Gitta Beimfohr
· 09.08.2024
Zwischen Lagorai-Kette und Alpe Cimbra hat sich der Fluss Brenta gen Osten und dann im Bogen weiter nach Süden eine breite Talkerbe geschürft: das Valsugana. Alpenüberquerer passieren diesen großen Obstgarten des Trentino, wenn sie ihr Mountainbike aus den Dolomiten kommend über den idyllischen und einsamen Passo Cinque Croci gekurbelt haben.
Die Highlights auf der Durchreise: Ein Sprung in den Lago di Caldonazzo oder Lago di Levico, eine leckere Polenta und anschließend auf den berühmten Zickzack-Kehren des Kaiserjägerwegs weiter Richtung Gardasee ziehen. Selbst wenn man am Taleingang direkt davor steht, glaubt man weder, dass es sie gibt, noch dass es überhaupt möglich ist, in solch eine senkrechte Felswand eine Straße zu verlegen. Genau das sollte der Feind damals auch denken, deshalb hat man diesen immensen Aufwand ja betrieben. Heute ist der “Weg” asphaltiert, aber von seiner militärstrategischen Wegbaukunst aus dem Ersten Weltkrieg hat er nicht das Geringste verloren.
Auch im Valsugana kann man sich auf Biketour von so manch abenteuerlicher Wegführung überzeugen. Allerdings muss man sich vom Talboden aus auch auf deutlich mehr Höhenmeter gefasst machen. Zum Beispiel auf unserer Tour 3 zur Cima Vezzena. Von ihrem 1908 Meter hohen Gipfel-Felssporn genießt man den wohl schönsten Adlerblick über die Seen im Tal bis weit in die Lagorai-Kette hinein. Wer auf dem E-MTB unterwegs ist, wird mit dem Akku haushalten müssen, aber lohnende Einkehrstationen gibt es entlang der Strecke genug.
Das Valsugana ist ein klassisches Tourenrevier. Es gibt keine Lifte oder Flowtrails, sondern ein nicht enden wollendes Militärwegenetz, das man zu beliebig langen Tagesausritten kombinieren kann. Ich empfehle auch noch einen Ausflug zu den Sette Comuni am südlichen Ende des Tals.
Direkt am Ufer des kleineren Lago di Levico gibt es einen schönen Campingplatz, im Ort Levico selbst aber auch schöne Hotels. Info: levicosee-info.de und visitvalsugana.it
Schöne Einrollrunde: Auf schattigen Militärstraßen geht's zu den beiden Kriegsforts, die den Lago di Levico und den Taleingang einst auf beiden Uferseiten bewacht haben. Die erste Schleife dieser Tour führt mit einem netten Trail zum Forte Colle delle Benne über dem Ostufer. Die zweite Schleife dreht auf einem Pfad um das Nordufer des Sees und steigt dann zum Forte di Tenna auf. Am Doss degli Uccelli ermöglicht ein Trail einen Abstecher zum Lago di Caldonazzo, dann kurbelt man am See entlang zurück nach Levico.
Der 2000 Meter hohe Panarotta-Gipfel thront über dem Ostufer des Lago di Levico. Diesen Berg erkurbelt man sich am einfachsten übers Fersental, wo die Asphaltstraße bald in Schotterkehren im Wald übergeht. Nach 1430 Höhenmeter am Stück ist der Gipfelgrat erreicht. Jetzt folgt man einer Art Karrenweg Richtung Gleitschirm-Startplatz in Vetriolo Terme hinunter und rauscht nach einer Einkehr entspannt durch den Wald die restliche Abfahrt nach Levico hinunter. Mit kurzer, knackiger Trail-Passage am Ende!
Vom Caldonazzo-See geht es den Kaiserjägerweg hinauf, am Fort Vezzena vorbei und dann nochmal 200 heftige Höhenmeter auf geröllig-sandigem Weg zur Spitze der Cima Vezzena. Mit Ausblick zum Niederknien. Zurück geht's über die Hochebene und dann auf dem Sentiero della Pace, anfangs ausgesetzt und knifflig, dann aber immer leichter und mit schönen Ausblicken zurück zum Seeufer.