Gitta Beimfohr
· 19.10.2006
Frontlinien mit Aussicht – Biker freuen sich über die angenehmen Steigungen, die im Zickzack auf den Berg führen. Dennoch lösen die Militärstraße aus dem Ersten Weltkrieg bis heute Gänsehaut aus...
Frontlinien mit Aussicht – wir zeigen die zehn schönsten Militärpfade und Straßen, die man mit dem Mountainbike in den Alpen erkunden kann.
Für MTB-Alpenüberquerer ist der Brenner-Grenzkamm zunächst mal einer der leichtesten Hauptkamm-Pässe. Doch nicht nur das Panorama, auch Mussolinis Bunker und Schießscharten am Wegesrand lassen einen ehrfürchtig einen Gang runter schalten. Strecke und Info: Von Gries am Brenner über die Sattelbergalm und Sandjoch (2166 m) bis nach Sterzing. Rundtour in BIKE 7/06. Karte: Kompass-Karte Nr. 36 "Innsbruck, Brenner".
Steht man in den Weinbergen des Südtiroler Val Sugana und blickt nach Süden, möchte man eigentlich nicht glauben, dass in der senkrechten und über 1000 Meter hohen Felswand überhaupt ein Weg existiert. Doch tatsächlich: Das österreichische Militär sprengte die schmale Straße 1875 in die Wand – als Nachschubweg für ihre Festungen auf der Lavarone-Hochebene. Strecke und Info: Von Caldonazzo (Val Sugana) zum Monte Rovere (heute Asphalt). Daran schließen die 100 Kilometri dei Forti auf der Lavarone-Hochebene an, mit gut erhaltenen Forts (Schotter, Trails). Info und eine Tourenbeschreibung gibt's unter https://trails.de, allgemeine Info: www.trentino.com, Karte: Kompass Nr. 75 "Trento, Levico, Lavarone" (1:50 000).
„Friedensweg“ heißt der Weitwanderweg heute, der sich an der Frontlinie des Ersten Weltkriegs entlang hangelt. Über Hunderte von Kilometern führt er von den Karnischen Alpen über die Sextener Dolomiten (Drei Zinnen) bis zum Stilfserjoch und weiter über den Tonale Pass, den Monte Altissimo am Gardasee und den Pasubio zur Adria. Interessantester Abschnitt: der durch die Dolomiten, wo man bis heute rostende Granatsplitter finden kann. Strecke und Info: Komplett ist die Route wohl noch niemand gefahren, aber es gibt Veranstalter, die sie abschnittsweise anbieten. Abschnitt Karnischer Kamm: www.alpinschauer.de und Dolomiten: www.ulptours.de
Schon wieder das Val di Susa: Das Hochtal im westlichen Piemont, nahe der französischen Grenze ist nun mal ein Traumspot für Biker. Zwischen 2000 und 3000 Meter wickeln sich die alten Militärstraßen über die kahlen Berge. Die berühmteste Militärstraße ist die Assietta-Kammstraße. Sie zweigt vom Colle delle Finestre ab und führt bis zum 2566 Meter hohen Testa dell’Assietta. Hinunter geht es auf traumhaften Trails.
Strecke und Info: Die klassische Assietta-Tour startet in Salbertrand (Campingplatz). Die eigentliche Kammstraße zweigt später vom Colle de Finestre ab und steigt bis zum Adler-Denkmal am Assietta-Gipfel an. Zurück auf einem Supertrail. Info: BIKE 10/04. Karte: IGC-Karte "Valli di Susa" (Chisone e Germanasca (1:50 000).
Die Traumstraße, die den Gardasee-Boom unter Mountainbikern einst ausgelöst hat, ist der Tremalzo. In endlosen Serpentinen wickelt sich die leuchtende Schotterstraße vom Tremalzo-Tunnel (1863 m) zum Passo Nota hinunter. Über herrliche Trails und die alte Ponale-Straße gehts schließlich nach Riva zurück. Sportliche Fahrer lassen sich nicht shutteln, sondern haben den 1800 Höhenmeter-Anstieg vorher selbst erklommen. Strecke und Info: Tourenbeschreibungen (vier Varianten) in Moser Guide 12 "Gardasee West", Delius Klasing Verlag, 39,90 Euro.
Direkt hinter den Toren von St. Vigil thront der Nationalpark Fanes-Sennes-Prags. Hat man die grob geschotterte Zickzack-Rampe nach der Pederü-Hütte erst erklommen, betritt man eine andere Welt und kann nicht fassen, dass hier einst der Kanonen-Donner hallte. Ein absolutes Muss für jeden Dolomiten-Tourenbiker!
Strecke und Info: Die meisten passieren das Tal auf einer Alpenüberquerung, aber es gibt auch eine große Fanes-Runde über den Valparola-Pass: Dolomiten-Special in BIKE 9/02 und Spotguide Fanes in BIKE 5/05.
Kein Gebirgsstock ist im Krieg so malträtiert worden wie der Pasubio. Beide Kriegsgegner hackten Trassen für den Nachschub, zernarbten den Fels mit Granaten und durchbohrten ihn mit Tunnels und Stollen, in die sie Tonnen von Dynamit füllten und zündeten. Heute: Endlose Kurven mit Weitblick.
Strecke und Info: Brenner-Autobahn, Ausfahrt "Rovereto Nord". Literatur: Moser-Guide Nr. 11, Tour 21 "Pasubio", Delius Klasing Verlag 39,90 Euro.
100 Kilometer durchwegs fahrbare Militärstraße, doch der Ligurische Grenzkamm hat noch mehr zu bieten: Mit viel Panorama in alle Himmelsrichtungen pendelt er auf der Grenze zwischen Italien und Frankreich und kommt den Viertausendern der Westalpen schon sehr nah.
Strecke und Info: Von Tende in Italien bis zum Col de Tende (2000 m) auf grobem Schotter. Tourenbeschreibung in BIKE 11/01.
Alpenüberquerern ist diese alte Militärroute wohl besser bekannt unter dem Namen Montozzo-Trail, einer der schönsten Abfahrts-Trails der Alpen. Hinauf geht es auf der leicht ansteigenden Straße von Ponte Legno hinauf zu den alten Schützengräben an der Forcella di Montozzo (2613 m).
Strecke und Info: Stilfserjoch-Nationalpark, Kompass-Karte Nr. 072 "Stilfserjoch Nationalpark". Tourenbeschreibung in BIKE 5/05.
Nimmt man die Ausfahrt Trento Nord von der Brenner-Autobahn und steuert Asiago auf dem Altopiano an, erklimmt man die wohl einsamste Gegend der Ostalpen. Die Hochebene ist überzogen mit verfallenen Forts und ruppigen Militärpisten, die über die 2000-Meter-Marke hinaus kurven. Vorsicht: viele Tunnels und ausgesetzte Pfade.
Strecke und Info: Kompass-Karte Nr. 78 "Altopiano dei Sette Comuni". Touren in BIKE 10/94, 1/96 und 8/98.