Die südliche Hälfte der großen Mozart-Runde führt tief in die Alpen, ohne die Beinmuskeln (oder den Akku) zu überfordern. Rauschendes Wildwasser, kostbares Salzwasser und die Watzmann-Silhouette dekorieren den Weg – der einmal mehr eine Landschaft voller regionaler Spezialitäten erkundet.
Frühmorgens, wenn hohe Berge aus dem Bodennebel über dem Inntal ragen, sind die Gedanken an seine enorme Verkehrsbedeutung weit weg: Hier verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich, hier verlaufen die wichtigsten Auto- und Bahnstrecken über die Alpen – allein, wir hören und sehen nichts davon. Stattdessen entfaltet die Blaue Quelle hinter dem gleichnamigen Gasthaus ihre Magie: Bis zu 1.000 Liter kristallklares Wasser drücken angeblich pro Sekunde aus dem Boden. Sieben Grad kalt ist der kleine See, und trotz des knietiefen Anscheins bis zu vier Meter tief.
In Erl lohnt sich der Abstecher zur Festung Kufstein oberhalb der Altstadt. 2025 ist hier Passionsspieljahr. Der Zwischenstopp in Erl lässt sich somit hervorragend mit einem Besuch dieses Kulturhighlights kombinieren (www.passionsspiele.at). Kurz darauf steigt der Mozart-Radweg so heftig an, dass die Komponistenkutsche Mühe gehabt haben dürfte, zum Walchsee zu kommen. Am Fuß des Zahmen Kaisers, einer kleinen, schroffen Gebirgsgruppe in den Tiroler Kalkalpen, surren nur E-Biker mit ungerührt ruhigem Atem zum Walchsee. Oben angekommen, ist der Tag noch so jung, dass wir auf dem Weg zum Ort den großartig gelegenen See an seiner Südseite umrunden, statt direkt an der Hauptstraße entlangzufahren. Eine stille Badestelle ist auch rasch gefunden...
Infos: www.chiemsee-alpenland.de, www.kufsteinerland.at, www.kaiserwinkl.com
Nach flachem Anlauf am Inn steigt diese Kurzetappe am Stück über 300 Höhenmeter aufwärts, teils mit kräftiger Steigung. Zwei Kilometer Bundesstraße sind unvermeidlich, doch die bald beginnende asphaltierte Nebenstrecke ist ruhig und aussichtsreich. www.mozartradweg.com
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Luxuriös nächtigt man im Walchseerhof, bei einem Zimmer mit Seeblick und Balkon möchte man das Hotel am liebsten gar nicht mehr verlassen. www.walchseerhof.com
Kurz vor Erl liegt das traditionsreiche Gasthaus Blaue Quelle an der Straße. Leider war die mit zwei „Hauben“ ausgezeichnete Gourmetküche bei unserem Besuch geschlossen, doch die namensgebende Blaue Quelle hinter dem Haus ist frei zur Besichtigung zugänglich. www.blauequelle.at
Am höchsten Punkt des Weges zum Walchsee kommt man fast zwangsläufig am Ledererhof vorbei. Am Fuß des Zahmen Kaisers gelegen, ist der Ledererhof gleichzeitig Ausflugslokal und Produktionsbetrieb für die eigenen Lebensmittel. Fast alle Zutaten im Lokal stammen aus der Region. www.ledererhof.tirol
Mit ihrem großen Parkplatz und der technischen Architektur ist die Käserei Plangger alles andere als eine lauschige Alm. Bio-Pionier Plangger ist mit seinem Heumilch-Käse so erfolgreich, dass er 2021 in den Neubau umsiedelte. Bekannt ist vor allem der „Felsenkäse“, der in einem großen Felsenkeller in den Regalen reift. Dabei kann man ihm durch große Fenster zusehen. www.kaeserei.at
Hinter der flachen Walchsee-Schüssel aus grüner Landschaft mit Kuhweiden werfen sich bewaldete Berge hoch und zwängen Flüsse, Straßen und Wege immer enger zusammen. Während im Nordteil der Runde noch Felder, Weiden, Obstwiesen die Landschaft prägen, rollen wir nun in rauere Gefilde. Skilift-Pfosten ragen aus manchen Waldschneisen und die grauen Kalkgipfel werden immer schroffer. Im Tal der Saalach bei Lofer tost das Wasser so laut, dass die Straße am Gegenufer akustisch verblasst. Autos mit Anhängern voller kurzer, bunter Kajaks hatten ohnehin ahnen lassen, dass hier ein Spielplatz für fortgeschrittene Paddler und ein Logenplatz für interessierte Radler sein könnte. Wir verdrücken unsere Brezn mit örtlichem Bergkäse und freuen uns am spritzenden Spektakel.
Abwechslungsreich und erfrischend kühl bleibt die Route nah am Fluss. Mal knirscht Kies unter den Reifen, dann führen asphaltierte Verbindungswege durch Dörfer und Weiler. Die Wegplaner haben gute Arbeit geleistet und aus einem Patchwork an Straßen und Wegen eine Etappe gebaut, die sich trotz ihrer Länge und Steigungen nie zäh anfühlt. Der Herr Mozart dürfte allerdings eher auf den Vorfahren der heutigen Hauptstraßen unterwegs gewesen sein. Vor gut 230 Jahren – als an den Motorwagen oder gar das E-Bike noch niemand dachte, war der breiteste und glatteste Weg sicher der beste. Heute haben die Planer erkannt, dass Motorwagen und Fahrräder auf getrennten Wegen besser unterwegs sind.
Infos: www.kaiserwinkl.com, www.bad-reichenhall.de
Die ziemlich bergige Etappe verläuft zu großen Teilen auf von der Straße getrennten Radwegen durch enge Alpentäler. Die fünf Kilometer auf der Bundesstraße hinter Griesenau lassen sich abkürzen, wenn man St. Johann auslässt und gleich nach Kirchdorf abbiegt – je nach Verkehrsaufkommen kann das angenehm sein. www.mozartradweg.com
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Hotel Sonnenbichl, Bad Reichenhall - Das familiäre Hotel mit Kurort-Flair liegt ruhig und zentral. Es bietet kein Abendessen an, doch auch das vom Hotel empfohlene Restaurant „Schwabenbräu“ in Fußentfernung (www.wieninger-schwabenbraeu.de, unbedingt reservieren!) ist ein erfreulicher Ort. www.sonnenbichlhotel.de
Alois Loder ist mehrfacher österreichischer Staatsmeister. Nicht im Sport, sondern im Wettstreit der Bierbrauer. Im ehemaligen Fitnesskeller seines Hauses braut er in kleinen Mengen vor allem Starkbiere mit bis zu 12% Alkohol. Es ist eher Hobby als Broterwerb, entsprechend sportlich geht er die Sache an: „Wenn Staatsmeisterschaften sind, trainieren wir vorher. Und bei meinen kleinen Mengen spielt der Einkaufspreis der Zutaten eigentlich keine Rolle, ich kann die besten Zutaten kaufen.“ Wenn gebraut wird, darf seine Frau Petra nicht in den Keller, denn die hat sich auf edle Bier-Essigsorten spezialisiert – und deren Bakterien würden sein Bier ruinieren. www.bieressig.at
Am westlichen Ortsende von Walchsee ist die große Käserei kaum zu übersehen. Doch ähnlich wie beim Konkurrenten Plangger lassen auch hier nur Fenster einen Blick in die Produktion zu. Die Walchseer Käserei ist eine Genossenschaft, in die 60 Biobauern der Umgebung ihre Milch liefern. Der Werksverkauf lädt zu Shopping und Brotzeit ein. www.biokaeserei-walchsee.com
Ganz kurz streckt er seinen Kopf raus - oder ist das Dunkle da oben nur eine besonders dunkle Wolke? Der Watzmann, auch „König Watzmann“ genannt, erhebt sich an seiner höchsten Stelle, der Mittelspitze, auf 2713 Meter. Eine markante Gestalt mit abgrundtiefer Ostwand und einem schmalen Grat, den Geübte wohlig schaudernd überkraxeln. Doch hier und heute bei Stanggass, am wohl besten Watzmann-Panoramapunkt der Mozartrunde, schneiden vielschichtige Wolken seinen Gipfel einfach weg. Das Dunkle, das oben rausschaut, war ohnehin viel zu weit rechts, also kein Gipfel... Nach dem frühmorgendlichen Anstieg aus Bad Reichenhall hatte sich ein hübsches Hochtal weit geöffnet, mit schöner Forstpiste abseits der Hauptstraße. Und irgendwie tut das dem Kopf auch gut, denn Fernsicht und freie Horizonte sind ein schöner Kontrast zur vorhergehenden Stollenbesichtigung in der Reichenhaller Saline.
Die feuchte Kälte in diesem eindrucksvollen Industriedenkmal weicht beim Bergauftreten rasch aus den Knochen, doch das Thema „Salz“ kreist unvermeidlich noch eine Weile im Kopf. Das Salzachtal, das Salzbergwerk in Berchtesgaden und der Weg nach Salzburg tragen es ohnehin im Namen. Trotz aller Ehrfurcht für Mozart hat das schnöde Natriumchlorid wohl mehr Spuren in Sprache und Landschaft hinterlassen als der reisefreudige Komponist. Fast ebenerdig biegt der 450 Kilometer lange Mozart-Radweg schließlich in der Zielgeraden ein. Keine Skilifte mehr, dafür nehmen die feinen Verzierungen an den Gebäuden zu. Girlanden aus Stuck, pastellfarbene Häuschen, Kirchturmspitzen wie Baiser-Hauben – ja, doch: es mozartelt sehr im Lande Salzburg. Noch eben auf einer Parkbank mit Burgblick eine Mozartkugel im Munde zergehen lassen. Das metallische Einwickelpapier glattstreichen. Den seltsam grauzopfigen jungen Mozart darauf anlächeln und sich beim Namenspaten bedanken: „Feiner Weg, Herr Mozart, echt spannend!". Und dann müssen wir leider rasch zum Bahnhof.
Infos: www.berchtesgaden.de, www.salzburgerland.com
Eine sehr steile (>10%) und lange Forstpiste gewinnt direkt aus der Stadt 200 Höhenmeter zum Pass Hallthurm. Die verbleibenden Höhenmeter nach Salzburg sind marginal, meistens geht es bergab. Die wenigen Kilometer auf befahrenen Straßen sind harmlos, fast immer gibt es einen Radstreifen. www.mozartradweg.com
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
„Gebirgsenzian aus dem Nationalpark Berchtesgaden", das klingt wie dick aufgetragene Werbung, hat aber einen wahren Kern: Seit 1692 brennt die Firma Grassl Schnaps, unter anderem aus Enzianwurzeln, die trotz der strengen Naturschutzregeln in den abgelegenen Bergen ausgegraben werden dürfen. Das Recht dazu ist älter als der Nationalpark selbst, zudem achten die Sammler aus Eigeninteresse darauf, nicht mehr zu sammeln, als nachwächst. Die Besichtigung von Brennerei (und Verkaufsraum) ist spannend. Sehr angenehm: Man kann die hochprozentigen Produkte – am besten sehr maßvoll – verkosten, ohne gleich in Verkaufsgesprächen zu landen. www.grassl.com
Die Pappschachteln mit der weißblauen Raute und der Aufschrift „Bad Reichenhaller“ sind hierzulande so alltäglich, dass der Besuch der einstigen Produktionsstätte einen kleinen Realitätsschock auslöst: „Das gibt es ja wirklich!“. Das Salz aus dem Gebirge hatte einst Städte wie Salzburg und Wasserburg reich gemacht. Die Sole wurde im Salzbergwerk Berchtesgaden gefördert und wird noch heute über die Soleleitung nach Bad Reichenhall in die Saline gepumpt. Und man sieht den über 150jährigen Pump- und Förderanlagen an, wie wertvoll das Wasser mit dem gelösten Salz aus den Berchtesgadener Stollen war. Die marmornen Tunnel und Gräben tief unter der Erde sowie die dekorierten Wasserräder sind im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Auch für Museumsmuffel eindrucksvoll! www.alte-saline.de