirgsboden erwartet uns nun, vereinzelt mit Felszähnen durchsetzt. Also Sattelstütze versenken und los geht’s. Der Pfad zieht erst einen weiten Schwung über die Bergflanke, dann schlägt er die ersten Haken. Manchen Kehren merkt man an, dass sie von Trail-Bauers Hand fahrbar geklopft wurden: frisch gehackte Kieselsteine. Sieht so aus, als hätten sich die erst kürzlich noch als ganzer Felsblock dem Flow entgegengestemmt. Auch so mancher Anlieger wirkt etwas aufgepolstert. Doch ansonsten bleibt der Ritt ein Naturrausch bis zum Boden des Sertigtals hinunter.
So, und jetzt das Ganze bergauf. Insgesamt 615 Höhenmeter zum Selbsthochstrampeln sind ja auch angekündigt. Der Pfad zieht zwar sehr sanft die Bergflanke zum Rinerhorn hinauf, aber es gilt, eine möglichst kraftsparende Linie über einzelne Steinwacker zu finden. Wie viele Körner und Zeit das kostet, merken wir, als wir das Rinerhorn erreichen und das Bergrestaurant bereits geschlossen hat. Egal, jetzt geht’s ja bis Monstein erst mal nur bergab. Doch der Pfad lässt sich Zeit. Im Auf und Ab flaniert er weiterhin leicht verblockt die andere Seite des Rinerhorns entlang. Obwohl uns die Viehgatter nicht aufhalten, weil sie wie Startgatter beim Skirennen einfach auf- und wieder zuklappen, wird es halb sieben, bis wir bei Kilometer 23 Monstein erreichen. Keine Chance, heute noch bei Tageslicht nach Filisur zu kommen. Also vertagen wir Teil zwei des Trails auf morgen.
Das Postauto shuttelt uns am nächsten Tag von Davos zum Wiedereinstieg nach Monstein hinauf. Kurz hinter dem kleinen Dorf wartet eine Schotterrampe zum Warmfahren. Dann wieder ein Trail, ebenfalls bergauf. Schließlich kippt der Pfad und nimmt richtig Fahrt auf. Vier Kilometer lang surfen wir, nah am Abgrund, aber mit viel Flow auf ihm dahin. Bis ins kleine Bergdorf Jenisberg. Hier haben wir die Wahl: oben- oder untenrum nach Filisur? Der offizielle Trail führt hier ins Tal und folgt dem Ufer der Landwasser bis zum Ziel. Wir aber wählen lieber das Abenteuer auf der oberen Via Romantica durch die Tobel, was uns noch mal eine Schieberampe von 100 Extra-Höhenmetern im Wald einbrockt. Aber die imposante Schlucht und der Superflowtrail bis zum Bahnhof in Filisur sind es definitiv wert. Am Ende hat unser Tacho 36,2 Kilometer und 993 Höhenmeter bergauf gezählt. Bergab: 2580 Höhenmeter.
BIKE-Fazit: Dieser Trail schenkt dir großartige Landschaften, aber sonst nichts. Zwar ist er fahrtechnisch nicht schwer, Wurzeln und Felsen verlangen aber bergauf wie bergab stets eine hochkonzentrierte Fahrweise. Und genau das macht ihn zum Epic-Trail – für den man aber mindestens sechs Stunden Fahrzeit einplanen sollte.
Gitta Beimfohr, BIKE-Reiseredakteurin: Ein Trail, an dem man als ambitionierter Biker einen ganzen Tag zu knabbern hat – das ist in den Alpen wirklich selten.
Infos zum Alps Epic Trail Davos
Bei der Buchung einer Unterkunft bekommt man das Liftticket für die ganze Region gratis dazu (gilt auch für Zug und Bus).
Rückfahrt von Filisur: Alle volle Stunde fährt ein Zug zurück nach Davos (30 Minuten Fahrzeit).
Einkehr-Tipp: bester Blaubeerkuchen im Veltlinerstüberl in Monstein!
Infos: www.davos.ch
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