Gitta Beimfohr
· 13.08.2017
Der Bike-Ausflug mit der ganzen Familie ist so eine Sache: Mama will die große Runde drehen, Papa auf die Trails – die Kleinen haben zu schwere Bikes. Doch es gibt Spots, die alle glücklich machen.
Vergessen Sie die Forststraßenrunde, wenn Sie den Nachwuchs für einen gemeinsamen Bike-Ausflug begeistern wollen. Schotterstraßen interessieren Kinder ungefähr so viel wie Schokokeksbrösel und Apfelsaftschorle auf dem Autositz. Vor allem, wenn es auch noch längere Zeit bergauf gehen soll. Denn Kinder haben einen angeborenen Intervall-Trainingsinstinkt. Schon beim Spielen geben sie ein paar Minuten Vollgas, machen eine Pause, dann wieder Vollgas. Und in diesem Modus sollte auch Ihr gemeinsamer Bike-Urlaub gestaltet sein. Am besten geht das in einem Bikepark, der auf Kindermotivation angelegt ist und genügend Alternativ-Programm drumherum bietet. Das könnte ein Klettergarten, ein See oder auch ein kleiner Streichelzoo sein. Je nach Sportlichkeit machen Sie Ihr Kind vielleicht aber auch glücklich, wenn Sie es mit auf eine erste längere Trail-Abfahrt außerhalb des Parks mitnehmen. Bergauf hilft der Lift, aber bergab muss das Kind natürlich schon entsprechend Kraft in den Bremsfingern haben. Wichtig sind auch hier immer wieder Pausen. Die folgenden Wochenend-Spots haben sich beim Nachwuchs der BIKE-Redakteure bereits bewährt – und auch Mamas und Papas glücklich gemacht.
In diesem Reise-Journal finden Sie Empfehlungen für
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SERFAUS: SPIELWEISE
Schlagen Sie einen großen Bogen um Serfaus, wenn Sie nicht wollen, dass sich in Ihrem Kind der Berufswunsch "Profi-Downhiller" manifestiert. Meiden Sie vor allem die erste Augustwoche. Denn da stürmen wieder 250 Jugendliche aus 19 Nationen das Hochplateau im Oberinntal, um bei den Rookie Games den schnellsten Gravity-Nachwuchs Europas zu ermitteln. Andererseits könnten es Tage sein, an denen Ihr Kind das Wort "Playstation" nicht einmal denkt. Serfaus-Fiss-Ladis, der größte Bikepark Tirols, thront auf einem Hochplateau im Oberinntal. Abgeschirmt von den Ötztaler und Samnauner Gipfeln strahlt hier beneidenswert oft die Sonne, und die Tage sind deutlich länger als im Tal. Gut so, denn es gibt für die ganze Biker-Familie viel zu tun: Im welligen Kidspark schnuppern sich die Kleinsten an erste Anstiege heran, auf dem Pumptrack nebenan gibt’s Lektionen in Sachen Kurventechnik und Fliehkraft, und auf dem Milky Way im Bikepark darf man die Bremshebel auch mal kurz loslassen. Mutter und Vater können sich derweil bis zu Schwierigkeit "schwarz" austoben oder einer beschilderten Panorama-Tour folgen.
Frommes-Trail (10,6 km, 50 hm bergauf, 1250 hm bergab, 1:30 h)
Lange, bevor es den Bikepark mit all seinen Flowtrail-Strecken gab, lockte vor allem eine Abfahrt Trail-Liebhaber auf das Sonnenplateau von Serfaus: der Frommes-Trail. Er bietet die perfekte Kombination aus Panorama, Flow und Kernigkeit. Wer sich die ersten 1000 Höhenmeter Anstieg ersparen will, nimmt die Schönjoch-Gondel in Fiss. Die restlichen 50 Höhenmeter zum Gipfel des Schönjöchls sind gerade recht zum Warmfahren. Dann geht’s etwas ausgesetzt am Grat entlang zum Frommes-Kreuz, wo der Einstieg in den angelegten Biketrail wartet. Mit Blick übers Inntal kurvt man die flowigen Serpentinenschlaufen bis zur Frommes-Alp hinunter. Hier lohnt sich eine Einkehr, bevor man die nun kernigere Abfahrt nach Ladis angeht. Im Wald wartet nämlich ein Natur-Trail mit Steinen, Wurzeln und Rinnen. Infos GPS-Daten der fünf schönsten Trail-Runden rund um Serfaus: www.bike-magazin.de, Webcode #5861
INFOS
Der Bikepark
In Serfaus wurde wirklich an alles gedacht. Es gibt 8 Hauptabfahrten (420 hm), 3 einfache Brechsandbahnen, 3 rote für Fortgeschrittene und 2 schwarze Trails mit eingebauten Mutproben für Experten. Außerdem 1 Kinder-Parcours, 1 Pumptrack, 1 Dirtline und 1 Slopestyle-Kurs. Ticket-Preise für die Seilbahn: Erw. 32,50 Euro, Jug. 24,50 Euro, Kids bis 14 J. 16,50 Euro.
Bikes und Ausrüstung
In den Bikeshops gibt es Enduro-Bikes ab 24-Zoll-Laufrädern, E-MTBs ab Größe S inkl. Schutzausrüstung zum Verleih.
Unterkünfte
Unter dem Motto "Family Affairs" bieten diverse Bike-Hotelkategorien Pauschalen für Familien an. Infos Unterkünfte: www.serfaus-fiss-ladis.com
SAALBACH: ABENTEUERLAND
Geschmeidig wie eine Katze fliegt Valentina Höll durch Europas Abfahrts-Trails und lässt dabei nicht nur die ältere, sondern auch die männliche Konkurrenz im Wald stehen. Kein Wunder bei diesem Spielplatz vor ihrer Haustür! Die 15-jährige Downhill-Hoffnung aus Saalbach-Hinterglemm muss nur vor die Haustür treten und rollt schon in die erste Kehre von Papas Pumptrack. Über den anschließenden Höllen-Trail erreicht sie die Talstation der Seilbahn und gondelt direkt in den ortseigenen Bikepark, in dem regelmäßig die internationale Freeride-, Dirt- und Marathon-Elite gastiert. Wer auch so wohnen möchte, kann sich einfach in Valis Zuhause, dem Spielberghaus, einquartieren. Die Hütte liegt auf 1311 Metern Höhe mitten im Bergfrieden. Vom Frühstückstisch auf der Sonnenterrasse sieht man die Kleinsten im hauseigenen Streichelzoo wieseln, während die größeren Kinder im Mini-Pumptrack hinterm Haus rumturnen. Danach geht es gemeinsam in den Bikepark: Am kindergerechtesten schlängelt sich die Milka-Line bergab, zum Teil allerdings mit Bremswellen. Für eine Spielwiesenerweiterung wechselt man per Lift einfach ins benachbarte Leogang hinüber!
Hacklberg-Trail (14,2 km, 125 hm bergauf, 1140 hm bergab, 1:30 h)
Wer dem Rummel im Bike-Circus mal den Rücken kehren will, der folgt dem Hacklberg-Trail in die einsameren Winkel der Pinzgauer Grasberge. Auch der Junior wird abends mächtig stolz sein, wenn er diesen Ausritt durch die "wilden" Saalbacher Berge gemeistert hat. Vor dem Abfahrtsspaß wartet nämlich eine Bergaufprüfung: die Rampe vom Schattberg-Gipfel Ost zum Schattberg-Gipfel West hinauf. Allerdings sind diese 125 Höhenmeter so steil, dass alle schieben müssen. Dahinter fädelt man in den Hacklberg-Trail ein und lässt es in den satten, griffigen Anliegern einfach laufen. Stolperstellen oder Hindernisse sind nicht zu erwarten. Ab der Hacklberg Alm folgt man den Schildern Richtung Buchbergalm und verlängert das flowige Kurvenerlebnis noch um einige Tiefenmeter bis ins Tal hinunter. Infos: Weitere Trail-Touren, auch in den Bikepark nach Leogang hinüber, gibt’s unter www.bike-circus.at
TIPPS / INFOS
Der Bikepark
Von der Milka-Line bis hin zum Evil-Eye-Trail: Der Park in Saalbach bietet sechs angelegte Abfahrtsstrecken und unzählige naturbelassene Enduro-Trails durch die Pinzgauer Grasberge. Pumptracks Außer dem hauseigenen Mini-Pumptrack am Spielberghaus gibt es noch ein etwas größeres, schön angelegtes Exemplar am Wieserauberg, gleich hinterm Fußballplatz von Hinterglemm.
Unterkünfte
Den vollen Bike-Service mit Events, Pauschalen und traditioneller Pinzgauer Küche bekommt man im Spielberghaus, www.spielberghaus.at
Aber es gibt auch im Ort "Jokercard"-Unterkünfte. Diese Karte bekommt man beim Einchecken, und sie ermöglicht freien Eintritt in sämtliche Sportanlagen des Ortes (Seilbahnen, Erlebnisbad, Minigolf, Klettergarten etc.).
Infos
Unterkünfte und alle Infos zum Bikepark gibt’s unter www.bike-circus.at
RABENBERG: PLAYSTATION
Fünf Trail-Runden und kein Lift in Sicht – das wird den Nachwuchs erst mal stutzig machen. Doch das Phänomen eines Trailcenters ist ja: Hier haben Kinder ab vier Jahren genauso viel Spaß wie erfahrene Enduro-Biker. Die Trails wurden auf maximalen Flow ausgerichtet und lassen sich auch auf 24-Zoll-Rädern leicht durchrollen. Zum Würzen, Abkürzen und Verlängern der fünf Hauptrunden biegt man einfach auf einen der vielen Verbindungspfade ab, die es in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gibt. Bremswellen, die den Kleinsten im Bikepark schon mal den Lenker aus der Hand rütteln, sind im Bikecenter nicht zu befürchten. Denn, wo kein Lift, dort auch keine langen, angsteinflößenden Abfahrten. Hektische Bremsmanöver sind auf den Rabenberg-Trails nicht nötig. Hier geht es darum, den Rhythmus durch Wellen, Anlieger und Kurvenkombinationen zu finden. Die kürzeste Runde durchs Erzgebirge misst 5,7, die längste 26,2 Kilometer. Dabei stellen sich auch schon mal 100 sanfte Höhenmeter in den Weg. Für den Fall, dass den Kindern hier die Kraft ausgeht, haben erfahrene Eltern ein kleines Picknick dabei oder sogar ein Abschleppseil.
Stoneman-Miriquidi 162 km 4400 hm 1–3 Tage
Rund um das Trailcenter gibt es diverse Ausstiegsmöglichkeiten, die noch tiefer ins Erzgebirge hineinkurven. Der berühmteste Ausflug aber ist die mit Steinmännern ausgewiesene Stoneman-Miriquidi-Runde. Wer sie an einem Tag bezwingt, erhält sogar eine Trophäe in Gold. Es ist aber keine Schande, sich für die lange Strecke bis über die tschechische Grenze mehr Zeit zu nehmen. Immerhin warten unterwegs neun ernstzunehmende Gipfel. Mit Kindern bestenfalls als Drei-Tage-Runde geeignet. Ob Ihr Kind die gesamte Strecke schafft, hängt von Kondition und Bereitschaft ab, auch mal längere Schotter-Passagen durch den Wald zu meistern. Ein Abschleppseil könnte wichtige Dienste leisten. Die Unterkünfte entlang der Strecke sind auf Eine-Nacht-Gäste eingestellt, fürs Gepäck gibt es einen Shuttle. Infos: Streckenkarte mit den Einstiegsorten, Adressen und für Unterkünfte und Shuttle-Service sowie die Stempelkarte: www.stoneman-miriquidi.com
INFOS
Das Trailcenter
befindet sich in den Außenanlagen des Sportparks Rabenberg. Tagesticket 7 Euro, Zweitagesticket 11 Euro.
Außer Trails gibt es noch: Pumptrack, Schwimmhalle, Sauna, Kletterwand, Volleyball und einen Abenteuerwald.
Geöffnet von April bis Ende Oktober täglich von 8 bis 17 Uhr, im Sommer bis 19 Uhr.
Unterkünfte
Das Trailcenter liegt etwa 15 Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Im Sportpark gibt es aber Zimmer und einen Campingplatz (mit Frühstück). Verpflegung im Trailcafé und Restaurant.
Leih-Bikes
Der angrenzende Shop verleiht Bikes ab Rahmengröße 15,5 Zoll von Trek und Schutzbekleidung.
Infos: www.trailcenter-rabenberg.de
TRAIL-SCHAUKEL
Gerlos im Zillertal: zwei Flow-Abfahrten kombiniert mit Hütte und Gletscher-Panoramaweg.
Eine Schotterstraßen-Tour, die auch Kinder lieben: 2016 haben die neuen Flowtrails an der Isskogel-Bahn am Gerlos ihre Pforten geöffnet. Die Achterbahnkurven durch den Wald, mit integrierten Holzkonstruktionen, machen für sich schon Spaß. Kombiniert man sie aber mit dem Höhenweg, der zum noch verspielteren Wiesenalm-Trail hinüberführt, dann pedaliert man zwar im Auf und Ab auf Schotter dahin, wird unterwegs aber abgelenkt von der Aussicht in die Gletschergipfel des Alpenhauptkamms. So spulen sich die 22 Kilometer und 500 Höhenmeter auf knapp 2000 Metern Höhe schnell dahin. Unterwegs kann man auf der Hütte einkehren, und am Ende wartet noch der extrem abwechslungsreiche Wiesenalm-Trail mit seinem Slalomkehren-Finale. Zurück zum Gerlospass entweder auf gleicher Strecke (mit Lift zum Panoramaweg hoch) oder mit dem kostenlosen Pendelbus.
Infos und GPS-Daten unter www.bike-magazin.de, Webcode #31891
TOSKANA-TRIP
Pizza, Pasta, Eis und Cappuccino – allein das macht die Toskana zum geeigneten Familien-Urlaubsrevier. Wer seinen Nachwuchs auf sanfte Trails lenken und auch mal einen Ausflug ans Meer machen möchte, ist bei diesen Adressen perfekt aufgehoben:
Massa Vecchia mit Pumptrack, www.massavecchia.it und der Campingplatz in Punta Ala am Meer mit Trailcenter, www.campingpuntala.it
BIKEN UND SCHLAFEN
Am coolsten finden Kinder den Wochenendausflug mit dem Camper. Denn auf Campingplätzen hüpfen meist jede Menge Spielkameraden herum. Falls Sie aber ein festes Dach überm Kopf bevorzugen und einen gewissen Service – auch speziell für Biker – nicht missen wollen:
Im Portal von Mountain Bike Holidays und Südtirol Bike Hotels finden Sie zertifizierte Bike-Hotels auch mit speziellen Familienangeboten. www.bike-holidays.com und www.bikehotels.it
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