BrandnertalEin Bikepark rüstet auf!

Laurin Lehner

 · 22.12.2020

Brandnertal: Ein Bikepark rüstet auf!Foto: Wolfgang Watzke
Brandnertal: Ein Bikepark rüstet auf!

Der Bikepark Brandnertal in Vorarlberg bespaßte seine Besucher bisher mit drei Trails. Jetzt verdreifachten die Betreiber ihr Streckenangebot. Wir waren da – und das sind die Highlights!

DER GEWALT-DH: TSCHACK NORRIS

Krasser Name, krasse Strecke – der Tschack Norris kombiniert einen zornigen Downhill mit dicken Sprüngen für Könner. Schwierigkeitsstufe: pechschwarz!

Der Name ist Programm. Wer den Tschack Norris mit Wums durchballern will, der muss die Arschbacken zusammenkneifen und den Lenker festhalten: schnell, grob und voller Mutproben. Experts only! Den Tschack Norris gibt es bereits seit der Parkeröffnung 2014. Die Abfahrt ist das Markenzeichen fürs Brandnertal und für viele der eigentliche Grund, hierherzukommen. Zumindest bisher, denn dieses Kaliber an Downhill Abfahrt gibt es bei uns so kein zweites Mal.

Hoch geht’s mit der Einhornbahn. Aus dem Sessellift sieht man auf der rechten Seite bereits den Einstieg – und die Sprungdimensionen, die einen erwarten. Da steht auch ein Monster-Double. Doch keine Sorge, der wurde speziell für einen Whip-Off-Contest hingebaggert und gehört nicht zur eigentlichen Strecke.

  Zum Gruseln schön: Die Abfahrt Tschack Norris ist steil, wurzelig und durchsetzt mit krassen Stunts. Dafür wird sie heiß geliebt von Hardcore-Downhillern.Foto: Wolfgang Watzke
Zum Gruseln schön: Die Abfahrt Tschack Norris ist steil, wurzelig und durchsetzt mit krassen Stunts. Dafür wird sie heiß geliebt von Hardcore-Downhillern.

Los geht’s auf schnellem Untergrund mit einem kleinen Road-Gap. Lässt man es nach der Landung laufen, kommt man gut über die zwei folgenden Doubles. Nun taucht der Trail in den Wald, und die Strecke verwandelt sich in einen groben Downhill. In diesem Wurzellabyrinth braucht man ein gutes Auge bei der Linienwahl. Es folgt ein Stunt Leckerbissen: eine Kombi aus Stepdown, fettem Stepup und Fünf-Meter-Road-Gap. Alles super gebaut und – Entschlossenheit vorausgesetzt – gut zu springen. Yeehaa! Danach wechseln sich dicke Wurzelgeflechte mit Geländekanten und gebauten Doubles ab.

Gut: Das natürliche Streckentempo passt zu den Dimensionen der Sprünge. Für uns waren die zwei großen Doubles in der Jump-Passage die größte Mutprobe. Hier will man nicht zu kurz springen, und die Optik erschreckt, auch wenn der Schwung des Trails einen gut über die dicken Dinger trägt. Unser Tipp: gut anschauen und zuerst die Chickenline daran vorbei nehmen – uns brach da auch kein Zacken aus der Gravity-Krone.

FAZIT
Der Tschack Norris ist eine schwierige Downhill Abfahrt mit fetten, aber gut gebauten Sprüngen. Wer’s draufhat, beißt sich danach vor Stokeness und Glück in die Faust. Bei Nässe: Finger weg!

PLUS

  • Airtime
  • Rhythmus
  • Viele Features

MINUS

  • Bei Nässe gefährlich
  • Für Könner only!

ENDLICH ABHEBEN: TSCHARLIE TSCHÄPLIN

Die neue Jumpline bespaßt seine Befahrer mit Airtime und einer hohen Sprungdichte. Alles, was eine Jumpline eben braucht, oder?

Jeder will sie, doch kaum einer kriegt sie: eine Jumpline nach kanadischem Vorbild. Also eine, die ihre Befahrer rhythmisch von einem Sprung zum nächsten trägt und dieses erhebende Gefühl der Schwerelosigkeit erzeugt. Der Newcomer-Trail Tscharlie Tschäplin will genau das ändern und genau so ein Trail sein. Rote Jumplines sind laut Meister-Trailbauer Tom Pro aus Whistler am schwierigsten zu bauen. Daher waren wir sehr auf den Tscharlie Tschäplin gespannt.

Der Trail befindet sich im oberen Teil des Parks, den man mit einem zweiten Sessellift erreicht. Als recht breite Erdbahn wellt sich der Tscharlie Tschäplin sanft den Hang entlang, gespickt mit vielen, gut gebauten Sprüngen. Das Streckentempo ist nicht zu schnell, und das ist gut so, denn wir wollen ja schön nach oben fliegen, statt wie eine Kanonenkugel nur nach vorne.

  Tscharlie Tschäplin: Luft unter den Reifen: Rote Jump-Strecken sind angeblich am schwersten zu bauen. Hier ist es gelungen: viel Airtime, viel Spaß!Foto: Wolfgang Watzke
Tscharlie Tschäplin: Luft unter den Reifen: Rote Jump-Strecken sind angeblich am schwersten zu bauen. Hier ist es gelungen: viel Airtime, viel Spaß!

Alle Sprünge können abgerollt werden, und man kann auch gefahrlos zu kurz springen – das ist kein Problem, denn die Sprünge sind als Tables gebaut. Die Dimensionen sind moderat und passen zu einer roten Strecke. So können sich auch Sprungeinsteiger gut rantasten. Es folgen Anliegerkurven und weitere Sprünge, die teils zwei Absprungoptionen besitzen. Langweilig wird es hier nie. In einem Farnwald bespaßt der Trail mit Anliegern, Rollern und Sprüngen – super! Lediglich das letzte Stück hakte etwas. Lag es an der Nässe? Jedenfalls schafften wir es nicht immer sauber in die Landungen. Dennoch: Der Tscharlie Tschäplin ist eine der besten Jump-Strecken hierzulande. Der Tscharlie Tschäplin endet, wo die rote Strecke Tschäck the Ripper anfängt – sehr gut!

FAZIT: Mission erfüllt! Der Tscharlie Tschäplin ist eine rote Jumpline mit einer sehr hohen Stunt-Dichte und gut dimensionierten Table-Sprüngen, die sich an Sprungeinsteiger und Fortgeschrittene richtet. Sehr spaßig. Daumen hoch.

PLUS

  • Airtime
  • Viel Abwechslung
  • Stunt-Dichte

MINUS

  • Wenig Höhenmeter

LINIENWAHNSINN: TSCHONNY NOXWIL

Tschonny Noxwil ist … ja, was ist er denn? Wir sagen: ein Oldschool-Downhill mit Sprüngen oder eine EWS-Abfahrt mit Kampfansage.

Der Trail Tschonny Noxwil ist als Downhill-Track gelabelt, startet aber wie eine ultrasteile Singletrail-Abfahrt. Erst waren wir verwundert, dann begeistert – und ziemlich sicher, dass die Könner unter Euch diesen Trail abfeiern werden. Für diese schwarze Abfahrt muss man ganz hoch auf den Berg. Das bedeutet: Mit dem ersten Sessellift rauf, einige Meter abfahren und rein in den zweiten Sessel, der ganz nach oben gondelt auf 1786 Meter. Hier startet die schwarze Abfahrt Tschonny Noxwil, eine Verlängerung des rabenschwarzen Klassikers Tschack Norris, wenn man so will. Zusammen: 4,8 Kilometer Downhill-Blockern.

Wir wünschten, wir könnten behaupten, dass wir alle Aufgaben auf dem Tschonny Noxwil gemeistert hätten, haben wir aber nicht.Foto: Wolfgang Watzke
Wir wünschten, wir könnten behaupten, dass wir alle Aufgaben auf dem Tschonny Noxwil gemeistert hätten, haben wir aber nicht.

Tschonny Noxwil zackt als handtuchbreites Erdband eher langsam, steil und technisch ins Tal. Safetycar-Phase. Doch sobald der Track in den Wald taucht, fängt die Strecke an auszuteilen. Sie nimmt Tempo auf und schanzt den Biker über einige Gelände-Jumps. Die Sprungdistanzen sind ambitioniert, passend zu der schwarzen Schwierigkeitsstufe des Trails.

Bei unserer Testfahrt war der Trail nass und langsam – so schafften es selbst die Tester mit viel Popp in den Beinen nicht immer in die Landung. Kurzum: Wer hier jeden Sprung meistern will, muss jederzeit Schwung mitnehmen und die Linie gut treffen, sonst verpufft das Tempo, und die Reifen geraten ins Stolpern. Das ist in den Off-Camber-Passagen, Wurzelschlingen und Geholpere ganz schön kniffelig. Später wird die Strecke schneller, dann wieder langsamer, schmal und kurvig wie ein Enduro-Trail. Um hier mit richtig Zug durchzubraten, muss man üben, doch hat viel Spaß dabei. Brennen die Unterarme, oder geht noch was? Dann ab ins nächste Abenteuer! Der Tschonny Noxwil mündet direkt in die Brutalo-Abfahrt Tschack Norris mit seinen XXL-Mutproben.

FAZIT: steil, wurzelig, vielseitig. Tschonny Noxwil ist eine Hardcore-Enduro-Abfahrt mit einigen Mutproben. Oder ein klassischer Downhill, fordernd, steil und richtig fies bei Nässe.

PLUS

  • Stunts
  • Abwechslung

MINUS

  • Nässeempfindlich
  • Eher langsam
  • Knifflige Stunts

DER NEUE ALTE: ALTE-STATT-TRAIL

Bisher guckten Enduristen und Singletrail-Jäger im Bikepark Brandnertal in die Röhre. Nix da. Fehlanzeige! Drei Strecken sollen das nun ändern. Der Burtscha-Trail, der Parpfienz-Trail und der Alte-Statt-Trail. Der Letztgenannte hat uns besonders gut gefallen.

Um zum Trail-Einstieg zu gelangen, muss man von der Bergstation des oberen Sessellifts rund zehn Minuten auf einer Forststraße überqueren. Hier startet auch der leichte, aber sehr flowige Parpfienz-Trail (Länge: 4 km). Wir biegen auf den Alte-Statt-Trail ein, der zurück runter zur Talstation des Bikeparks führt. Der Trail ist schmal, kurvig, naturbelassen – ein alpiner Wanderpfad. Doch das meinen wir als Kompliment. Denn nicht nur die Landschaft gefällt, auch das Gefälle, die Steinfelder, Wurzelteppiche, Kurven, Naturanlieger. So soll ein Enduro-Trail sein. Highlight: eine Hochebene mit Almwiesen, durch die sich der Mühlebach schlängelt. Das ist Balsam für die Augen und die Seele. Gebaute Sprünge findet man hier keine.

  Der Alte-Statt-Trail: Enduro-Gekurve in alpiner Superlandschaft. Ja, so schön sind die Alpen!Foto: Wolfgang Watzke
Der Alte-Statt-Trail: Enduro-Gekurve in alpiner Superlandschaft. Ja, so schön sind die Alpen!

Über ein potentes Enduro freut man sich dennoch, will man in den Highspeed-Passagen das Gas stehen lassen. Vom Charakter her bleibt sich der Trail von Start bis Ziel treu. Achtung: Das untere Trail-Stück teilen sich Wanderer und Biker. Nach drei Kilometern ist der Spaß vorbei, und man kommt etwas abseits der Parkstrecken raus. Jetzt geht’s per Teerstraße zurück zur Talstation, oder man quert rüber und nimmt das letzte Stück des Tschäck the Ripper mit.

FAZIT: spaßiger Natur-Trail für Singletrail-Fans. Eignet sich super für die letzte Abfahrt.

PLUS

  • Panorama
  • Vielseitig

MINUS

  • Startet abseits der Parkstrecken

Den gesamten Spotguide Brandnertal mit diesen Strecken gibt's als PDF hier Download:
>> Österreich: Spotguide Brandnertal (pdf) <<

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