Dimitri Lehner
· 24.04.2014
Leogang ist dank vielfältigem Streckenangebot und schneller, moderner Gondel einer der Big Player unter den Parks. Die Lage mitten in den Alpen erschwert zwar die Anreise, spendiert dafür aber Berggefühl.
Das Alpendörfchen Leogang ist schon lange jedem ambitionierten Freerider ein Begriff. Nicht nur in Europa,
auch weltweit. Denn in Leogang wurde für hochkarätige Filme wie "New World Disorder" gefilmt, es gab Top
Events wie "26Trix" oder "White Style", im kommenden Jahr werden hier sogar die UCI-Weltmeisterschaften
stattfinden. Leogang ist daher nicht nur einer der bekanntesten und erfolgreichsten Bikeparks, sondern
auch einer der ältesten. Immer wieder verbessern die Leoganger ihr Angebot und ringen dem leider sehr
steilen Gelände neue Stunts und Strecken ab.
Es gibt vier Hauptstrecken. Die Freeride-Trails "Hangman", "Flying Gangster", "Bongo Bongo" und die
ruppige, wurzelverseuchte Downhill-Strecke "Speedster". Nur "Hangman" startet von der Gipfelstation auf
1740 Metern. Er führt im Wald über Holzleitern und Wurzelpassagen, doch die meisten der 420 Höhenmeter
windet sich der "Hangman" über rumpelig-grobe Anlieger auf dem Skihang in die Tiefe. In den Kurven liegt
viel grobes Geröll, das drückt den Spaß. Die Gondelfahrt bis ganz nach oben lohnt daher nicht wirklich.
Ab der Mittelstation kriegt "Hangman" eine Flow-Dusche, dort empfiehlt er sich für Einsteiger, Bikes mit
weniger Federweg oder zum Warmfahren. Die Strecke ist gespickt mit Mini-Doubles (nicht immer richtig
dimensioniert) und Anlieger-Kurven. Schade, dass viele Höhenmeter dröge über Forstweg vernichtet
werden.
Herzstück von Leogang ist eindeutig der schnelle Spaß-Trail "Flying Gangster", die "freeridigste" Abfahrt im Park. Sie beginnt von der Mittelstation. Ihre etwa 480 Höhenmeter sind vollgepackt mit Sprüngen, Holzanliegern, Wallrides und meist gut gebauten Holz-Drops. Die Strecke vermittelt schöne Flug-Sensationen und ist daher nicht grundlos absoluter Publikumsliebling. Nervig: die starken Bremsrillen in der letzten, steilen Sektion; da freut sich jeder, der zum Big Bike gegriffen hat. In unseren Augen ohnehin die beste Wahl für Leogang. Im Tal mündet der "Flying Gangster" in den großen Slopestylepark mit seinen Drop-Batterien, Wallrides und sonstigen Spielereien.
"Bongo Bongo" heißt der neueste und kürzeste Trail in Leogang. Er zweigt etwa auf halber Strecke vom "Flying Gangster" ab. Kurz vor der Brücke geht’s links ab, das muss man wissen. Der "Bongo Bongo" ist ein technischer Trail. Er führt über Wurzelfelder, Erdstufen und Northshore-Leitern. Leider sind die so breit, dass man nur drüberrollt – ohne Kick. Hier wünschen wir uns mehr Spielereien, zum Beispiel niedrige Skinnies. Bei Nässe wird der "Bongo Bongo" schnell "tricky". Mehr als einmal pro Tag will man diesen Trail meist nicht fahren, dafür schlägt der Spaß-Seismograph zu schwach aus.
Big-Bike-Puristen lieben die Downhillstrecke "Speedster" mit ihren schon legendären Wurzelteppichen. Sie fordert selbst Könner heraus und ist daher regelmäßiger Tourstop des Downhill-Worldcups. Bei Nässe wird der "Speedster" schnell gefährlich und unkontrollierbar. Leider speichert er noch Feuchtigkeit, wenn andere Strecken längst trocken sind. Mustergültig: die schnelle Gondel und der große Stunt-Park an der Talstation. Hier kann man noch bis Sonnenuntergang trainieren – auch ohne Gondelbetrieb. Features: Dualslalom-Kurs, Logrides, Kinder-Parcours, kleine und große Drop-Batterien und sogar ein Foampit. Demnächst soll ein Bagjump installiert werden. Übrigens: Wer auch abseits des Parks Trails suchen will, kann von hier aus zur 5-Gondeltour starten.
Gesamtwertung: 8 von 10 möglichen Punkten
Großes Plus: Die schönen Naturtrails von Saalbach-Hinterglemm sind nur einen Katzensprung entfernt.
Weitere Infos unter http://www.bikepark-leogang.com/